30 Jahre ist es her, dass der Sachverständigenrat für Umweltfragen, ein Expertengremium, das die Bundesregierung berät, erstmalig in einem Sondergutachten die Umweltprobleme beleuchtete, die durch die Landwirtschaft verursacht wurden. Das Gutachten stieß auf viel Kritik und Ablehnung erinnert sich Wolfgang Haber, damals Vorsitzender des Sachverständigenrates. Denn das Ziel der Landwirtschaft: Genug Lebensmittel zu produzieren, wurde über alles andere gestellt. Auch den Umweltschutz. Den Erfolg eines früheren Gutachtens zu Waldschäden, dessen Empfehlungen sofort umgesetzt wurden, teilte das Gutachten zu Problemen durch die Landwirtschaft nicht.
"Bei dem zwei Jahre später erschienenen Landwirtschaftsgutachten war genau das Gegenteil der Fall."
Es verschwand in der Schublade. Dabei waren die damals festgestellten Probleme drängend, erläutert Maria Krautzberger, die Präsidentin des Umweltbundesamtes:
"An erster Stelle hat er damals genannt, den Verlust an Biodiversität, also den Verlust an Arten und Biotopen. Das war das wichtigste Problem, das sie herausgearbeitet haben. An zweiter Stelle das Nitrat im Grundwasser, an dritter Stelle nachteilige Bodenveränderungen, also Erosion, Verdichtung, Humusverluste. Das vierte Problem in der Priorisierung, die Nährstoffeinträge in Oberflächengewässer. Das fünfte die Emissionen in die Luft durch Ammoniak, Gerüche und Staub. Das Sechste am Schluss, die Schadstoffbelastung in Lebensmitteln."
Artenverlust als größtes Problem
Das Bundesumweltamt hatte in Studien untersuchen lassen, wie sich die Umweltschäden durch die Landwirtschaft seit dem damaligen Sondergutachten vor 30 Jahren verändert haben.
Das Ergebnis: Viele der Probleme sind heute noch genauso drängend wie damals: Der Artenverlust etwa ist noch immer das größte Problem.
"Es ist aber nicht das wichtigste Problem in der öffentlichen Wahrnehmung. Es gibt da durchaus eine Diskrepanz zwischen den wissenschaftlichen Erkenntnissen und der Wahrnehmung in der politisch, gesellschaftlichen Öffentlichkeit."
Verbessert hat sich hingegen der Zustand des Grundwassers.
"Die Pestizidfunde im Grundwasser sind auch infolge strenger Zulassungsverfahren, an denen ja auch das Umweltbundesamt beteiligt ist, seit 1985 zurückgegangen."
Wasserwirtschaft wird teurer
Beim Thema Nitrat gibt es nur regional Verbesserungen. Nitrat ist ein wichtiger Nährstoff für alle Lebewesen. Zu viel Stickstoff allerdings schädigt die Umwelt. Und der findet sich unter anderem in Gülle. Besonders also in Regionen mit hoher Tierhaltung, wie etwa Niedersachsen, belastet die viele Gülle, die ausgebracht wird, die Böden und die Wasserqualität. Damit das gewonnene Trinkwasser den Richtwerten entspricht, muss das Wasser vorher also aufwendig gereinigt oder sogar mit weniger belastetem Wasser vermischt werden.
"Was ist die Folge davon? Die Wasserwirtschaft wird teurer, die Aufbereitung von Trinkwasser wird teurer. Und das heißt, wir alle, die wir Wasser verbrauchen, zahlen letztlich auch den Preis dafür."
Das Umweltbundesamt dringt daher unter anderem darauf, sowohl Gülle als auch Mineraldünger schnell einzuarbeiten und ausreichend Abstand zu Gewässern zu halten. Außerdem müsse die Düngeverordnung zügig umgesetzt werden. Mit deren Umsetzung hinkt Deutschland weit hinter den EU-Vorgaben hinterher, weshalb die EU-Kommission bereits ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland wegen der unvollständigen Umsetzung der Nitratrichtlinie eingeleitet hat.