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Fairtrade-Produkte
Kaffee liegt in der Verbrauchergunst vorne

Bananen, Rosen, Kaffee und inzwischen auch Kleidung: Der Fairtrade-Markt erlebt in Deutschland große Zuwächse. Ein Grund dafür sind Discounter, die ein Drittel der Produkte in den Handel bringen. Das geht aus der aktuellen Bilanz von Transfair vor. Die Discounter werden aber auch für ihre Preispolitik kritisiert.

Von Philip Banse | 11.05.2015
    Kaffeetasse umgeben von Kaffeebohnen
    Fair gehandelter Kaffee findet sich auch in den Regalen von Discountern. (imago/chromorange)
    Nach Angaben von Transfair, einem Verein zur Förderung des fairen Handels, erlebt Deutschland einen FairTrade-Boom: Deutsche Verbraucher haben im vergangenen Jahr für fair Produkte über 820 Millionen Euro ausgegeben – das sind 26 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Geschäftsführer von Transfair, Dieter Overath:
    "Das letzte Jahr war das stärkste Jahr in der Geschichte von Fairtrade Deutschland und die vier wichtigsten Produktkategorien sind Kaffee, weiterhin das wichtigste Produkt mit 18 Prozent Plus, aber die Bananen haben mit 62 Prozent Plus einen richtigen Sprung gemacht und mit acht Prozent Marktanteil am deutschen Bananenmarkt hat FairTrade Deutschland eine gute Präsenz."
    Jede vierte in Deutschland verkaufte Rose sei fair gewachsen, gepflückt, gehandelt und verkauft. Die Marktanteile fair gehandelter Produkte seien weiter gestiegen:
    "Bei Kaffee drei Prozent, bei Bananen acht Prozent, aber bei Rosen immerhin 25 Prozent am deutschen Schnittblumen-Markt. Von daher kommen wir aus der Nische so langsam in den Mainstream – könnte natürlich noch ein bisschen mehr sein."
    Transfair widerspricht Vorwurf der Preisüberhöhung
    Ein Grund für das enorme Wachstum fair gehandelter Produkte ist, dass immer mehr Supermärkte und Discounter Bananen, Kaffee, Kakao in die Regale Stellen. Ein Drittel der fairen Produkte werde in Deutschland bei Discountern verkauft, sagt Transfair-Chef Overath, ein Drittel in Supermärkten, der Rest in Kantinen und dergleichen. Eine arte-Dokumentation hatte den Vorwurf erhoben, Supermärkte würden für Fairtrade-Produkte hohe Preise verlangen, den Verbrauchern sei aber nicht klar, dass von diesen Premiumpreisen sehr viel beim Händler hängen bleibe. Darauf entgegnet Transfair-Chef Overath: Wenn das Pfund fairen Kaffees für acht Euro verkauft wird, habe der Kaffee-Bauer längst seinen vertraglich vereinbarten Festpreis bekommen:
    Fairtrade-Prämie unabhängig vom Verkaufspreis
    "Das heißt, es ist kein komplizierter Weg zurück von der Kasse hier in einem Edeka-Supermarkt an die Elfenbeinküste, sondern der Importeur, der für den Händler die Rohware einkauft, die dann hier verarbeitet wird, hat schon längst den Fairtrade-Minimumpreis, die Fairtrade-Prämie, den Bioaufschlag an die Produzenten vor Ort bezahlt. Wir legen ja nicht den Verkaufspreis fest, sondern den Einkaufspreis."
    Konzerne steigen in Fairtrade-Markt ein
    Das Fairtrade-Prinzip legt fest: Die Produzenten bekommen garantierte Mindestpreise, egal wie tief der Weltmarktpreis ist, es gibt Fairtrade- und Bio-Aufschläge. Alle Akteure in der Lieferkette sind zertifiziert. So soll sichergestellt werden, dass nicht mehr Faitrade-Bananen verkauft werden, als tatsächlich produziert wurden. Das enorme Wachstum im Fairtrade liegt auch daran, dass große Konzerne immer mehr faire Produkte einkaufen. Dieser Konzerne verlangen einen massenhaften, gleichbleibenden Fluss fairer Rohstoffe. Dass dies die Fairtrade-Ansprüche verwässern könnte, glaubt Transfair-Chef Overath nicht:
    "Wir arbeiten ja schon mit großen Konzernen zusammen mit Ferrero, Tchibo und Co. Und es wird diesen Konzernen kein Jota preisgegeben an den Fairtrade-Bedingungen."
    In der erwähnten arte-Dokumentation wird auch kritisiert, dass auf Plantagen, die faire Produkte produzieren, oft nur ein Bruchteil der Arbeiter und Arbeiterinnen zu fairen Bedingungen beschäftigt sind. Transfair-Chef Overath:
    "Die Frage, ob sie alle in der Frage erreichen, hängt auch davon ab, ob ein relevanter Teil nach Fairtrade-Bedingungen verkauft wird. Wenn nur ein Prozent Fairtrade-Absätze sind, können sie nicht die Situation aller Arbeiter verbessern. Dann ist die erst mal so wie sie ist."
    Fairtrade in Deutschland boomt, aber es sei noch viel Luft nach oben. Ende des Jahres wolle FairTrade erste Pilotprojekte starten, in denen die auch Kleidung fair hergestellt wird.