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Fairer Preis ohne Siegel?

Die Organisation GEPA ist ein Pionier des sozialen und umweltverträglichen Handelns. Gekennzeichnet wurden bislang die fair gehandelten Produkte mit dem Fairtrade-Siegel versehen. GEPA will nun für einen Großteil seiner Produkte auf diese Kennzeichnung verzichten. Für die Verbraucher Initiative ist das ein falsches Signal.

Von Susanne Kuhlmann |
    Fairer Handel und Qualität der Produkte gehören zusammen. Doch nicht alle Waren mit Fairtrade-Siegel sind hochwertig. Das ist beim Sortiment von GEPA anders, erklärt Thomas Speck, Geschäftsführer von Europas größtem Fair-Handels-Haus.

    "GEPA steht im umfassenden Sinn für die Qualität und bietet damit dem Verbraucher eine weiterreichende Orientierung als beispielsweise das Siegel."

    Bei GEPA ist der faire Handel also ein Mindeststandard, den alle Produkte von Kaffee bis Reis sowieso erfüllen. Bisher verkaufte GEPA übrigens auch Produkte mit und ohne Fairtrade-Siegel. Künftig werden aber nur noch die günstigsten Angebote von Kaffee, Tee, Schokolade und Honig das Siegel auf die Verpackung bekommen.

    "Da machen wir es so, dass wir (bei den Einstiegspreislagen – wir haben ein Einstiegssortiment, ein Kernsortiment und ein Premiumsortiment, wenn man so will –) bei den Einstiegssortimenten weiterhin mit dem Siegel fahren, damit auch die, bei denen das Siegel bekannter ist als die GEPA, auf die Produkte zugreifen und an das Ganze herangeführt werden. Beim Kernsortiment und beim Premiumsortiment gehen wir den Weg, dass wir sagen, wir verlassen uns zu 100 Prozent auf GEPA."

    Das heißt dann GEPA fair + und steht außer für faire Bezahlung beispielsweise auch für recyclingfähige Verpackungen und eigenes Qualitätsmanagement. Georg Abel ist Bundesgeschäftsführer der Verbraucher Initiative und findet die Haltung von GEPA "sehr bedauerlich". Die Verbraucher in Deutschland suchten schnellen Rat, und dazu diene ein Label wie das des Fairen Handels.

    "Das Label ist vielleicht nur ein gefühlter Rat, der eine bestimmte Produktqualität besiegelt. Aber da hat das Fairtrade-Siegel eine sehr hohe Bekanntheit. Und wenn man den fairen Handel – das ist ja ein sehr kleiner Nischenmarkt – entwickeln will, dann muss man auch auf die Erkennbarkeit setzen. Von daher ist es aus unserer Sicht schlecht, dass dieses Zeichen heruntergenommen wird und ein eigenes Zeichen, nämlich fair +, von der GEPA entwickelt wird."

    Die Verbraucher Initiative ist, neben verschiedenen Umweltverbänden, Hilfswerken und anderen sozialen Organisationen, einer der Träger des Vereins Transfair. Er vergibt das Fairtrade-Siegel in Deutschland. Auch unter diesem Siegel ließen sich faire und gute Qualität miteinander verbinden, meint Georg Abel.

    "Die Zeit, wo wir uns vor 20, 30 Jahren mit dem Nicaragua-Kaffee aus Solidarität den Magen verdorben haben, weil das bittere Produkte gewesen sind, die ist vorbei. Die Qualität muss stimmen, die Verpackung muss stimmen, das Image muss stimmen, der Preis darf nicht ganz vernachlässigt werden. Das sind Herausforderungen, die hat jeder Anbieter, nicht nur die GEPA."

    Seit das Siegel von den meisten Verpackungen verschwunden ist, gab es weder Nachfragen von Kunden, noch Absatzeinbrüche, heißt es bei GEPA. Sie vertreibt ihre Produkte über Weltläden und Bioläden, auch über den Lebensmittel-Einzelhandel und an Kantinen. Discounter sind allerdings nicht dabei, weil sie nicht zu GEPA und ihrer Qualitätsstrategie passen, sagt Thomas Speck und erläutert am Beispiel Kaffee, wie GEPA Qualität definiert.

    "Wir kaufen einen exzellenten Arabica-Rohkaffee ein, zahlen dafür auch besonders hohe Preise. Wir arbeiten mit mittelständischen qualitätsbewussten Röstereien zusammen, die nach unseren Vorgaben den Kaffee verarbeiten, nach unseren Rezepturen verarbeiten. Wir machen eine schonende Langzeitröstung – nicht zwei Minuten Industrie-turbo-Röstung – sondern zehn bis 16 Minuten schonende Langzeitröstung. Das zusammen kreiert ein Spitzenprodukt."

    Die neueste GEPA-Idee: Schokolade wird mit fairer Milch aus dem Berchtesgadener Land hergestellt, womit erstmals nicht nur Bauern aus dem benachteiligten Süden der Welt vom fairen Handel profitieren. Georg Abel von der Verbraucher Initiative kommentiert diesen Vorstoß so:

    "Wir haben gelernt, über viele Jahre, Jahrzehnte hinweg, fairer Handel steht für Partnerschaft mit der sogenannten Dritten Welt. Da ist es schwer zu vermitteln, dass auf einmal der Begriff fair – der ist nicht geschützt – in andere Zusammenhänge hinein transportiert wird. Es muss eine einheitliche Mindestkommunikation geben – das wäre das Zeichen – dann darf man selbstverständlich als GEPA eine Markenstrategie zusätzlich fahren, selbstverständlich darf man das. Aber wie gesagt, man muss ein Mindestmaß an Kommunikation gemeinsam auf die Reise schicken."