Heynemann: Guten Morgen.
Meurer: Sie haben sich gestern die Sendung angeschaut. Wie fanden Sie es?
Heynemann: Ich fand es eigentlich irgendwie ein bisschen grotesk. Zum einen wird festgestellt, da ist ein Straftäter, der bandenmäßig betrogen hat. Zum anderen wird er hofiert wie ein Popstar, fährt vor mit Limousine, mit Bodyguards. Also, das ist eine schlecht Inszenierung gewesen. Das hilft der ganzen Sache nicht.
Meurer: Sie hätten sich gewünscht, er hätte diese Bühne nicht bekommen?
Heynemann: Ja, selbstverständlich. Uli Hoeneß hat das Beispiel gebracht, Wildmoser Junior sitzt in Untersuchungshaft wegen dieser Stadiongeschichte und hier ist das Delikt weitaus größer, komplizierter, komplexer mit sehr viel mehr Geld und hier wird ein Popstar inthronisiert. Das passt insgesamt nicht, weder zur Staatsanwaltschaft, noch zum DFB.
Meurer: Wenn Sie sich an Ihre Zeit als Schiedsrichter erinnern, Sie sind ja jetzt noch Beobachter für den DFB und die EUFA, was haben Sie empfunden, als Sie gestern Hoyzer reden hörten über seine Motive und warum er das alles getan hat?
Heynemann: Er hat sich mehr als Gut-Mensch dargestellt, dass er eigentlich jugendlich verblendet war und das waren alles gute Freunde. Einen Roman hätte nicht schlechter schreiben können. Fakt ist, er hat betrogen, er hat mehrere Warnzeichen ignoriert, weil er angeblich nur das Geld gesehen hat. Obwohl, wie gesagt, als junger Mann mit 25, Zweite Liga eingestuft, pro Zweitligaspiel 1.500 Euro, das ist eine Perspektive, er hätte in diesem oder im nächsten Jahr die Qualifikation zur ersten Bundesliga geschafft, hätte 20 Jahre Erste Bundesliga hätte sein können, eine Karriere, wie man es in der Wirtschaft nicht hätte besser haben können. Aber er hat sich da fehlleiten lassen. Aber von mir aus kein Mitleid.
Meurer: Liegt es vielleicht daran, dass jemand mit 25 Jahren noch zu jung ist, um eine solche Verantwortung zu übernehmen?
Heynemann: Nein, das glaube ich nicht. Er hat ja nicht im luftleeren Raum gelebt. Er hat ja auch gesagt, dass er seine Schiedsrichterkameraden hatte, das waren 60 allein in Berlin. Er hatte seine Teams, mit denen er unterwegs war, er hat sein Elternhaus gehabt, er hat seine Studienkollegen gehabt. Also, es ist nicht so, dass er zufällig in ein solches Milieu geraten ist, sondern er hat zielstrebig daran gearbeitet, dort hinein zu kommen.
Meurer: Es gibt ja nun fast jeden Tag neue Einzelheiten, Herr Heynemann. Gestern zum Beispiel gab es eine Pressekonferenz von Georg Koch, Torhüter bei Duisburg, vormals bei Cottbus. Er hat 20.000 Euro angeboten bekommen, um absichtlich Bälle hinein zu lassen. Welchen Umfang nimmt dieser Skandal an in Ihren Augen?
Heynemann: Es gibt ja jetzt die staatsanwaltlichen Ermittlungen, die muss man abwarten. Aber wenn jetzt jemand sagt, ich hatte da einen Anruf und sollte dies und jenes machen, das wird jetzt immer grotesker. Aber Fakt ist, es müssen Beweise auf den Tisch, damit man etwas machen kann, sonst kommt jeder und springt auf diesen Zug auf und das ist der Sache natürlich nicht dienlich, wirft ein schlechtes Bild auf den gesamten Fußball. Also, wenn jemand was hat, dann sollte er Fakten auf den Tisch legen und nicht sagen, ja da war mal ein Telefonanruf und ich habe mich so und so verhalten, das ist mehr Effekthascherei.
Meurer: Glauben Sie denn anderen beschuldigten Schiedsrichtern, die im Moment ja auch angeprangert werden, wie zum Beispiel Jürgen Jansen letzten Freitag noch mit einer Pressekonferenz und Videodokumentation. Glauben Sie den Beteuerungen der Kollegen, unschuldig zu sein?
Heynemann: Ich möchte mich nicht an Glaubenskriegen hier beteiligen. Das wird die Staatsanwaltschaft prüfen. Die Videokonferenz, da kann man drüber diskutieren, in dieser oder in jener Form. Aber Fakt ist, wenn Robert Hoyzer hier Namen ins Spiel bringt, dann möchte er Beweise vorlegen und nicht so, wie er gestern gesagt hat, teilweise weiß er selber Bescheid, teilweise hat er das vom Hörensagen erfahren. Und das ist natürlich ein ganz, ganz schwieriges Feld, diese Beweislastumkehr dem Beschuldigten dann aufzuerlegen. Das ist ein ganz mieses Spiel.
Meurer: Nun hat ja im Moment der DFB-Präsident Meyer-Vorfelder dem Wettanbieter Oddset den Vorwurf gemacht, Oddset habe zwar erst einmal gewarnt aber dann die Warnung wieder zurückgezogen. Oddset verteidigt sich, wird aber von der Polizei beschuldigt, man habe nicht die richtigen Ansprechpartner gewählt. Was denken Sie über die gegenseitigen Vorwürfe, die im Moment im Raum stehen?
Heynemann: Man muss jetzt die gesamte Situation erstmal abwarten, was am Ende rauskommt und dann aufarbeiten. Es ist ja ein Fall, der erstmalig in Deutschland aufgetreten ist und gar nicht zu vergleichen mit dem Skandal von 1971. Da ging es ja doch mehr oder weniger um sportliche Sachen, Abstieg, Nichtabstieg, Meisterschaft und so weiter und so fort. Hier ist ja die Querverbindung zum organisierten Verbrechen, zum Wettmilieu. Und das ist natürlich eine ganz neue Situation, auf die keiner vorbereitet war. Und deshalb muss man wirklich sachlich analysieren, wer hat wann was gesagt und was war richtig, was war falsch.
Meurer: Ein Herr Meyer-Vorfelder kann sich ja an 1971 und den Skandal damals erinnern. Ist das nicht doch ein Fehler gewesen, im August die Warnungen in den Wind zu schlagen?
Heynemann: Wie gesagt, das kann ich nicht beurteilen. 1971 ging es ja mehr oder weniger um Spiele, die verschoben wurden, um über Abstieg oder Meisterschaft zu entscheiden. Hier ging es wirklich ums Geld, dass bestimmte Ergebnisse, teilweise auch Halbzeitergebnisse manipuliert wurden oder manipuliert werden sollten. Das kann man daran sehen, wie die Wetteinsätze waren. Und wer da wann und wo richtig oder falsch reagiert hat, das muss man wirklich aufarbeiten aber kann man hier im Stand der laufenden Ermittlungen nicht sagen.
Meurer: Was sagen Sie zu der Forderung, Meyer-Vorfelder soll zurück treten?
Heynemann: Kann ich auch nichts zu sagen. Wie gesagt, das ist alles noch ein Prozess und da muss man jedes Detail später noch einmal prüfen.
Meurer: Herr Heynemann, Sie kennen den Fußball in Ostdeutschland ganz besonders gut. Sie haben früher auch Oberligaspiele in der DDR gepfiffen. Wie erklären Sie es sich, dass ostdeutsche Vereine überproportional in diesem Skandal vertreten oder beschuldigt sind?
Heynemann: Möchte ich mich auch jetzt nicht zu äußern. Es sind zwar Namen von Chemnitz und Dresden gefallen, Sie sagten auch Georg Koch mit Cottbus. Das muss man prüfen aber wie gesagt, das sind alles Namen, die im Zusammenhang mit der dritten Liga stehen. Danach ist der Dynamo Dresden erst in die Zweite Liga aufgestiegen. Insofern kann man das vielleicht lokal begrenzen aber das hätte auch in anderen Ländern beziehungsweise in anderen Regionalverbänden passieren können.
Meurer: Das war der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Bernt Heynemann, gleichzeitig auch CDU-Bundestagsabgeordneter, über den Fall Hoyzer und den Schiedsrichter- und Wettskandal im deutschen Fußball. Herr Heynemann, schönen Dank.
Meurer: Sie haben sich gestern die Sendung angeschaut. Wie fanden Sie es?
Heynemann: Ich fand es eigentlich irgendwie ein bisschen grotesk. Zum einen wird festgestellt, da ist ein Straftäter, der bandenmäßig betrogen hat. Zum anderen wird er hofiert wie ein Popstar, fährt vor mit Limousine, mit Bodyguards. Also, das ist eine schlecht Inszenierung gewesen. Das hilft der ganzen Sache nicht.
Meurer: Sie hätten sich gewünscht, er hätte diese Bühne nicht bekommen?
Heynemann: Ja, selbstverständlich. Uli Hoeneß hat das Beispiel gebracht, Wildmoser Junior sitzt in Untersuchungshaft wegen dieser Stadiongeschichte und hier ist das Delikt weitaus größer, komplizierter, komplexer mit sehr viel mehr Geld und hier wird ein Popstar inthronisiert. Das passt insgesamt nicht, weder zur Staatsanwaltschaft, noch zum DFB.
Meurer: Wenn Sie sich an Ihre Zeit als Schiedsrichter erinnern, Sie sind ja jetzt noch Beobachter für den DFB und die EUFA, was haben Sie empfunden, als Sie gestern Hoyzer reden hörten über seine Motive und warum er das alles getan hat?
Heynemann: Er hat sich mehr als Gut-Mensch dargestellt, dass er eigentlich jugendlich verblendet war und das waren alles gute Freunde. Einen Roman hätte nicht schlechter schreiben können. Fakt ist, er hat betrogen, er hat mehrere Warnzeichen ignoriert, weil er angeblich nur das Geld gesehen hat. Obwohl, wie gesagt, als junger Mann mit 25, Zweite Liga eingestuft, pro Zweitligaspiel 1.500 Euro, das ist eine Perspektive, er hätte in diesem oder im nächsten Jahr die Qualifikation zur ersten Bundesliga geschafft, hätte 20 Jahre Erste Bundesliga hätte sein können, eine Karriere, wie man es in der Wirtschaft nicht hätte besser haben können. Aber er hat sich da fehlleiten lassen. Aber von mir aus kein Mitleid.
Meurer: Liegt es vielleicht daran, dass jemand mit 25 Jahren noch zu jung ist, um eine solche Verantwortung zu übernehmen?
Heynemann: Nein, das glaube ich nicht. Er hat ja nicht im luftleeren Raum gelebt. Er hat ja auch gesagt, dass er seine Schiedsrichterkameraden hatte, das waren 60 allein in Berlin. Er hatte seine Teams, mit denen er unterwegs war, er hat sein Elternhaus gehabt, er hat seine Studienkollegen gehabt. Also, es ist nicht so, dass er zufällig in ein solches Milieu geraten ist, sondern er hat zielstrebig daran gearbeitet, dort hinein zu kommen.
Meurer: Es gibt ja nun fast jeden Tag neue Einzelheiten, Herr Heynemann. Gestern zum Beispiel gab es eine Pressekonferenz von Georg Koch, Torhüter bei Duisburg, vormals bei Cottbus. Er hat 20.000 Euro angeboten bekommen, um absichtlich Bälle hinein zu lassen. Welchen Umfang nimmt dieser Skandal an in Ihren Augen?
Heynemann: Es gibt ja jetzt die staatsanwaltlichen Ermittlungen, die muss man abwarten. Aber wenn jetzt jemand sagt, ich hatte da einen Anruf und sollte dies und jenes machen, das wird jetzt immer grotesker. Aber Fakt ist, es müssen Beweise auf den Tisch, damit man etwas machen kann, sonst kommt jeder und springt auf diesen Zug auf und das ist der Sache natürlich nicht dienlich, wirft ein schlechtes Bild auf den gesamten Fußball. Also, wenn jemand was hat, dann sollte er Fakten auf den Tisch legen und nicht sagen, ja da war mal ein Telefonanruf und ich habe mich so und so verhalten, das ist mehr Effekthascherei.
Meurer: Glauben Sie denn anderen beschuldigten Schiedsrichtern, die im Moment ja auch angeprangert werden, wie zum Beispiel Jürgen Jansen letzten Freitag noch mit einer Pressekonferenz und Videodokumentation. Glauben Sie den Beteuerungen der Kollegen, unschuldig zu sein?
Heynemann: Ich möchte mich nicht an Glaubenskriegen hier beteiligen. Das wird die Staatsanwaltschaft prüfen. Die Videokonferenz, da kann man drüber diskutieren, in dieser oder in jener Form. Aber Fakt ist, wenn Robert Hoyzer hier Namen ins Spiel bringt, dann möchte er Beweise vorlegen und nicht so, wie er gestern gesagt hat, teilweise weiß er selber Bescheid, teilweise hat er das vom Hörensagen erfahren. Und das ist natürlich ein ganz, ganz schwieriges Feld, diese Beweislastumkehr dem Beschuldigten dann aufzuerlegen. Das ist ein ganz mieses Spiel.
Meurer: Nun hat ja im Moment der DFB-Präsident Meyer-Vorfelder dem Wettanbieter Oddset den Vorwurf gemacht, Oddset habe zwar erst einmal gewarnt aber dann die Warnung wieder zurückgezogen. Oddset verteidigt sich, wird aber von der Polizei beschuldigt, man habe nicht die richtigen Ansprechpartner gewählt. Was denken Sie über die gegenseitigen Vorwürfe, die im Moment im Raum stehen?
Heynemann: Man muss jetzt die gesamte Situation erstmal abwarten, was am Ende rauskommt und dann aufarbeiten. Es ist ja ein Fall, der erstmalig in Deutschland aufgetreten ist und gar nicht zu vergleichen mit dem Skandal von 1971. Da ging es ja doch mehr oder weniger um sportliche Sachen, Abstieg, Nichtabstieg, Meisterschaft und so weiter und so fort. Hier ist ja die Querverbindung zum organisierten Verbrechen, zum Wettmilieu. Und das ist natürlich eine ganz neue Situation, auf die keiner vorbereitet war. Und deshalb muss man wirklich sachlich analysieren, wer hat wann was gesagt und was war richtig, was war falsch.
Meurer: Ein Herr Meyer-Vorfelder kann sich ja an 1971 und den Skandal damals erinnern. Ist das nicht doch ein Fehler gewesen, im August die Warnungen in den Wind zu schlagen?
Heynemann: Wie gesagt, das kann ich nicht beurteilen. 1971 ging es ja mehr oder weniger um Spiele, die verschoben wurden, um über Abstieg oder Meisterschaft zu entscheiden. Hier ging es wirklich ums Geld, dass bestimmte Ergebnisse, teilweise auch Halbzeitergebnisse manipuliert wurden oder manipuliert werden sollten. Das kann man daran sehen, wie die Wetteinsätze waren. Und wer da wann und wo richtig oder falsch reagiert hat, das muss man wirklich aufarbeiten aber kann man hier im Stand der laufenden Ermittlungen nicht sagen.
Meurer: Was sagen Sie zu der Forderung, Meyer-Vorfelder soll zurück treten?
Heynemann: Kann ich auch nichts zu sagen. Wie gesagt, das ist alles noch ein Prozess und da muss man jedes Detail später noch einmal prüfen.
Meurer: Herr Heynemann, Sie kennen den Fußball in Ostdeutschland ganz besonders gut. Sie haben früher auch Oberligaspiele in der DDR gepfiffen. Wie erklären Sie es sich, dass ostdeutsche Vereine überproportional in diesem Skandal vertreten oder beschuldigt sind?
Heynemann: Möchte ich mich auch jetzt nicht zu äußern. Es sind zwar Namen von Chemnitz und Dresden gefallen, Sie sagten auch Georg Koch mit Cottbus. Das muss man prüfen aber wie gesagt, das sind alles Namen, die im Zusammenhang mit der dritten Liga stehen. Danach ist der Dynamo Dresden erst in die Zweite Liga aufgestiegen. Insofern kann man das vielleicht lokal begrenzen aber das hätte auch in anderen Ländern beziehungsweise in anderen Regionalverbänden passieren können.
Meurer: Das war der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Bernt Heynemann, gleichzeitig auch CDU-Bundestagsabgeordneter, über den Fall Hoyzer und den Schiedsrichter- und Wettskandal im deutschen Fußball. Herr Heynemann, schönen Dank.