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Fashion-Blogger im Wahlkampf
Mit Mode zur Wahl mobilisieren

T-Shirts mit aufgedruckten politischen Statements liegen derzeit im Trend. Diesen Hype nutzt jetzt eine Gruppe von Mode-Influencern. Ihr Ziel: junge Menschen unter ihren Followern für die Bundestagswahl zu animieren - am besten über Instagram.

Von Gesine Kühne |
    Kate Dehn, eine junge Frau, mit ihrem Europa-Fanschal
    Kate Dehn macht mit ihrem Europa-Fan-Schal auf Instagram Werbung für den Urnengang (Deutschlandradio / Gesine Kühne)
    "Warum ich es liebe, die Wahl zu haben? Ich treffe gern meine eigenen Entscheidungen."
    Ihr Name ist Scalamari, ihr folgen über 24.000 Menschen auf Instagram. Die Berlinerin, die eigentlich Sarah Radowitz heißt, ist Ende zwanzig und hat durch ihre Jobs - unter anderem schreibt sie für einen der bekanntesten Modeblogs Deutschlands - einen Influencer-Status erreicht. Das heißt, sie hat Fans und eine große Reichweite. Das Video, mit dem Radowitz zum Wählen aufruft, haben fast 5.000 Menschen angeschaut.
    "Es ist cool, das Instrument von Social Media zu nutzen"
    In ihrem 30-sekündigen Video trägt Sarah Radowitz ein rotes Sweatshirt, auf dem in großen, weißen Lettern "DEMO" geschrieben steht. Dahinter steckt "Demo bewegt", gegründet von der Zeit-Autorin Mareike Nieberding. Sie hatte nicht nur das dringende Bedürfnis, nach der US-Wahl politisch aktiv zu werden und eine Jugendbewegung zu gründen, Nieberding war auch noch klug genug, das mit Statement-Klamotten zu unterstreichen.
    "Ich kann mir vorstellen, dass auch ein paar Sachen rausgegeben wurden, einfach damit die Reichweite da ist. Das ist ziemlich smart, dass Influencer oder Menschen, die einen gewissen Reach haben und auch eine gewisse Coolness ausstrahlen, wenn die dann auch noch Werbung für deine Sache machen - und da kann man ja nicht behaupten, dass es nicht cool ist oder wichtig - dann ist es cool, dieses Instrument von Social Media zu nutzen."
    Sagt Lisa Trautmann. Sie ist PR-Beraterin und Autorin. Sie selbst hat sich auch mit Demo-Pulli filmen lassen und das unter dem Hashtag "Qual der Wahl" auf Instagram gepostet. Weil die Plattform für sie am meisten Sinn macht für solche Anliegen. Instagram geht schnell und ist übersichtlich. Die Fotos und Videos sind untereinander im eigenen Feed angelegt, man scrollt sich zügig durch das Leben der Anderen. Bekommt im Sekundentakt gezeigt, was gerade absolut "in" ist.
    "Das ist keine Aktion, mit der wir Geld verdienen wollen"
    Deshalb benutzt auch Kate Dehn die Fotoplattform, um auf ihren Europa-Fan-Schal aufmerksam zu machen.
    "Klar, Instagram! Wegen der großen Reichweite und weil ich der Meinung bin, dass gerade Influencer Fans haben, die in einem Alter sind, wo sie gerade erst anfangen, sich mit Politik zu beschäftigen. Ich erreiche jetzt nicht nur meinen Umkreis an Berliner Menschen, die eh ähnlich denken wie ich, sondern ich erreiche auch ein Mädel im tiefsten Schwarzwald oder in Sachsen oder in Rostock."
    Kate Dehn ist 28, kommt ursprünglich aus einem kleinen, süddeutschen Dorf, in dem ihr als dunkelhäutiges Adoptivkind nicht immer mit Weltoffenheit begegnet wurde. Ein Grund, warum sie mit ihrem Freund aus Eigeninitiative den "Europe Fan Scarf" designt hat und nun den Fanschal für Europa als Zeichen für politisches Bewusstsein und als Wahlerinnerung vertreibt.
    "Wir haben da unser Geld einfach reingesteckt, weil wir von Anfang an gesagt haben, das ist keine Aktion, mit der wir Geld verdienen wollen, sondern das ist uns beiden einfach wichtig, weil uns beiden Europa und dieses Leben in Frieden, Gemeinsamkeit und Vielfalt super wichtig ist, auch was meinen Hintergrund angeht zum Beispiel."
    "Meistens musst du Instagramer bezahlen für die Posts"
    35 Euro kostet der Schal, es gibt ihn in schwarz-weiß oder rot-weiß. Dehn erhofft sich, dass neben den Produktionskosten auch noch Geld zum Spenden übrig bleibt. Die gelernte Kommunikationsmanagerin nutzt Instagram-Persönlichkeiten, bemustert sie mit ihrem Schal, weil die die besten Werbeträger für eine junge Zielgruppe sind.
    "Ich weiß ja von meinem Beruf her, meistens musst du Instagramer bezahlen für die Posts - mussten wir bisher nicht, weil da tatsächlich so die Resonanz war: Hey, die Idee ist cool und wir stehen auch dafür und wir möchten das auch zeigen! Das ist super."
    Politik ist also ein Trend geworden. Zumindest auf Instagram. Unterstützt durch Klamotten, denn konsumieren kann die junge Social-Media-Generation ganz hervorragend. Hoffentlich vergessen die Influencer und ihre vielen Follower vor lauter Fotos und Videos posten nicht, am Stichtag ihr Kreuz zu machen.