Brüssel
EU-Kommission schlägt Abkehr vom "Verbrenner-Aus" vor

Die EU-Kommission hat wie erwartet eine Abkehr vom sogenannten Verbrenner-Aus vorgeschlagen. Auch nach 2035 sollen Hersteller bestimmte Verbrenner- und Hybrid-Fahrzeuge auf den Markt bringen dürfen. Der deutsche Autoverband VDA ist dennoch unzufrieden.

    Mehrere Autos fahren hintereinander auf einer Straße in München Ramersdorf.
    In der EU sollen auch nach 2035 Autos mit Verbrennungsmotor neu zugelassen werden können. (IMAGO / Wolfgang Maria Weber)
    Nach bisheriger Gesetzeslage dürfen Neuwagen in zehn Jahren kein klimaschädliches Kohlenstoffdioxid mehr ausstoßen. Die neuen Pläne der Kommission sehen nun vor, dass die Hersteller die CO2-Emissionen ihrer Neuwagen ab 2035 nicht mehr um 100 Prozent, sondern nur noch um 90 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021 senken müssen.
    Damit ist etwa der Verkauf von bestimmten Hybrid-Fahrzeugen, bei denen ein kleiner Verbrenner die Batterie auflädt, weiterhin möglich. Voraussetzung ist aber, dass der CO2-Ausstoß durch die Verwendung von umweltfreundlichem Stahl und mehr klimafreundlicheren Kraftstoffen ausgeglichen wird.

    Auch Zwischenziel für 2030 aufgeweicht

    Die Kommission will außerdem ein Zwischenziel für 2030 aufweichen: Verfehlt ein Hersteller den Grenzwert, soll er dies in den folgenden zwei Jahren noch ausgleichen können. Erst dann wird ein Bußgeld fällig.
    Zugleich sollen Elektroautos weiter gefördert werden. Dazu schlägt die EU-Kommission unter anderem vor, eine neue Kategorie kleiner E-Autos aus Europa bei der Berechnung der Flottengrenzwerte besonders zu begünstigen.
    Mit den Vorschlägen müssen sich nun die Mitgliedsstaaten und das Europaparlament befassen.

    Druck unter anderem aus Deutschland

    Die Kommission reagiert mit den Vorschlägen auf den Druck der Autobranche sowie mehrerer Mitgliedsländer, allen voran Deutschland. Bundeskanzler Merz begrüßte den neuen Entwurf. Technologieoffenheit und mehr Flexibilität seien richtige Schritte, um "Klimaziele, Marktrealitäten, Unternehmen und Arbeitsplätze besser zusammenzubringen".
    Bundesumweltminister Schneider (SPD) sprach von einem "pragmatischen Mittelweg", der auch die Anliegen der Gewerkschaften aufgreife.

    VDA kritisiert "Lippenbekenntnis"

    Während sich der Volkswagen-Konzern positiv äußerte, reagierte der Verband der Deutschen Automobilindustrie enttäuscht. Was nach mehr Offenheit aussehe, sei "mit so vielfältigen Hürden versehen, dass es droht, in der Praxis wirkungslos zu bleiben", erklärte VDA-Präsidentin Müller. Die von der EU anerkannte Technologieoffenheit sei nicht mehr als ein Lippenbekenntnis.

    Grüne: Fehler und Bürokratiemonster

    Die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Dröge, erklärte hingegen, die Vorschläge seien wirtschafts- und klimapolitisch ein großer Fehler. Investitionen würden dadurch entwertet, Europas Klimaziele rückten in weite Ferne. Parteichef Banaszak kritisierte, die EU-Kommission habe unter dem Druck der Bundesregierung ein "gigantisches Bürokratiemonster" vorgelegt.

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    Diese Nachricht wurde am 16.12.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.