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EU-Spitzenposten
Drei Frauen und drei Männer

Die EU-Staats- und Regierungschefs haben das Personal für die EU-Spitzenposten nominiert. Unter ihnen sind drei Frauen und drei Männer. Wir stellen sie vor.

03.07.2019
    Die Eingangstür zur Europäischen Kommission in Brüssel
    Die Eingangstür zur Europäischen Kommission in Brüssel. (picture alliance / Winfried Rothermel)
    URSULA VON DER LEYEN
    Die deutsche Verteidigungsministerin von der Leyen (CDU) soll neue Kommissionspräsidentin werden. Bei ihrer Nominierung durch die EU-Staats- und Regierungschefs musste sich Bundeskanzlerin Merkel (CDU) enthalten, weil der Koalitionspartner SPD den Vorschlag nicht mitträgt. Ein starker Befürworter ist dagegen Frankreichs Präsident Macron. Denn von der Leyen wurde vor 60 Jahren in Brüssel geboren, spricht fließend Französisch und Englisch.
    Das ist als Chefin der EU-Kommission sicher von Vorteil. Von der Leyen hat Medizin studiert und anschließend in der Politik Karriere gemacht. Seit 2003 war sie zuerst Sozialministerin in Niedersachsen, ab 2005 Bundesfamilienministerin und später Arbeitsministerin (2009-2013). Zurzeit leitet sie das Verteidigungsministerium und steht dort politisch unter Druck - unter anderem im Zusammenhang mit der Vergabe von Berater-Verträgen und mit der kostenträchtigen Sanierung des Segelschulschiffs Gorch Fock.
    Die bisherige Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen im Bundestag
    Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) im Bundestag (dpa-Bildfunk / AP / Michael Sohn)
    CHARLES MICHEL
    Der geschäftsführende Ministerpräsident von Belgien, Michel, soll Präsident des Europäischen Rats werden. Der 43-Jährige hat nach der Parlamentswahl Ende Mai geringe Chancen, im Amt zu bleiben. Der neue Posten käme ihm da sicher recht. Der studierte Jurist ist seit 1999 Abgeordneter im belgischen Parlament und war zeitweise Minister für Entwicklungszusammenarbeit. Michel ist ein Mann der leisen Töne. Womöglich kommt ihm das als Ratschef, der zwischen den 28 EU-Staaten vermitteln muss, zugute. Michel ist der einzige, der nicht vom Europäischen Parlament bestätigt werden muss.
    Das Foto zeigt den belgischen Premierminister Charles Michel vor der UNO-Konferenz in Marrakesch.
    Der geschäftsführende Premierminister von Belgien, Charles Michel. (dpa-Bildfunk / AP / Mosa'ab Elshamy)
    JOSEP BORRELL
    Der spanische Außenminister Borrell wurde als Außenbeauftragter der EU nominiert. Der 72-jährige Sozialist und Wirtschaftswissenschaftler ist seit Ende der 1970er Jahre in der spanischen Politik tätig, wo er Posten in verschiedenen Ministerien innehatte. Von Juli 2004 bis Januar 2007 war er Präsident des EU-Parlaments, von 2010 bis 2012 Präsident des Europäischen Hochschulinstituts in Florenz. Der gebürtige Katalane ist ein erklärter Gegner einer Abspaltung der Region von Spanien.
    Albert Rivera (Ciudadanos), Ines Arrimadas (PP), Mario Vargas Llosa und Josep Borrell (v.l.n.r.) demonstrieren in Barcelona gegen die Unabhängigkeit Kataloniens.
    Josep Borrell (r.) ist Gegner einer Unabhängigkeit Kataloniens. (AFP / Jorge Guerrero)
    CHRISTINE LAGARDE
    Die IWF-Chefin Lagarde soll nach dem Willen der EU-Staats- und Regierungschefs künftig die EZB leiten. Die 63-Jährige gilt als gut vernetzte, geschickte Verhandlerin. Ihre Nominierung gilt als Überraschung, zumal sie selbst erst im vergangenen Herbst auf die Frage der Financial Times, ob Sie am EZB-Chefposten interessiert, sechsmal mit "No" geantwortet hat, wie DLF-Wirtschaftsredakteurin Eva Bahner berichtet.
    Vor ihrer Laufbahn beim IWF war sie als Anwältin tätig, später als Ministerin. 2007 machte der damalige französische Präsident Sarkozy die gelernte Juristin, Ökonomin und Amerikanistin zur Wirtschafts- und Finanzministerin. Beim IWF wurde sie zu einer der zentralen Figuren in der Euro-Schuldenkrise - und machte sich dabei zeitweise zum Feindbild vieler Menschen in Griechenland.
    IWF-Chefin Christine Lagarde blickt beim Weltwirtschaftsforum in Davos in eine Kamera.
    IWF-Chefin Christine Lagarde (dpa / picture alliance / Laurent Gillieron)
    MARGRETHE VESTAGER
    Die dänische EU-Wettbewerbskommissarin Vestager ist als Vizepräsidentin der EU-Kommission vorgesehen. Die liberale Politikerin hat sich durch ihr Vorgehen gegen US-Firmen wie Google und gegen europäische Großkonzerne wie Ikea Ansehen erworben. In ihrer Heimat galt die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin schon vor ihrem Wechsel nach Brüssel 2014 als starke politische Persönlichkeit. 1998 wurde sie mit 29 Jahren Bildungsministerin, 2011-2014 war sie Wirtschafts- und Innenministerin im Kabinett der sozialdemokratischen Ministerpräsidentin Thorning-Schmidt.
    EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager bei einer Pressekonferenz im Juli 2017.
    EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager (AFP / Aurore Belot)
    FRANS TIMMERMANS
    Der Vize-EU-Kommissionspräsident Timmermans soll seinen Posten behalten. Eigentlich wollte der Niederländer aber Präsident der EU-Kommission werden. Bei der Europawahl hatte er als Spitzenkandidat der europäischen Sozialdemokraten kandidiert. Sieben Sprachen beherrscht der ehemalige niederländische Außenminister. Timmermans ist erster Vizepräsident des derzeitigen EU-Kommissionschefs Juncker, zuständig für Nachhaltigkeit und Rechtsstaatlichkeit. Er trieb das Strafverfahren gegen Polen wegen des Umbaus der dortigen Justiz voran unternahm Schritte gegen Ungarn wegen Verletzungen von EU-Recht. Das hat ihn bei manchen EU-Staats- und Regierungschefs nicht unbedingt beliebt gemacht.
    Frans Timmermans, Spitzenkandidat der europäischen Sozialdemokraten für die bevorstehende Europawahl
    Frans Timmermans war Spitzenkandidat der europäischen Sozialdemokraten bei der Europawahl. (Marcel van Hoorn/ANP / dpa)
    (fwa/am)