Freitag, 19. April 2024

Wirtschaft
Evonik-Chef Kullmann sieht in AfD-Umfragehoch eine "sehr konkrete Bedrohung unserer liberalen, toleranten Demokratie"

Der Vorstandsvorsitzende des Essener Chemie-Konzerns Evonik, Kullmann, hat sich erschrocken über die aktuelle Zustimmung für die AfD geäußert.

05.06.2023
    Der Firmenchef von Evonik, Christian Kullmann, hält eine Rede.
    Christian Kullmann, Vorstandsvorsitzender der Evonik Industries AG, im Juli 2021 bei der Einweihung einer neuen Anlage des Essener Unternehmens in Marl. (AFP / INA FASSBENDER)
    Laut denjüngsten Umfragen liege die AfD bundesweit bei mittlerweile annähernd 20 Prozent, sagte er im Interview der Woche des Deutschlandfunks. Das betrachte er als eine "sehr konkrete Bedrohung" der liberalen und toleranten Demokratie hierzulande. Laut Kullmann werden durch wirtschaftliche Verluste nicht nur Wohlstand und Wachstum in Deutschland gefährdet, sondern auch das Gemeinwesen. Seit dem letzten Spätsommer sei man auf dem Weg in eine Wirtschaftskrise. Amerika stehe bereits kurz davor. Zugleich hätten sich die Hoffnungen auf die - Zitat - "Wachstumslokomotive China" nicht erfüllt. Zur Begründung verwies Kullmann auf die Folgen der Corona-Pandemie und auf den Ukraine-Krieg.
    Kullmann stimmte in das allgemein Lob ein, dass Deutschland es geschafft habe, durch den Winter zu kommen ohne kalte Wohnungen und stillgelegte Werke. Das sei eine gute Leistung der Bundesregierung insgesamt gewesen, betonte er. Man habe gehandelt. Es sei nicht räsoniert, deklamiert und palavert worden. Das habe er in dieser Form in Deutschland schon lange nicht mehr gesehen, und es verdiene ohne Frage Respekt und Anerkennung. Zugleich betonte Kullmann, die Probleme seien nicht gelöst. Auch im nächsten Winter werde es ausreichend Energie geben. Deutschland stehe aber im weltweiten Wettbewerb. Da komme es nicht nur darauf an, genügend Energieressourcen zur Verfügung zu haben, sondern es gehe auch um die Frage, zu welchem Preis. Und da falle das Land im internationalen Wettbewerb immer weiter zurück.
    Diese Nachricht wurde am 04.06.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.