Verteidigung
Fast ein Fünftel mehr Bewerbungen bei der Bundeswehr

Die Bundeswehr verzeichnet einen steigenden Zulauf. Im vergangenen Jahr hätten sich 51.200 Menschen im militärischen Bereich beworben, berichtet die Neue Osnabrücker Zeitung unter Verweis auf Zahlen des Personalamtes der Armee. Das sei ein Plus von 18,5 Prozent im Vergleich zu 2023.

    Mehere Soldaten der Bundeswehr in Kampfmontur
    Die Zahl der Bewerber bei der Bundeswehr ist gestiegen. (Henning Kaiser / dpa / Henning Kaiser)
    In der Jahresstatistik von 2024 ist zu sehen, dass der Gesamtstand sank - um 340 im Vergleich zum Vorjahr. Einer der Gründe: Es schieden etwa 20.000 Männer und Frauen aus der Bundeswehr aus, weil ihre Verpflichtungszeit endete oder sie unzufrieden waren. Allerdings sank der Gesamtstand von 2022 auf 2023 noch um über 1800 Soldatinnen und Soldaten. Die Zahl der freiwillig Wehrdienstleistenden steigt bereits seit Jahren kontinuierlich.
    In den kommenden Jahren soll die Zahl der aktiven Soldaten auf über 200.000 steigen. In der jüngsten Personalstatistik meldet das Verteidigungsministerium einen Personalstand von lediglich knapp 183.000 Menschen in Uniform, davon sind rund 113.000 Soldaten auf Zeit und mehr als 58.000 Berufssoldaten. Der Rest sind freiwillig Wehrdienstleistende.

    Reservistenverband: "Die Bürokratie frisst uns auf"

    Der Präsident des niedersächsischen Reservistenverbandes, Schreiber, nennt ein mögliches Einstellungshindernis: die Bürokratie. Sie "frisst uns auf". Außerdem sei die Personalabteilung der Bundeswehr chronisch unterbesetzt, sagte der auf Bundesebene für die Ausbildung Zuständige der NOZ. Auch an Ärzten für die Musterung mangele es. Eine Sprecherin der Bundeswehr in Köln schreibt ebenfalls laut der Neuen Osnabrücker Zeitung, im Durchschnitt betrage die Zeit vom Eingang einer Bewerbung bis zur Durchführung eines Assessmentverfahrens sieben Wochen. Erst danach kann die Ausbildung beginnen.
    Vor dem Hintergrund des Personalmangels bei der Bundeswehr hatte zuletzt auch die Debatte über eine Wehrpflicht wieder Fahrt aufgenommen. Die künftige Regierungskoalition aus Union und SPD strebt laut Koalitionsvertrag eine Regelung an, die zunächst auf Freiwilligkeit basiert. Dafür ist noch in diesem Jahr die Erfassung wehrfähiger Bürger geplant.

    Alternative: Gesellschaftsdienst mit Option Wehrpflicht

    Angeschrieben werden sollen aber nur Männer, weil die bisherige - lediglich ausgesetzte - Wehrpflicht nur für sie gilt. Um auch Frauen einzubeziehen, bräuchte es eine Grundgesetzänderung und deshalb eine Zweidrittel-Mehrheit im Bundestag.
    Deshalb werden auch Stimmen nach einem allgemeiner gestalteten Gesellschaftsdienst laut. Gerade sprach sich beispielsweise der Militärbischof der katholischen Kirche, Overbeck, für eine solche Regelung aus. Die Wehrpflicht könnte hier eine Option sein, sagte der Essener Bischof dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Zugleich dürfe die Last für die Verteidigung nicht allein der jungen Generation auferlegt werden, betonte Overbeck mit Blick auf einen Vorschlag der Grünen. Diese hatten Anfang April angeregt, dass alle Frauen und Männer zwischen ihrem 18. und 67. Lebensjahr für sechs Monate Militär- oder Zivildienst leisten sollen.
    Diese Nachricht wurde am 17.04.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.