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Europäische Zentralbank
Weiteres Senken der Leitzinsen erwartet

Am Donnerstag könnte die Europäische Zentralbank die bereits niedrigen Zinsen erneut drücken und dazu noch eine Strafe für Geld hortende Geschäftsbanken festlegen. Das hat bislang noch keine Zentralbank in einem so großen Wirtschaftsraum gewagt. Auch an der Wall Street in New York wird gespannt nach Europa in Erwartung der Entscheidung der EZB geschaut.

Von Miriam Braun |
    Ein Eurozeichen spiegelt sich m Auge einer Frau (Aufnahme gespiegelt).
    Wahrscheinlich wird die EZB die Leitzinsen einmal mehr senken, von 0,25 Prozent auf 0,15 Prozent oder noch tiefer, um die Wirtschaft anzukurbeln. (dpa/Daniel Reinhardt)
    Auch die Finanzmärkte in New York erwarten, dass die europäische Zentralbank ihre Leitzinsen am Donnerstag noch weiter senken wird. Ein Akt der Verzweiflung? Teddy Weisberg ist seit Jahrzehnten Händler an der New York Stock Exchange:
    "Die EZB steckt genauso wie unsere US-Notenbank zwischen Baum und Borke. Wenn es darum geht: Was tun, um die Wirtschaft anzukurbeln. Aber es gibt nicht mehr viele Möglichkeiten. Das ist das Frustrierende."
    Ziel: Wirtschaft ankurbeln
    Die Wirtschaft ankurbeln, niedrige Leitzinsen sollen über niedrige Kreditzinsen an die Unternehmen weiter gegeben werden, die dann Jobs schaffen und expandieren - so die Theorie. Bisher ist vielen der Effekt auf die Realwirtschaft jedoch viel zu schwach, während nur die Aktienmärkte profitieren.
    "Aus ökonomischer Sicht ist es auch nicht so schlecht, es ist halt nicht total gut. Wir eiern halt so vor uns hin. Klar die Arbeitslosigkeit bleibt ein Problem, hier und andernorts. Unternehmen operieren kosteneffizienter aber die Bilanzen sehen wahrscheinlich so gut aus wie schon lange nicht mehr."
    Die Strategie wird trotzdem beibehalten: Wahrscheinlich wird die EZB die Leitzinsen einmal mehr senken, von 0,25 Prozent auf 0,15 Prozent oder noch tiefer - so die Erwartungen.
    Strafen für Finanzinstitute, die Geld bei Zentralbanken parken
    Außerdem sollen auf Einlagen, die Finanzinstitute bei den Zentralbanken parken Gebühr-Zinsen erhoben werden. Ein Novum. Joe Brusuelas aus der Wirtschaftsredaktion der Nachrichtenagentur Bloomberg:
    "Sie erheben Gebühren auf Einlagen bei den Zentralbanken, also Negativ-Zinsen, das gab es noch nie. Allerdings liegen da nur 30 Milliarden Dollar, in Relation zu einer fast zehn Billionen schweren Volkswirtschaft."
    Das werde nicht viel Kreditvergabe generieren. Aus Marktsicht werde sich Beobachtern zufolge nicht viel tun, sollte es zu der weiteren Lockerung der Geldpolitik kommen. Zinsen rauf oder runter ist den Investoren ein bisschen egaler, wenn sie es vorab bereits wissen. Matt Maley, Analyst bei Miller Tabak Research im US-Fernsehen.
    "Die Erwartungen sind hoch, wahrscheinlich wird es einen leichten Verkauf geben. Wenn alles anders kommt als erwartet, dann wird es so aussehen wie letzten Sommer hier, als die Fed wider erwarten ihre Maßnahmen doch nicht gezügelt hat. Das war Chaos an den Märkten."