Robert Gates war fünf Jahre lang US-Verteidigungsminister. Mehr als zwei Jahre seiner Amtszeit diente er unter US-Präsident Barack Obama. Jetzt hat Gates seine Autobiografie "Duty – Memoirs of a Secretary at War" (Die Pflicht: Erinnerungen einen Kriegsministers) vorgelegt. In ihr kritisiert der ehemalige Minister den Regierungschef scharf.
Obama wollte raus aus Afghanistan
Vor allem die Afghanistan-Politik Obamas steht im Zentrum der Kritik Gates. So habe der US-Präsident nicht an die eigene Strategie im Land am Hindukusch geglaubt. Obama wollte "einfach nur raus", schreibt der 70-jährige Gates.
Der Regierungschef hatte laut des Ex-Verteidigungsministers kein Vertrauen in die amerikanische Militärführung. So sei Obama nach der Aufstockung der Afghanistan-Truppe um mehr als 30.000 US-Soldaten von Zweifeln geplagt gewesen. "Obama war skeptisch, wenn nicht sogar regelrecht überzeugt, dass die Mission scheitern würde", heißt es in Gates Buch, das am 14. Januar erscheint.
Nicht Obamas Krieg
Gates schildert nach Berichten der "New York Times" und der "Washington Post" in seinen Erinnerungen etwa ein Treffen im Weißen Haus im März 2011. "Als ich da saß, dachte ich: Der Präsident traut diesem Kommandeur nicht, er kann (den afghanischen Präsidenten Hamid) Karsai nicht ausstehen, glaubt nicht an seine eigene Strategie und betrachtet diesen Krieg nicht als den seinen."
Gates war von 2006 bis 2011 US-Verteidigungsminister. Der parteilose Politiker hatte dieses Amt damit sowohl unter dem Republikaner George W. Bush als auch unter dem Demokraten Obama inne. Seine Karriere startete Gates beim Auslandsgeheimdienst CIA, wo er in 27 Jahren insgesamt sechs verschiedenen Präsidenten diente. Von 1991 bis 1993 war er CIA-Chef.
Kritik dürfte Obama überraschen
Die Kritik aus Gates Autobiografie dürften den US-Präsidenten überraschen. Der Autor selbst schreibt, dass er sich während seiner Amtszeit nicht bei Obama beklagt habe.
Obama hat den Afghanistan-Krieg im Gegensatz zum Irak-Einsatz stets als "notwendig" bezeichnet; in seinen ersten beiden Jahren erhöhte er die Truppenstärke in Afghanistan von 30.000 auf 100.000. Gleichzeitig setzte er ein Abzugsdatum fest.