Donnerstag, 28. März 2024

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Ex-Radrennfahrer Täve Schur
Keine Aufnahme in die Hall of Fame des Sports

Das DDR-Radsportidol Gustav-Adolf "Täve" Schur hat die Aufnahme in die Hall of Fame des deutschen Sports erneut verpasst. Der 86-Jährige erhielt nicht die erforderliche einfache Mehrheit der Jurymitglieder. Sporthilfe-Chef Michael Ilgner regte nach dem Disput eine Diskussion über die Aufarbeitung der deutschen Sportvergangenheit an.

Von Philipp May | 28.04.2017
    Der ehemalige Radrennfahrer Gustav Adolf Täve Schur.
    Der ehemalige Radrennfahrer Gustav Adolf Täve Schur. (imago )
    Damit hat die so genannte Hall of Fame nur vier statt fünf neue Mitglieder, insgesamt 108. Neu dabei sind unter anderem Skispringer Sven Hannawald, Kombinierer Franz Keller und Fußball-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus.
    Sie alle hätten die erforderliche einfache Stimmenmehrheit bekommen, so Sporthilfe-Chef Michael Ilgner, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Und auch Weitsprung-Olympiasiegerin Heike Drechsler ist in den elitären Zirkel hineingewählt worden, trotz ihrer nachgewiesenen Verstrickung in das DDR-Dopingsystem. Das einstige DDR-Radsportidol Täve Schur lehnte die Hall-of-Fame-Jury dagegen schon zum zweiten Mal nach 2011 ab. Nachdem erneut hart geführten öffentlichen Disput um Schurs Nominierung regte der Sporthilfe-Chef außerdem eine neuerliche Diskussion über die Vergangenheit des deutschen Sports und deren Aufarbeitung an.
    Umstrukturierung der Hall of Fame ist möglich
    Möglich also, dass es zu einer grundlegenden Umstrukturierung der Hall-of-Fame kommt – weg von einer Ruhmeshalle, hin zu einem Geschichtsbuch des deutschen Sports, das sich differenziert mit seinen wichtigsten Protagonisten auseinandersetzt. Denn Schur, der bis heute das DDR-Sportsystem verherrlicht, ist bei weitem nicht die einzige Personalie des deutschen Sports an der sich immer wieder die Geister scheiden. Beispielsweise der 1992 verstorbene Dressurreiter und Sporthilfe-Gründer Josef Neckermann. Er hat eine Nazivergangenheit, profitierte in der NS-Zeit als Unternehmer gar von Zwangsarbeitern – und hat dennoch längst Eingang in die Hall-of-Fame des deutschen Sports gefunden.