"Meunier tu dors", heißt es im Volkslied. Auf Carole Dieschbourg trifft das ganz sicher nicht zu. Die Müllerin aus Echternach schläft nicht, sie hat vorgemacht, wie ein Unternehmen auf Basis nachhaltiger und ökologischer Grundsätze erfolgreich wirtschaften kann. Im kleinen Laden der Mühle stehen nicht nur Mehle in den Regalen, sondern auch Kaffee aus der eigenen Rösterei.
"Der ist bio und fair. Also wir kommen ja aus der Regionalproduktion und haben nach und nach den Bio-Bereich ausgebaut, nachdem ich in die Firma kam. Aber man muss sagen, mein Vater hatte uns schon bio-zertifiziert, der Input kam also von meinen Eltern und ich habe das dann weiter spezialisiert."
Nach einem Studium der Geschichte und Germanistik in Trier- steigt die heute 37-Jährige 2006 in den elterlichen Betrieb ein. Es habe sich ausgezahlt, dass die Mühle konsequent auf die ökologische Karte gesetzt habe, sagt Iris Köhn.
"Definitiv, wir sehen das jeden Tag, dass viele Kunden kommen, die bio und transfair wollen."
Iris Köhn arbeitet seit über 30 Jahren in der Echternacher Wassermühle. Sie weiß über ihre langjährige Chefin, "als Mädchen des Hauses, lass' mal so sagen", viel zu erzählen.
"Ich kenn' sie von Kindheit an."
Aber wichtig zu wissen, sei eigentlich nur.
"Also, Carole war immer zielstrebig, sie hat, wenn sie ein Ziel verfolgt hat, es so zielstrebig und konsequent durchgezogen, dass immer das Ziel, das sie wollte, dabei herauskam."
Inzwischen dient die Mühle der einzig amtierenden grünen Umweltministerin der Europäischen Union nur noch als Refugium. Sie wohnt in unmittelbarer Nähe. Das Geschäft hat ihr Bruder Yves übernommen.
"Ich bin jetzt eingesprungen."
Schwergefallen sei es ihm nicht.
"Ich bin ja sehr stolz, was meine Schwester macht."
"Möglichst alle Länder mit ins Boot bekommen"
Green economy sei eine lohnende Angelegenheit ist Dieschbourg überzeugt. Es müsse sich auszahlen, dann werde auch in den Klimaschutz investiert. Deshalb solle die Politik auf die Innovationskraft der Wirtschaft vertrauen und bei den anstehenden Klimaschutzverhandlungen im November in Paris, einen verlässlichen Rahmen setzen. Denn anders als noch vor einigen Jahren, seien die Voraussetzungen für den Klimaschutz heute andere.
"Es zweifelt ja keiner mehr an, dass der Klimawandel stattfindet."
Im Vorfeld der Weltklimakonferenz muss Carole Dieschbourg als amtierende Vorsitzendes des europäischen Umweltrates viele Positionen ausloten und austarieren. Sie sähe es gerne, wenn die Europäer eine starke Rolle im weltweiten Klimaschutz spielten.
"Europa muss geeint dastehen, Europa muss stark dastehen, Europa sollte Vorbildcharakter zeigen. Wir haben in Europa und gerade Deutschland ist ein sehr gutes Beispiel dafür, bereits eine Entkoppelung von Treibhausgasemissionen und wirtschaftlichem Wachstum hingekriegt, eine Entkopplung von Emissionen und Wohlstand und das ist ein sehr wichtiges Signal."
Europa hat sich bereits festgelegt. Bis zum Jahr 2030 wollen die Europäer 40 Prozent der Treibhausgasemissionen einsparen, um zu verhindern, dass die Erderwärmung - gemessen an der vorindustriellen Zeit - um mehr als zwei Grad ansteigt. Allerdings seien nicht alle Länder auf der Welt zu weitreichenden Klimaschutzzusagen fähig. Es sei jedoch das oberste Ziel der Weltklimakonferenz, alle Länder einzubinden, auch wenn einige zunächst nur bescheidene Klimaschutzziele beisteuern könnten.
"Ich bleibe dabei, dass es wichtig sein wird, möglichst alle Länder mit ins Boot zu bekommen, sodass alle die Möglichkeit haben wenn wir sehen, die Technologie ist das, wirtschaftlich macht es Sinn, dass man nach und nach das erhöhen kann, denn ich glaube, der erste Schritt ist immer der schwierigste."
Zusagen, die gemacht werden, müssen aus Sicht der Europäer bindenden Charakter haben, aber da spielen die Amerikaner und viele andere nicht mit. Das wurde auf einer vorbereitenden Konferenz vor wenigen Wochen in Luxemburg deutlich. Der Klimabeauftragte der amerikanischen Regierung, Todd Stern, sparte nicht mit Lob für die luxemburgische Umweltministerin, das Treffen sei außerordentlich gut vorbereitet gewesen.
"The meeting was very well done from start to finish."
Carole Dieschbourg aber resümierte kühl: "We have different views."
Wir sind unterschiedlicher Auffassung. Respekt ja, aber Angst vor den Mächtigen hat Dieschbourg keine.