In den Freitagsspielen gab es weitere Protestaktionen. Beim Bundesliga-Spiel zwischen Borussia Dortmund und dem SC Freiburg wurden Tennisbälle und Goldmünzen aus Schokolade auf das Spielfeld geworfen und Transparente gegen die Investorenpläne gezeigt. Das Zweitliga-Spiel zwischen Hannover und Hamburg musste für eine gute halbe Stunde unterbrochen werden, da einige Transparente sich auf diffamierende Weise gegen den Hannoveraner Vorstandsvorsitzenden Martin Kind richteten.
Heftige Proteste von Hannover-Anhängern
Kind steht wegen seines Abstimmungsverhaltens während des letzten DFL-Votums im Fokus der Kritik. Fangruppen werfen ihm vor, entgegen der Anweisung seines Vereins bei der geheimen Abstimmung für die Investorenpläne gestimmt zu haben. Mit einer Stimme Mehrheit waren die Pläne von den Profiklubs der ersten und zweiten Liga genehmigt worden. Eine Stimme weniger und der Deal wäre gescheitert.
Der Trainer von Hannover 96, Stefan Leitil, kritisierte die Fanproteste im eigenen Stadion. Diese hätten absichtlich darauf abgezielt, eine Spielunterbrechung zu erzwingen. Auch ein Spielabbruch stand im Raum. Leitl sagte, ein fairer Protest sei in Ordnung, alles andere gehöre aber nicht in die Stadien. Sportdirektor Marcus Mann warnte vor einer Eskalation.
Fan-Szene lehnt DFL-Gespräch ab - neues Votum gefordert
Mehrere Fan-Gruppierungen, darunter "Unsere Kurve", "F_in - Netzwerk Frauen im Fußball" und "FC Playfair", riefen in einer gemeinsamen Mitteilung zu einer neuen Abstimmung auf. Es werde deutlich, dass es großen Widerstand gegen die Investorenpläne gebe.
Zuvor hatten Vertreter der Fan-Szene Gespräche mit der DFL. Das Dialog-Angebot sei kein Umdenken, sondern ein Feigenblatt, teilten die Fan-Organisationen mit. Es habe kein Angebot für Verhandlungen gegeben. Der Zusammenschluss "Fanszenen Deutschlands" kündigte anhaltende Proteste an.
Watzke betont Dialogbereitschaft - Dreesen kritisiert "Ultras"
Der Sprecher des DFL-Präsidiums, Hans-Joachim Watzke, reagierte enttäuscht auf die Absage der Fan-Szene. Er wies darauf hin, dass Dialogbereitschaft immer die Basis für ein demokratisches Miteinander sei. Er wies die Vorwürfe zurück, dass die Fans nicht gehört würden. Man habe viele Kritikpunkte berücksichtigt, erklärte Watzke.
Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, Jan-Christian Deesen, betonte, die Proteste würden den Investoreneinstieg nicht verhindern. In der "Welt am Sonntag" sagte Dreesen, es sei das Ziel Einzelner, Spiele mit unlauteren Mitteln zu beeinflussen. Er warf den Ultra-Gruppierungen der Vereine vor, dass eine Auseinandersetzung mit Inhalten und Fakten keine Rolle mehr spiele.
DFL verhandelt mit zwei Interessenten
Die 36 Erst- und Zweitligisten hatten im Dezember des Vorjahres mit der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit für eine strategische Partnerschaft der DFL mit einem externen Investor gestimmt. Dieser soll für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen eine Milliarde Euro zahlen. Mit dem Geld soll unter anderem die Digitalisierung vorangetrieben werden. Die DFL verhandelt derzeit noch mit zwei Interessenten. Die Fan-Szenen befürchten unter anderem einen zu großen Einfluss des Investors, beispielsweise auf die Ansetzung von Spielen, und das Ignorieren von Wünschen der Anhängerschaft.
Diese Nachricht wurde am 10.02.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.