
In der Nacht haben weitere 212 Gerettete Brindisi erreicht, nachdem sie stundenlang auf der brennenden Fähre auf Rettung gewartet hatten. Nach Angaben von Passagieren haben sich an Bord dramatische Szenen abgespielt. Einige erheben außerdem Vorwürfe gegen die Besatzung, wie ARD-Korrespondent Jan-Christoph Kitzler berichtet.
"Es war wie in der Hölle, die ganze Zeit Rauch, Rauch, Rauch", beschrieb eine Frau aus München die Situation. Die Crew sei nicht anwesend gewesen, niemand habe die Passagiere informiert oder beschützt.
Verbleib von fast 100 Personen unklar
Der Kapitän des Schiffes, der als letzter von Bord gegangen war, wurde in der Nacht mehr als fünf Stunden verhört. Mithilfe seiner Aussagen hoffen die Ermittler, sich ein klareres Bild des Unglücks machen zu können. Gegen den Kapitän und die italienische Reederei Visemar wird wegen fahrlässiger Tötung, Körperverletzung und Herbeiführens einer Havarie ermittelt.
Bisher wurden nach offiziellen Angaben 427 Menschen gerettet. Mindestens 13 Menschen kamen ums Leben, darunter zwei Arbeiter, die bei der Bergung geholfen hatten. Nach Angaben des ermittelnden Staatsanwalts Guiseppe Volpe ist der Verbleib von 98 Personen weiter unklar. An Bord der "Norman Atlantic" haben sich möglicherweise deutlich mehr Personen als die registrierten Passagiere aufgehalten.
Sobald das Schiff Brindisi erreicht hat, soll es genauer untersucht werden. Albanien hat das Abschleppen der Fähre genehmigt - wann genau es die italienische Hafenstadt erreichen wird, ist unklar.
(pr/ach)