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Europa
Der Streit zwischen Frankreich und Italien eskaliert

Frankreich hat seinen Botschafter aus Rom zurückbeordert. Ein Resultat der gegensätzlichen Weltsichten von Italiens Regierung aus Rechts- und Linkspopulisten und Frankreichs liberaler Staatsspitze. Die Objekte des Streits: das Flüchtlingsschiff "Aquarius", die Gelbwesten - und vor allem Leonardo da Vinci.

Von Jürgen König und Thomas Migge |
    Matteo Salvini spricht in einer italienischen TV-Show. Hinter ihm eine große Einblendung Emmanuel Macrons
    Die Geschichte der französisch-italienischen Beziehungen war immer reich an Spannungen aber auch an Austausch (imago stock&people)
    Frankreich und Italien sind Gründungsmitglieder der EU. Noch nie seit Kriegsende hat Frankreich seinen Botschafter aus Rom zurückbeordert – jetzt geschah es, wenn auch - nach offizieller Lesart - zunächst nur für "Konsultationen".
    Der Streit zwischen der italienischen Regierung aus rechtspopulistischer Lega Nord und linkspopulistischer "Fünf-Sterne-Bewegung" und der französischen Staatsspitze unter Emmanuel Macron schwelt seit Monaten.
    Den letzten Stein hatte Italiens Vize-Regierungschef Luigi di Maio ins Wasser geworfen, als er sich - zunächst heimlich und dann doch offen - in Paris mit Vertretern der Gelbwesten-Bewegung getroffen hatte. Diese fordern den Rücktritt von Präsident Macron – und Luigi di Maio sagte ihnen seine "volle Unterstützung" zu.
    "Wir sind gekommen, um dieser Bewegung unsere Solidarität auszudrücken. Wenn sich die Gelbwesten bei den Europawahlen als politische Kraft präsentieren, wären wir bereit an ihrer Seite zu stehen".
    "Grundlose und beispiellose Attacken"
    Von einer "inakzeptablen Provokation" sprach das französische Außenministerium – und bestellte seinen Botschafter ein. Ein ungewöhnlicher Schritt im Herzen Europas. Die französischen Diplomaten verwiesen auf "eine Serie überzogener Erklärungen" von Seiten Italiens, es habe "grundlose und beispiellose Attacken" gegeben.
    Mit der Unterstützung der Macron-Gegner war das Fass offenbar übergelaufen. In den Medien beider Länder, ist von einer "historischen Krise", einem "Bruch" die Rede. Jean-Christophe Lagarde, Präsident der "Union der Demokraten und Unabhängigen" im Sender BFM:
    "Kann man sich vorstellen, unser Vize-Regierungschef Bruno Le Maire geht nach Mailand und verkündet da, Italien werde von Nullen regiert? Man kann sich unter Freunden kritisieren, aber im anderen Land derart zu provozieren – das geht nicht! Und mit wem hat Luigi di Maio sich getroffen? Mit Christophe Chalençon, dem Sprecher einer Gelbwesten-Liste, die offen zum Staatsstreich aufruft! Kann man sich vorstellen, dass wir nach Italien gehen und dort sagen, dass man dringend die Regierung auswechseln muss?"
    Die Zeitung le Monde blättert unterdessen auf, wie sich diese Krise an der Südflanke der Europäischen Union in den vergangenen Monaten zugespitzt hat.
    Den ersten Stein hatte Emmanuel Macron geworfen, aller er im vergangenen Juni der Regierung in Italien "Zynismus" und "Verantwortungslosigkeit" vorwarf, als Rom sich weigerte das Schiff "Aquarius" mit mehr als 600 Migranten in seine Häfen einlaufen zu lassen. Der Sprecher von Macrons Regierungspartei hatte den Italienern noch drastischere Worte entgegengeschleudert.

    Daraufhin war der französische Botschafter in Rom einbestellt worden. Aber der Streit ging weiter: Wenige Tage nach dem diplomatischen Meinungsaustausch hatte Frankreichs Staatspräsident Macron von der "Lepra des Nationalismus" gesprochen, Italiens Innenminister Salvini warf Macron daraufhin "Arroganz" vor.
    Ende Oktober schließlich erschien ein Wahlwerbeclip der französischen Regierungspartei zu den Europawahlen mit der Frage: Europa geeint oder gespalten? Und dort war, neben Ungarns Victor Orban, Italiens Matteo Salvini zu sehen.
    Und als im Januar dieses Jahres der italienische Vize-Premierminister Luigi di Maio erstmals offen seine Sympathie und Unterstützung für die Gelbwesten-Bewegung bekundete und wenig später hinzufügte, dass sich die Ex-Kolonialmacht Frankreich auf Kosten der Afrikaner bereichere, war der Zwist mitten im Herzen Europas nicht mehr zu übersehen.
    Eine bilaterale Krise, die historisch aufgeladen ist. Zuletzt spielte darin auch Leonardo da Vinci eine erhebliche Rolle. In diesem Jahr wird seines 500. Todestages gedacht – und beide Länder beanspruchen Leonardo für sich. Frankreich wurde seine Wahlheimat, dort starb er auch - den Italienern gilt er als Nationalheiligtum schlechthin.
    Sommer 1960: in See sticht, feierlich eingeweiht, das größte jemals gebaute Kreuzfahrtschiff Italiens. 240 Meter lang, 28 Meter breit und mit Platz für 1300 Passagiere und 540 Mann Besatzung.
    Das Foto zeigt das Schiff "Aquarius" der französischen Organisation "SOS Mediterranée am 12. Juni 2018.
    Erster Stein des Anstoßes im Streit: Das Schiff "Aquarius" der französischen Organisation "SOS Mediterranée" (dpa-Bildfunk / AP / Salvatore Cavalli)
    "Da Vinci als aggressiv nationalistisches Symbol"
    Italiens Wochenschauen berichteten Tage lang über die erste Fahrt des Ozeanriesen mit dem sinnigen Namen Leonardo da Vinci. Der Stolz der italienischen Zivilschifffahrt. Leonardo da Vinci: er galt nach der italienischen Staatseinigung Mitte des 19. Jahrhunderts als der bedeutendste nationale Künstler, als italienisches Genie schlechthin. Ein, so nannte ihn der Duce Benito Mussolini "Erzitaliener, der beweist, dass unsere Rasse einmalig ist".
    Die italienische Vereinnahmung Leonardos überdauerte den Faschismus. Aber nach Ende des Zweiten Weltkriegs verstummten diejenigen, die da Vinci als aggressiv nationalistisches Symbol benutzten. Seit 1945 gilt der Künstler und Erfinder als Idol des typisch italienischen Sinns für Kreativität. Antonio Paolucci, Kunsthistoriker und ehemaliger Chef der vatikanischen Museen:
    "Während Leonardos Epoche standen sich zwei Denkströmungen gegenüber: Die Bewahrer klassischer Traditionen, des platonischen Idealismus, und die Experimentierfreudigen, die Anhänger des Aristoteles. Sie studierten den menschlichen Körper, sezierten Leichname und zu dieser Gruppe gehörte auch Leonardo. Er wollte wissen wie die menschliche Maschine funktioniert."
    Leonardos Gemälde und Skulpturen, seine für ihre Zeit bahnbrechenden, wenn auch zumeist unrealisierbaren Erfindungen, seine epochal bedeutenden Forschungen am menschlichen Körper: all das hebe ihn, so Kunsthistoriker Antonio Paolucci, von anderen italienischen Künstlern ab.
    Seit einiger Zeit aber wird Leonardo in Italien erneut als durch und durch nationales Genie verehrt: Vor allem dann, wenn es um Frankreich und dessen Anspruch geht, den Renaissancemeister für sich allein zu beanspruchen.

    Denn auch Frankreich plant ein da Vinci-Jahr – mit einer großen Herbstausstellung im Pariser Louvre als Höhepunkt: Doch entgegen früherer Absprachen denkt die neue italienische Regierung gar nicht daran, Gemälde da Vincis als Leihgaben nach Paris zu schicken.
    Die Geschichte der französisch-italienischen Beziehungen war immer reich an Spannungen aber auch an Austausch. Italien wurde erst spät ein einheitlicher Staat, anders als Frankreich, das stets dominant auftrat. Jahrzehntelang beherrschten französische Königshäuser große Teile der italienischen Halbinsel. Gleichzeitig waren italienische Kaufleute und Bankiers wesentlich an der Entwicklung Frankreichs beteiligt; der Humanismus und die Kunst der Renaissance gingen von Italien aus.
    Umgekehrt strebten französische Intellektuelle, Künstler zumal, nach Italien, insbesondere nach Rom, um die Kunstwerke der Antike zu studieren.
    Als die Französische Revolution das Land nach 1789 politisch instabil werden ließ, sollten militärische Expansionen Ruhm und Geld bringen: Bald trieb Napoléon Bonaparte seine Revolutionsheere in Italien von Schlacht zu Schlacht – immer im Bewusstsein, für eine gute Sache zu kämpfen.
    Die für Italien demütigenden Beutezüge Napoleons waren tatsächlich "unermesslich". In Rom gab er ausdrücklich Befehl, für Paris alle wertvollen Kunstgegenstände zu konfiszieren; so wurden Kirchen und Adelspaläste geplündert, die Schatzkammern des Papstes verwüstet, so wurden in gut bewachten Pferdewagen Gemälde und Fresken, Teppiche und Möbel, Skulpturen und Kirchengold über die Alpen nach Frankreich gebracht.
    Zeichnung Vitruvianischer Mann, davor Leonardo da Vinci, italienischer Maler, Bildhauer, Architekt, Ingenieur, historische Illustration iblhdf04023820.jpg Drawing vitruvianischer Man before Leonardo there Vinci Italian Painter Sculptors Architect Engineer historical Illustration iblhdf04023820 JPG
    Leonardo da Vinci - ihn nannte der Duce Benito Mussolini einen „Erzitaliener, der beweist, dass unsere Rasse einmalig ist" (imago stock&people)
    Eine kurze Verbindung zwischen Frankreich und Italien
    Seine Vormachtstellung behauptete Frankreich auch im 20. Jahrhundert: Aus dem 2. Weltkrieg ging Frankreich als Siegermacht hervor und strebte eine Vorreiterrolle in Europa an. Das gefiel Italien ebenso wenig, wie die Tatsache, dass Präsident Charles de Gaulle zum wichtigsten Partner Frankreichs nicht Italien, sondern ausgerechnet den jahrzehntelangen Erzfeind Deutschland kürte: mit dem Élysée-Vertrag von 1963.
    Der Ärger war noch zwei Jahre später zu merken: bei der Eröffnung des Montblanc-Tunnels, mit dem eine kurze Verbindung zwischen Frankreich und Italien geschaffen wurde. In Anwesenheit von de Gaulle sagte der italienische Präsident Giuseppe Saragat:
    "Dieser Tunnel vereint Frankreich und Italien, er vereint unsere Völker, er ist wichtiger als jeder Freundschaftsvertrag. Er ist ein Symbol für den Frieden, Symbol dafür, dass größte Hindernisse überwunden werden können – durch die Arbeit der Menschen."
    Doch die "gute Freundschaft" wurde immer wieder strapaziert. Zunächst durch die stetig zunehmende Dominanz französischer Unternehmen, die in Italien viele Firmenbeteiligungen erwarben: Französische Modekonzerne übernahmen gleich reihenweise italienische Traditionshäuser. Aktuell ist Air France an einer Beteiligung an der maroden Allitalia interessiert, die die italienische Regierung verkaufen will oder muss.
    Der italienische Vize-Premierminister Luigi Di Maio (l) und Innenminister Matteo Salvini
    Der italienische Vize-Premierminister Luigi Di Maio und Innenminister Matteo Salvini (picture alliance / AP Photo / Angelo Carconi)
    In der Flüchtlingsfrage scheinen beide Länder völlig zerstritten zu sein. Vor allem Italiens Vizeregierungschef und Innenminister Matteo Salvini heizt die schlechte Stimmung an. Nicht ganz zu Unrecht wirft Salvini Präsident Macron vor, wie schon seine Vorgänger, die französischen Grenzen dicht zu machen und die Regierung in Rom mit den Flüchtlingen allein zu lassen. Zwar haben beide Länder ein Abkommen geschlossen, das es Frankreich erlaubt, Flüchtlinge direkt an der Grenze zurückzuweisen. 2015 hatten sich die Franzosen aber in einem EU-Abkommen dazu verpflichtet, ein bestimmtes Kontingent an Flüchtlingen aufzunehmen.
    Daran hält sich Paris allerdings nicht. Das Land nimmt seit Jahren weniger Flüchtlinge auf, als vereinbart. Matteo Salvini, der italienische Innenminister, hält dem französischen Staatspräsidenten deshalb vor:
    "Ich bin von ganzem Herzen auf Seiten der armen Franzosen, die eine wirklich miese Regierung haben, einen miesen Präsidenten. Macron quasselt zu viel und macht zu wenig. Er redet von der Aufnahme von Flüchtlingen und Solidarität, und dann lässt er tausende von Flüchtlingen an der italienischen Grenze nicht bei sich einreisen".
    Zu den Provokationen aus Rom nahm Macron nicht dezidiert Stellung, nur indirekt.
    "Man soll sich nie Gefühlen hingeben, die andere manipulieren. Die Bilder, die wir so oft sehen müssen, die individuellen Schicksale der Flüchtlinge – natürlich bewegen sie auch mich. Aber seit einem Jahr arbeiten wir Hand in Hand mit Italien zusammen – in beispielhafter Weise: Wir haben die Zahl der Flüchtlinge auf ein Zehntel reduziert.
    "Beihilfe zum Terrorismus"
    Dicke Luft zwischen Rom und Paris herrscht aber nicht nur in der Flüchtlingsfrage. Auch im Fall des linksradikalen Terroristen Cesare Battisti kritisiert Italien seine Nachbarn. Battisti wurde seit Jahrzehnten gesucht, vor kurzem in Bolivien verhaftet und nach Italien zurückgebracht. Der Umstand, dass Frankreich unter Präsident Francois Mitterrand gesuchten italienischen Terroristen wie Battisti jahrelang Exil gewährte, wird von strammen Rechten wie Salvini als, Zitat, "Beihilfe zum Terrorismus" kritisiert. In Frankreich blieben solchen Äußerungen weitgehend unkommentiert. Umso aggressiver reagierte Italiens Innenminister: Mit scharfen und auch ausfallenden Worten kritisierte er etwa, dass neben Battisti rund zehn weitere italienische Terroristen in Frankreich Unterschlupf fanden.
    "Ich erwarte, dass die sich ganz offiziell entschuldigen, und zwar so schnell wie möglich!"
    Dieser Aufforderung kam die französische Regierung nicht nach, auch Macron schwieg dazu – und so sind die bilateralen Beziehungen zwischen Frankreich und Italien auf einem historisch beispiellosen Tiefstand angekommen.
    Salvinis populistischer Koalitionspartner, die 5-Sterne-Bewegung, ruft sogar ganz offen zur Rebellion gegen das, so heißt es, "Macron-Establishment" auf.
    In diesem schlechten "bilateralen" Klima soll jetzt eine Lösung für den Fall Leonardo gefunden werden. Keine leichte Sache. Die Italiener wollen Leonardos 500. Todestag in diesem Jahr als Staatsereignis begehen. Da passt es der rechtspopulistischen Regierung in Rom nicht, dass der Louvre schon seit mehr als einem Jahr eine große Leonardo-Schau in Paris plant. Das Problem: Frankreich hat schon mit der sozialdemokratischen Vorgängerregierung in Rom entsprechende Abkommen in Sachen Leihgaben getroffen.

    Ein Unding, nennt das Lucia Bergonzoni von der rechtsradikalen und nationalistischen Partei Lega. Sie sprach in einem Zeitungsinterview ganz offen von einem, Zitat, "Verrat an der italienischen Nationalkultur":
    "Leonardo ist ja nicht nur ein einmaliges Genie, sondern er ist auch ein bedeutender Italiener! Auf ihn müssen wir stolz sein! Bei all dem Reden über seinen Todestag müssen wir uns vor allem erst einmal daran erinnern, dass er Italiener war! Unsere Freunde jenseits der Alpen behaupten, dass Leonardo Franzose sei".
    Und wer so etwas behaupte, erklärte die Staatssekretärin im Kulturministerium, rede Blödsinn. Unabhängig davon, dass ein Staat Italien zu Leonardos Lebzeiten nicht existierte, denn die Halbinsel war in sich bekriegende Kleinstaaten zersplittert, beschwört Lucia Bergonzoni das Renaissancegenie als "echten Italiener".
    Sie und auch andere Politiker sowie stramm rechte Intellektuelle schwingen im Fall Leonardo ganz neue Töne, die so in Italien seit Kriegsende nicht mehr zu hören waren – jedenfalls nicht von Regierungsmitgliedern, allenfalls von erznationalistischen, kleinen Oppositionsparteien. So verwundert es nicht, dass Bergonzoni die von der römischen Vorgängerregierung mit dem Louvre getroffenen Abmachungen für die große Leonardo-Schau im Herbst dieses Jahres in Paris über den Haufen werfen will:
    "In den Uffizien befindet sich drei Gemälde von Leonardo. Die Franzosen wollen alle drei ausgeliehen bekommen. Zwei dieser Werke wurden noch nie entliehen. Warum sollen wir das jetzt tun? Das ist doch absurd!".
    Der französische Präsident Emmanuel Macron bei einer Besprechung mit dem Kabinett im Elysee Palast am 9. Januar 2019.
    "Macron quasselt zu viel und macht zu wenig", sagte Matteo Salvini (picture alliance / Eliot Blondet)
    Italien: Nie Vertrag mit dem Louvre unterzeichnet
    Die sich selbst als, Zitat, "stramme Nationalistin auch in Sachen Kultur" bezeichnende Politikerin hat Kraft ihres Amtes die Möglichkeit, das Abkommen mit den Franzosen zu kippen:
    "Gedenkjahre gehören zu meinem Aufgabenbereich im Kulturministerium. Deshalb habe ich entschieden, dass die von Frankreich jetzt eingeforderten Leihgaben nicht entliehen werden. Aus den Florentiner Uffizien verlässt sicherlich nichts das Land."
    Die Staatssekretärin im Kulturministerium pocht darauf, dass der ehemalige Kulturminister Italiens nie einen Vertrag mit dem Louvre unterzeichnet habe. Es sei lediglich, behauptet sie, zu einer mündlichen Zusage gekommen. Mehr nicht.
    Doch warum hatte der ehemalige italienische Kulturminister Dario Franceschini dem Louvre zahlreiche Leonardo-Werke als Leihgaben versprochen? Weil in Italien bis zum vergangenen Jahr keine große Ausstellung wie im Louvre für 2019 geplant war. Im Gegenzug, so die Abmachung zwischen den Ministerien, sollte der Louvre 2020 zum 500. Todesjahr Raffaels bedeutende seiner Werke nach Rom entleihen.
    Die französische Seite zeigt sich auch in dieser Angelegenheit schweigsam. Im Louvre will man auf Anfrage keine Stellungnahme dazu abgeben, auch das Kulturministerium will sich nicht äußern. Dort verweist man lediglich auf ein Interview, dass Kulturminister Franck Riester im Januar dem französischen Radiosender RTL gegeben hat – und das über Allgemeinplätze nicht hinausgeht.
    "Ich werde mich mit meinem italienischen Amtskollegen austauschen, er hat bereits Vorschläge gemacht, die sehr viel moderater sind als das, was die Staatssekretärin in ihrer Polemik gesagt hat – und wir werden eine Lösung finden. Wichtig ist, dass die Bilder von möglichst vielen Franzosen, von möglichst vielen Europäern gesehen werden können."
    Ende Februar, heißt es, wird sich der französische Kulturminister Franck Riester mit seinem italienischen Amtskollegen Alberto Bonisoli treffen. Das Gerangel um Leonardo da Vinci verunsichert internationale Museen und Ausstellungsmacher , aber vor allem Innenminister und Frankreichkritiker Matteo Salvini stichelt weiter: Er fordert, wenn auch augenzwinkernd, die Rückgabe der "Mona Lisa" von Frankreich an Italien Dass der Künstler sein wohl berühmtestes Gemälde 1517 mit nach Frankreich genommen hatte und es später dem französischen König vermachte, interessiert Italiens Kulturnationalisten nicht.