Freitag, 19. April 2024

Archiv

EU-Konjunkturprognose
Erholung im Schneckentempo

Die EU-Kommission in Brüssel hat ihre aktuelle Konjunkturprognose vorgelegt. Die Wirtschaft erholt sich weiter, heißt es darin, allerdings langsamer als bisher.

Von Jörg Münchenberg | 05.05.2014
    Es ist weiterhin eine Erholung im Schneckentempo. Nach der heute vorgelegten Prognose der EU-Kommission wird die Eurozone in diesem Jahr um 1,2 Prozent zulegen, ein Jahr später dann um 1,7 Prozent. Letzteres ist etwas weniger als noch im Februar geschätzt. Etwas besser ist die Lage in der gesamten EU – dort dürfte die Wirtschaft in diesem Jahr um 1,6 und 2015 um 2 Prozent zulegen.
    Dennoch wies der Vizepräsident der EU-Kommission, Siim Kallas, der derzeit den wahlkämpfenden EU-Währungskommissar Olli Rehn vertritt, vor allem auf die positiven Entwicklungen hin:
    "Seit die EU die Rezession im letzten Jahr verlassen hat, ist die EU-Wirtschaftsprognose jedes Mal besser positiv ausgefallen. Die Erholung gewinnt an Breite, auch in den Krisenstaaten. Die Reformpolitik der letzten Jahre beginnt Früchte zu tragen."
    Und das kann die Kommission statistisch durchaus nachweisen: demnach sind die Defizite zurückgegangen, die Investitionen gestiegen und selbst die Arbeitslosigkeit geht schneller zurück als erwartet. Dennoch bleibt sie in einigen Staaten in diesem Jahr weiterhin dramatisch hoch: etwa in Griechenland mit 26 Prozent, in Spanien mit 25,5 Prozent oder auch auf Zypern mit 19 Prozent. Immerhin soll es mit Zypern und Kroatien nur noch zwei Länder innerhalb der EU geben, für die die Kommission im laufenden Jahr weiterhin mit einer Rezession rechnet. Besonders aber die Entwicklung in der Eurozone sei erfreulich, so der Vizepräsident der Kommission:
    "Die irische Wirtschaft zeigt sich zunehmend robust; der Arbeitsmarkt wächst; die wirtschaftliche Erholung in Spanien und Portugal hält an; wie die letzten Überprüfungen gezeigt haben; für Griechenland wird in diesem Jahr eine moderate Erholung erwartet und bei den größeren Volkswirtschaften rechnen wir für Deutschland mit einer wachsenden Inlandsnachfrage."
    Dennoch war die heute vorgelegte Frühjahrsprognose natürlich nicht goldgerändert. Neben dem verhaltenen Wirtschaftswachstum bleibt nicht zuletzt Frankreich im Fokus: denn eigentlich soll Paris 2015 sein Defizit wieder unter die Schwelle von drei Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt senken. Nach den Berechnungen der Kommission aber wird Frankreich bei 3,4 Prozent landen und damit die Defizitlatte erneut reißen. Auch in Spanien bleibt die Haushaltslage weiter schwierig.
    Freilich gibt es noch einen anderen Faktor, der der Kommission Sorgen macht. Die Krise in der Ukraine sei derzeit das größte Risiko für den weiteren Aufschwung der europäischen Wirtschaft, erklärte Kallas. Gerade die russische Wirtschaft leidet längst unter den anhaltenden politischen Spannungen – und das könne sich dann auch auf Europa negativ auswirken.