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Euro-Rettung nach den Wahlen vor neuen Hürden

Auf die Wahlen in Paris und Athen reagierten die Aktienmärkte mit Kursrutschen. Im Tagesverlauf aber stabilisierte sich die Lage. Deutlich im Minus blieb die griechische Börse. In Athens Finanzwelt sieht man den Erfolg der Syriza-Partei als Signal für eine Abkehr vom Spar- und Konsolidierungskurs.

Von Michael Braun |
    Die erste Unruhe ist vorbei. Die Aktienkurse haben sich vom Tagestief erholt, in Frankreich hat der Leitindex CAC 40 gar von 1,8 Prozent Verlust am Morgen in ein Plus von 0,8 Prozent am Nachmittag gedreht. Doch das lässt sich auch als Zeichen von Richtungslosigkeit werten, bereit, immer wieder die Meinung und die Bewertung zu ändern. Ein Quell der Unsicherheit: Der deutsch-französische Disput um die Haushaltspolitik. Der Fiskalpakt stehe nicht zur Disposition, machte die deutsche Bundeskanzlerin heute abermals deutlich. Und ob sich Angela Merkel und Francois Hollande einig werden, was ein Wachstumspakt enthalten müsse - schuldenfinanzierte Konjunkturprogramme oder angebotsorientierte Reformvorhaben wie ein flexiblerer Arbeitsmarkt - das werden die Märkte beobachten. David Kohl, Volkswirt bei der Bank Julius Bär, beschreibt das, was die Märkte nicht mögen: deutsch-französische Streitthemen:

    "Es macht's schwieriger. Weil natürlich die politische Ausrichtung jetzt unklar ist. Man zieht nicht in eine Richtung, gerade in Deutschland / Frankreich. Das heißt: Hier gibt es gewissen Streit, wie stark man die Wirtschaft tatsächlich stimulierend will, und vor allem, mit welchen Mitteln man die Wirtschaft stimulieren will. Das heißt: Wie soll das Wachstum hier die Schuldenkrise helfen zu überwinden'"

    Immerhin: Die Rendite zehnjähriger Anleihen aus Frankreich gab heute leicht auf 2,80 Prozent nach. Die vergleichbarer griechischer Papiere stieg dagegen fühlbar von 21,03 auf 22,96 Prozent. Das deutet an, dass sich der Markt mit Hollande anfreunden könnte. Mit den Aussichten für Griechenland nicht. Und das, so Antje Praefcke aus dem Devisenhandel der Commerzbank, habe Gründe:

    "Die Regierungsbildung in Griechenland wird schwierig werden. Ist die Regierungsbildung in Griechenland schwierig, stellt sich dadurch die Frage, ob die Sparmaßnahmen, die das Parlament in Griechenland bis Juni entscheiden muss - und zwar über 11,5 Milliarden Euro - überhaupt durchgehen. An die sind dann aber wiederum die sogenannten Hilfszahlungen der sogenannten Troika gebunden. Das heißt: Werden diese Entscheidungen im Parlament nicht getroffen, riskiert Griechenland eine Zahlungsunfähigkeit im Herbst."

    Kräftige Kursverluste in Athen von knapp sieben Prozent heute bestätigen diese Sorge. Bankaktien gaben zweistellig nach. Und der Euro notierte schwächer als vor der Wahl, hat sich aber vom Tagestief bei deutlich unter 1,30 Dollar wieder erholt.