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Fantastische Kinder- und Jugendliteratur
Der Gang durch die magische Tür

Ob "Jim Knopf", "Die unendliche Geschichte" oder "Alice im Wunderland": Alle drei Bücher haben eines gemeinsam - sie entführen ihre Leserschaft in fremde Welten voller Magie. Doch das sei nicht der einzige Grund, warum fantastische Literatur bei Klein und Groß so beliebt sei, erklärte der Literaturkenner Hartmut Kasper im Dlf.

Hartmut Kasper im Gespräch mit Jan Drees | 31.03.2018
    Eine Frau hält eine alte und eine neue Ausgabe des Kinderbuchs "Jim Knopf und die wilde 13" des Autors Michael Ende mit Illustrationen von Franz Josef Tripp in den Händen.
    Eine alte (vorn) und eine neue Ausgabe des Kinderbuchs "Jim Knopf und die wilde 13" des Autors Michael Ende. In der neuen wurden die Illustrationen von Franz Josef Tripp wurden koloriert. (picture alliance / dpa / Marijan Murat)
    Jan Drees: Mit mir im Studio ist Hartmut Kasper, der - man sieht es ihm nicht mehr an - auch einmal ein Kind gewesen ist. Und das ist gut so, denn wir befassen uns heute einmal mit fantastischer Literatur für Kinder und Jugendliche.
    Hartmut Kasper: Genau. Wobei uns gerade in diesem Genre etliche Werke begegnen werden, die man genauso gut zu den so genannten "All Agern" rechnen könnte, zu den Romanen also, die zwar für Kinder und Jugendliche gedacht, aber auch von Erwachsenen immer wieder und gerne gelesen werden.
    Wir haben ja vereinbart: Am Ende des Gesprächs wollen wir darauf zu sprechen kommen, was die fantastische Literatur für Kinder und Jugendliche von der fantastischen Literatur für Erwachsene unterscheidet. Vielleicht könnten wir das ja nach vorne ziehen. Ich habe ein paar Bücher von Michael Ende mitgebracht.
    Drees: Um den man hierzulande nicht herum kommt, wenn es um fantastische Literatur geht, zumal für Kinder und Jugendliche.
    Kasper: Die größten und schönsten Unterschiede sieht man nämlich bereits vorne, vorne im Buch. Schlagen Sie mal den "Jim Knopf" auf!
    Drees: Ah, das ist die ganz neue Ausgabe von "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer", nicht wahr? Mit den bekannten, den geradezu klassischen Illustrationen von F. J. Tripp, aber koloriert.
    Das ist Lummerland, der Bahnhof von Lummerland, Lukas der Lokomotivführer mit seiner Lokomotive, das Haus von Herrn Ärmel, das Schloss zwischen den beiden Bergen und der viel besungene Laden von Frau Waas, in dem es bekanntlich alles gibt, was das Herz begehrt. Der "Jim Knopf" ist jetzt verfilmt worden, nicht wahr?

    Kasper: Er ist verfilmt worden, von Dennis Gansel. Uwe Ochsenknecht spielt in der Neuverfilmung den König, Annette Frier die Frau Waas. Jim Knopf wird von Solomon Gordon dargestellt; Lukas von Henning Baum. Christoph Maria Herbst gibt den Herrn Ärmel. Und Herbst hat den Roman auch als Hörbuch neu eingesprochen. Der Anfang hört sich jetzt so an:
    "Erstes Kapitel
    In dem die Geschichte anfängt.
    Das Land, in dem Lukas der Lokomotivführer lebte, war nur sehr klein. Es war sogar ganz außerordentlich klein im Vergleich zu anderen Ländern wie zum Beispiel Deutschland oder Afrika oder China. Es war ungefähr doppelt so groß wie unsere Wohnung und bestand zum größeren Teil aus einem Berg mit zwei Gipfeln, einem hohen und einem, der etwas niedriger war.
    Um den Berg herum schlängelten sich verschiedene Wege mit kleinen Brücken und Durchfahrten. Außerdem gab es auch noch ein kurvenreiches Eisenbahngleis. Es lief durch fünf Tunnels, die kreuz und quer durch den Berg und seine beiden Gipfel führten.
    Häuser gab es natürlich auch in Lummerland, und zwar ein ganz gewöhnliches und ein anderes mit einem Kaufladen drin. Dazu kam noch eine kleine Bahnstation, die am Fuße des Berges lag. Und oben auf dem Berg zwischen den beiden Gipfeln stand ein Schloss.
    Man sieht also, das Land war ziemlich voll. Es passte nicht mehr viel hinein."
    (Ende, Michael: "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer", Seite 5)
    "Kinder lieben Karten"
    Drees: Das sieht man auch auf der Karte. Und die Winzigkeit der Insel hat Konsequenzen: Jim Knopf, der als Säugling mit der Post auf die Insel geschickt worden ist, niemand weiß, von wem und warum, dieser Jim wird langsam erwachsen, und also wird es zu eng auf der Insel. Der König entscheidet: Entweder muss einer der wenigen Untertanen auswandern, oder man muss, Emma, die Lokomotive abschaffen.
    Aber Lukas mag sich von niemandem trennen. Also verlässt er zusammen mit Emma und Jim Knopf die Insel, und es beginnt das Abenteuer ihres Lebens. Sie brechen auf in die Länder jenseits der Landkarte.
    Kasper: Kinder lieben Karten, Karten von fantastischen Ländern.
    Drees: Erwachsene auch. Ich erinnere daran, dass auch Tolkien an Karten von Mittelerde gearbeitet hat, und Robert Stevenson erzählt ja, dass am Anfang seines Romans "Die Schatzinsel" eine Schatzkarte gestanden habe, eine Karte der Insel, auf der sich der Piratenschatz befindet.
    Stevenson hat damals mit einem Schuljungen Wasserfarbenbilder gemalt, etwas vor sich hin improvisiert, und als der Junge irgendwann fragte, was er denn gemalt habe, hat Stevenson gesagt: die Karte einer Schatzinsel. In diesem Moment sei der Roman so gut wie fertig gewesen. Wenigstens im Prinzip.
    Kasper: Ja, alle lieben Karten. Es gibt Karten der Scheibenweltstadt Ankh Morpork, von der Terry Pratchett erzählt, oder Karten von Entenhausen, akribisch angefertigt von der seriösen wissenschaftlichen Forschungsgesellschaft der Donaldisten. Die Karten sind das Kindliche, das Jugendhafte in den fantastischen Werken für Erwachsene.
    Hier, in dieser wunderschönen Neuausgabe von "Jim Knopf", kommt die ganze Farbenpracht hinzu, ein geradezu schamloses Farbvergnügen. Die Erwachsenenliteratur zieht normalerweise das abstrakte Zeichen vor, die Buchstabenwelt.
    Kindern und Jugendlichen gönnt man den fantastischen Augenschmaus.
    Drees: Karten sind schön, aber nicht die Hauptsache. Was macht das Fantastische bei Ende aus, wenn er denn so etwas wie ein Urbild solcher Literatur ist?
    Kasper: Die realistische Kinderfigur, die Kinderliteratur in Nachfolge der grandiosen Abenteuer von "Tom Sawyer" und noch mehr von "Huckleberry Finn", arbeitet mit Charakteren, und die sind gewissermaßen Repräsentanten: In Wolfgang Herrndorfers ja mittlerweile kanonischem Roman "Tschick" sind es die beiden Außenseiter Maik Klingenberg und der russische Aussiedler Andrej Tschichatschow, Tschick eben. Sie haben echte Lebensläufe mit Ecken, Kanten, Brüchen.
    Allegorisch angelegte Helden
    Drees: Und die Helden der fantastischen Literatur?
    Kasper: Die sind oft eher allegorisch angelegt. Sie verkörpern eine Idee: Momo zum Beispiel, die Heldin aus Michael Endes gleichnamigem Roman, ist das Kind an sich, das elternlose, für sich existierende Kind ohne jedes Zeitgefühl, ja ohne Zeit. Das ewige Kind.
    Drees: Da gibt es diese wunderbare Sequenz, als Momo von den Erwachsenen verhört und nach ihrem Alter gefragt wird.

    "Soweit ich mich erinnern kann, war ich immer schon da."
    Kasper: Genau. Momo ist das ewige Kind, das ohne Vater und Mutter lebt und in die Stadt gekommen ist, um den Menschen zuzuhören, sie aus ihrem alltäglichen Trott zu erlösen.
    Drees: Eine Erlöserfigur? Ernsthaft?
    Kasper: Ernsthaft. Ende liebt solche Erlöserfiguren, solche Retter. In der "Unendlichen Geschichte" muss Bastian Balthasar Bux, eigentlich ein etwa zehnjähriger Bücherwurm, die Welt Phantasien vor der Auslöschung retten; in "Momo" muss Momo die Welt vor den Grauen Herren retten.
    "Es waren Herren, die ganz in spinnwebfarbenes Grau gekleidet waren. Selbst ihre Gesichter sahen aus wie graue Asche. Sie trugen runde, steife Hüte auf den Köpfen und rauchten kleine, aschenfarbene Zigarren. Jeder von ihnen hatte stets eine bleigraue Aktentasche bei sich."
    Diese farblosen Kreaturen sind Agenten der so genannten Zeit-Spar-Kasse. Sie wollen, dass die Menschen Zeit sparen, Zeit, die sie unsinnigerweise mit der Familie, mit Freunden, mit Spielen und Träumen vergeuden.
    Aber dadurch, dass sie ihnen diese Zeit wegnehmen, bringen die Grauen die Menschen in Zeitnot und deswegen in Lebensgefahr. Und Momo, wie Bux etwa zehn Jahre alt, eines Waise, nimmt den Kampf auf und rettet sie vor diesen grauen Zeitdieben.
    Drees: Das elternlose Kind - das ist etwas wie ein wiederkehrendes Motiv gerade in der fantastischen Literatur?
    Kasper: Ich denke schon. Im Roman "Alice in Wonderland" von Lewis Carroll kommen die Eltern von Alice kaum in Betracht; in C.S. Lewis´ "Der König von Narnia" werden vier Kinder von ihren Eltern aus London zur Sicherheit auf´s Land verschickt, wo sie durch einen Kleiderschrank in eine andere Welt gelangen. Auch Harry Potter wächst ja ohne Eltern auf.
    Der Kinderbuchautor Michael Ende (u.a. "Momo"; "Die unendliche Geschichte"), aufgenommen auf der Buchmesse in Frankfurt am Main im Oktober 1982.
    Der Kinderbuchautor Michael Ende (u.a. "Momo"; "Die unendliche Geschichte"), aufgenommen auf der Buchmesse in Frankfurt am Main im Oktober 1982. (picture alliance / dpa / Jörg Schmitt)
    Eine ernste Welt voller Gefahren
    Drees: Übrigens sind ja auch die Neffen Donald Ducks von Eltern freigestellt.
    Kasper: Genau wie Fix und Foxi, die auch nur einen Onkel haben. Onkel Fax. Aber Endes Figuren haben nichts Onkel- oder Tantenhaftes. Und ihre Welt auch nicht. Sie ist ernst, voller Gefahren: Piraten, Drachen, Lehrerinnen und anderer Monstrositäten.
    Drees: Das sind Kämpfe, um denen es um viel, manchmal sogar um alles geht. Entscheidende Kämpfe. Könnte man nicht sogar sagen, dass Endes Welt geradezu apokalyptisch ist? Jim Knopf befreit Kinder, die in Frau Mahlzahns Drachenschule leben wie in einer Hölle von Hieronymus Bosch.
    Das Land Phantasien der "Unendlichen Geschichte" ist von der vollständigen Vernichtung bedroht, einem Realitätsfraß. Bei Momo saugen die grauen Herren den Menschen die Lebenszeit aus den Adern, alles im Auftrag einer aschgrauen Zeit-Spar-Kasse. Bis Momo in eine mythische Endschlacht zieht, zusammen mit ihren Verbündeten, mit Meister Hora, dem Hüter der Zeit, und seiner Schildkröte. Michael Ende liebt Schildkröten, oder?
    Kasper: Sie sind sogar etwas wie das Wappentier der Endeschen Welt: Sie gehen langsam, unbeirrbar, kommen unaufhaltsam ans Ziel. Sie verkörpern diese Eigenschaften.
    Dress: Also auch wieder eine Allegorie. Und hat Ende nicht sogar die Allegorie des Literaturrezensenten geschaffen, nach dem Vorbild von Marcel Reich-Ranicki?
    Kasper: So sieht es aus. Im "Wunschpunsch" tritt die Figur des Büchernörgeles auf:
    "Übrigens gab es (…) auch ein besonders scheußliches kleines Monster, ein sogenanntes Büchernörgele (…). Diese kleinen Geister verbringen normalerweise ihr Dasein damit, dass sie an Büchern herumnörgeln. Es ist bisher noch nicht eindeutig erforscht, wozu es solche Wesen überhaupt gibt".
    (Ende, Michael: "Wunschpunsch", Seite 27)

    Kasper: Also, Schande über uns! Aber wir nörgeln doch gar nicht. Wir loben und preisen ja auch.
    Ein neues fantastisches Buch, das wir beide gelesen haben, ist der Roman "Albie Bright. Ein Universum ist nicht genug" von Christopher Edge. Worum geht es da?

    Kasper: Es geht um eben diesen Albie, Albert Stephen Bright.
    Drees: Nach Albert Einstein und Stephen Hawking?
    Kasper: Genau. Und wie seine beiden Namenspatrone ist er ein echtes Genie. Leider ist seine Mutter vor Kurzem gestorben, eine herausragende Wissenschaftlerin. Sie hat ihm den Prototyp eines hoch entwickelten Computers, eines Quantencomputers hinterlassen.
    Und mithilfe dieses Quantencomputers baut sich Albie, der in die sechste Klasse geht, ein Gerät, mit dem man von diesem Universum in ein anderes gelangt. Denn von seinen Eltern weiß er, dass es viele, meist parallele Universen geben könnte.
    Drees: Und nun hofft er, ein paralleles Universum zu finden, in dem seine Mutter noch lebt. Das gelingt ihm am Ende sogar.
    Kasper: Es gelingt ihm, aber das Buch endet anders, als man es nach diesem Erfolg erwartet. Die Hauptspannung bezieht der Roman aus der Frage, in welche Paralleluniversen er gelangt, wie ähnlich sie unserem sind, oder wie anders. Und diese Andersartigkeiten faszinieren: Manchmal sind die Abweichungen minimal, manchmal heftig. In einer Welt gibt es zum Beispiel zwei Monde, auf dem einen ist Armstrong gelandet, auf dem anderen Gagarin. In einer anderen Welt hat Albie eine Freundin; in wieder einer anderen trifft er sich selbst, ist allerdings ein Mädchen.
    "Im Prinzip handelt es sich um einen Weltwechselroman"
    Drees: Christopher Edge ist Lehrer, Lektor und Verleger gewesen. Klingt fast ein bisschen bedrohlich. Ist der Roman so didaktisch wie sein Autor?
    Kasper: Ansatzweise ja. Im Prinzip handelt es sich um einen Weltwechselroman wie wir ihn seit "Alice im Wunderland" kennen oder seit "Narnia". Nicht umsonst wird der Erzählung ein Motto aus "Der König von Narnia" vorangestellt. Nur dass der Wechsel jetzt technisch erklärt wird. Nur gerät der Held nicht wie seine Vorgängerin Alice ganz unversehens in diese andere Welt, sondern gewollt und planmäßig.
    Die Magie der Tür
    Drees: Dieses System der Tür oder des Portals, hinter der sich eine andere, fremdartige Welt verbirgt, kennt man aber auch in der fantastischen Erwachsenenliteratur. Ich denke daran, wie oft die Figuren Kafkas hinter einer solchen Tür eine andere Welt entdecken. In der Erzählung "Ein Landarzt" zum Beispiel, in der sich hinter der Tür zum Schweinestall plötzlich ein Gestüt befindet; oder im Roman "Der Prozess". Oder man denke an die geschlossene Tür in der Geschichte "Vor dem Gesetz". Die Magie der Tür.
    Im Roman um Albie Bright wird diese Verwandtschaft gerade zu der Alice-Fabel übrigens nicht verleugnet; sogar ein Kater taucht auf, der am Ende etwas wie den Fremdenführer durch die vielen Universen macht. Lewis Carrolls Grinsekatze lässt grüßen.
    Kasper: Ja, dieser Kater. Witzigerweise spielt so ein Katzentier auch eine wichtige Rolle in einer der besten, aber auch gruseligsten Weltwechselgeschichten überhaupt, in Neil Gaimans "Coraline".
    Drees: Ein Kindergruselroman?
    Kasper: So könnte man sagen. Jedenfalls meiner Meinung nach wirklich ein Epoche machender Roman im Bereich der fantastischen Kinderliteratur, ein Klassiker.
    Drees: Worum geht es?
    Kasper: Coraline Jones lebt mit ihren Eltern in einem Haus; die anderen Parteien sind zwei betagte Schauspielerinnen, die die Zukunft aus Teeblättern lesen, und ein älterer Herr, Mr. Bobo, ein ehemaliger Zirkusartist, der ein Mäuseorchester betreibt und offenbar mit seinen Musikanten redet.
    Die Jones haben die Wohnung erst neulich bezogen. Coraline hat Ferien, die Eltern arbeiten zuhause, haben aber zu tun. Coraline beginnt, Haus und Umgebung zu erkunden. Das Haus ist alt; die Wohnungen sind neu zugeschnitten worden. Zwischen der Wohnung der Jones und einer anderen, leer stehenden, befindet sich eine Tür; öffnet man sie, steht man vor einer Backsteinmauer. Aber nicht immer.
    Eines Nachts ist der Weg frei; Coraline tritt durch die Tür und gerät in eine andere Welt. Dort existiert ihre eigene Wohnung noch einmal, und auch ihre Mutter ist da und ihr Vater. Allerdings sind diese andere Mutter und der andere Vater leicht abgewandelt: Anstelle der Augen haben die beiden Knöpfe. Und sind ihrer Tochter sehr, sehr zugeneigt.
    Wollen sie gar nicht mehr gehen lassen.
    Coraline geht dennoch zurück und muss entdecken, dass ihre wahren Eltern entführt worden sind, offenbar von der anderen Mutter auf der anderen Seite.
    Also muss sie zurück auf diese andere, spiegelverkehrte Seite, die sich immer mehr verändert, verunstaltet und entstellt und alle Ähnlichkeit mit der wahren, menschlichen Wohnung verliert. Der Kampf um ihre Eltern gegen die andere Mutter ist alles andere als ein Spaß.
    Drees: Aber sie gewinnt ihn schließlich.
    Kasper: Sie gewinnt ihn, wenn auch mit Mühe. Und mithilfe eines Katers, der sie aus der wirklichen Welt begleitet hat.
    Drees: Können wir also sagen, dass die fantastische Kinder- und Jugendliteratur im Prinzip so anders nicht ist als die Fantastik für Erwachsene: Hier wie da gibt es Reisen in fantastische Ander-Welten; hier wie da wird gekämpft; hier wie da steht der Held oder die kleine Gruppe der Helden allein in einer unbekannten, rätselhaften Umgebung und vor Herausforderungen wie noch nie?
    Kasper: Ganz bestimmt. Dazu kommt aber, dass dieser Aufenthalt in der ganz anderen Welt für die jungen Helden eine ganz besondere Herausforderung darstellt. Schließlich sind Kinder, je jünger je deutlicher, eigentlich auf Kooperation hin angelegte Gemeinschaftswesen.
    In diesen Romanen aber stehen sie allein und müssen sich solche Kooperationspartner erst suchen, und nicht selten finden sie solche Partner im Tierreich.
    Drees: Den Kater, zum Beispiel, oder die hilfreiche Schildkröte, die ihnen helfen, aus dieser anderen Welt wieder herauszufinden.
    Wir finden aber ohne Hilfe aus dem Studio hinaus. Denn die Zeit ist um, und wir bedanken uns bei allen Zuhörerinnen und Zuhörern.
    Kasper: Zur Not fragen wir einfach den Kater.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
    Besprochene Bücher:

    Edge, Christopher: "Albie Bright - Ein Universum ist nicht genug". Aus dem Englischen übersetzt von Wieland Freund, Thienemann 2018. 240 Seiten. 12,99 Euro

    Ende, Michael: "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer". Jetzt in Farbe. Mit Zeichnungen von F.J. Tripp, koloriert von Mathias Weber, Thienemann 2015, 272 Seiten. 16,99 Euro
    Ende, Michael: "Momo", Thienemann 2005. 304 Seiten. 14,99 Euro

    Gaiman, Neil: "Coraline". Aus dem Englischen übersetzt von Cornelia Krutz-Arnold, Arena Verlag 2014. 176 Seiten, 16,99 Euro