Ob im abgeschiedenen Kloster, ärztlich überwacht im Krankenhaus oder auf eigene Faust zu Hause: von Jahr zu Jahr steigt die Zahl der Menschen, die fasten. Gesund, schön und glücklich soll das machen, sagen die einen. Extremer Stress, hohes Risiko, warnen die anderen. Auch die Experten sind sich uneins, der Forschungsbedarf ist groß. Ein Bericht von William Vorsatz.
Das Glück kommt am zweiten oder dritten Tag. Unser Magen diktiert nicht mehr tyrannisch den Rhythmus, der ewige Kreislauf von Essen, Sattsein und Hunger ist durchbrochen. Selbst verlockende Essensdüfte lassen kalt. Und jeden Tag zeigt die Waage ein viertel bis ein halbes Kilo weniger.
... dann ist es halt so dass man früh aufwacht, hat schon so'n wohligen Gefühl im Magen, das ist alles so warm und kuschelig. Man schwebt so auf Wolke Sieben, immer 10 cm über dem Boden. Ich bin sehr konzentriert, kann sehr gut arbeiten, das gibt mir echt ein sehr gutes Gefühl, ein richtig gutes Gefühl.
Beim Fasten schaltet der Körper von äußerer auf innere Ernährung um. Vertilgt erst die sichtbaren Speckpolster, dann die Depots der inneren Organe, der verfetteten Leber beispielsweise. Eine der leichtesten Übungen, behaupten Fasten-Anhänger. Extremer Stress, warnen die Gegner. Doktor Rainer Stange, Arzt für Naturheilkunde und Vizechef der Gesellschaft für Heilfasten:
Es ist grundsätzlich zu sagen, dass durch jahrtausendelange Gewöhnung an Nahrungsmittelknappheit der Organismus in der Lage ist, längere Zeit ohne größere Mengen an Energieträgern sozusagen überwintern zu können, andererseits ist das zunächst auch ein gewisser Stress für ihn.
Und der ist gewollt. Vor rund achtzig Jahren hat der Militärarzt Otto Buchinger das Heilfasten etabliert, mit durchschlagendem Erfolg: Glaubersalz schlucken, Klo aufsuchen, dann nur noch Kräutertees, Säfte und Gemüsebrühen, 400 Kilokalorien am Tag. Dazu Darmspülungen. Deren medizinischer Wert ist allerdings umstritten, Internisten warnen: Die sensible Darmflora werde aus dem Gleichgewicht gebracht. Außerdem verliere der Körper dabei wertvolle Minerale, vor allem Kalium.
Es sind letztlich etliche tausend Patienten in Deutschland, die unter ärztlicher Aufsicht ambulant oder stationär nach Buchinger fasten, die Modernität dieses Themas ist ungebrochen, denke ich, wir müssen natürlich noch sehr viel tun, um den klinischen Wert, die klinische Bedeutung dieser Methode in sorgfältigen Studien nachzuweisen.
Fasten sei eine Operation ohne Messer, so der alte Buchinger. Und richtig: Schon manch eine Gelenk-Operation – ja selbst Herztransplantationen konnten durch Abstinenz in letzter Sekunde verhindert werden. Weil weniger Gewicht, Blutdruck und Stoffwechsel die Organe entlasten. Aber Heilfasten kann noch mehr: beispielsweise Dauerschmerzen oder chronische Darmentzündungen besiegen.
Ich hab verschiedene Methoden versucht mit harten Medikamenten, mit allen möglichen Mitteln und bin der ganzen Sache nicht Herr geworden. Und dann habe ich eben im Laufe der Jahre mehrere Fastenkuren gemacht, und die haben mir sehr gut getan.
Auch bei echtem Rheuma belegen klinische Studien Fastenerfolge. Und neue Forschungen aus dem Klinikum Berlin-Buch beweisen, was viele Anhänger schon immer fühlen: Fasten macht biologisch jünger. Fastenarzt Doktor Jürgen Rhode hat anhand etlicher Parameter gecheckt, wie vital seine Probanden sind:
Wir haben 48 übergewichtige Patienten fasten lassen und konnten dann feststellen, dass sie nach 14 Tagen Fasten im Durchschnitt sich um 5 Jahre verjüngt haben
Allerdings: ohne Nahrung lernt der Körper schnell zu sparen. Noch nach einigen Wochen sorgen Hormone für geringeren Energieverbrauch, das Essen wird besser verwertet. Wer jetzt schlemmt wie ehedem, nimmt zu - der berüchtigte Yoyo-Effekt. Doch nach einem Jahr wiegen Fastenanhänger im Schnitt genauso viel oder wenig wie vorher. Wer länger fasten will, sollte sich unbedingt von einem erfahrenen Arzt begleiten lassen. Denn Eiweißmangel kann das Herz schädigen. Auch Vitamin- und Mineralzugaben sind notwendig. Eine Woche auf eigene Faust ist für Gesunde allerdings kein Problem. Rainer Stange:
Ich würde jetzt so die Zeit nach Ostern etwa vorschlagen, Mai, Juni, im Unterschied übrigens zur christlichen Fastenzeit.
Denn da ist es noch ziemlich kühl, und Fastende frieren schnell. Im Hochsommer dagegen hat der Körper schon genug Arbeit mit dem Schwitzen. Aber unzählige positive Erfahrungen zeigen: Fastenzeit ist eigentlich das ganze Jahr.
Link: Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung e.V.
Das Glück kommt am zweiten oder dritten Tag. Unser Magen diktiert nicht mehr tyrannisch den Rhythmus, der ewige Kreislauf von Essen, Sattsein und Hunger ist durchbrochen. Selbst verlockende Essensdüfte lassen kalt. Und jeden Tag zeigt die Waage ein viertel bis ein halbes Kilo weniger.
... dann ist es halt so dass man früh aufwacht, hat schon so'n wohligen Gefühl im Magen, das ist alles so warm und kuschelig. Man schwebt so auf Wolke Sieben, immer 10 cm über dem Boden. Ich bin sehr konzentriert, kann sehr gut arbeiten, das gibt mir echt ein sehr gutes Gefühl, ein richtig gutes Gefühl.
Beim Fasten schaltet der Körper von äußerer auf innere Ernährung um. Vertilgt erst die sichtbaren Speckpolster, dann die Depots der inneren Organe, der verfetteten Leber beispielsweise. Eine der leichtesten Übungen, behaupten Fasten-Anhänger. Extremer Stress, warnen die Gegner. Doktor Rainer Stange, Arzt für Naturheilkunde und Vizechef der Gesellschaft für Heilfasten:
Es ist grundsätzlich zu sagen, dass durch jahrtausendelange Gewöhnung an Nahrungsmittelknappheit der Organismus in der Lage ist, längere Zeit ohne größere Mengen an Energieträgern sozusagen überwintern zu können, andererseits ist das zunächst auch ein gewisser Stress für ihn.
Und der ist gewollt. Vor rund achtzig Jahren hat der Militärarzt Otto Buchinger das Heilfasten etabliert, mit durchschlagendem Erfolg: Glaubersalz schlucken, Klo aufsuchen, dann nur noch Kräutertees, Säfte und Gemüsebrühen, 400 Kilokalorien am Tag. Dazu Darmspülungen. Deren medizinischer Wert ist allerdings umstritten, Internisten warnen: Die sensible Darmflora werde aus dem Gleichgewicht gebracht. Außerdem verliere der Körper dabei wertvolle Minerale, vor allem Kalium.
Es sind letztlich etliche tausend Patienten in Deutschland, die unter ärztlicher Aufsicht ambulant oder stationär nach Buchinger fasten, die Modernität dieses Themas ist ungebrochen, denke ich, wir müssen natürlich noch sehr viel tun, um den klinischen Wert, die klinische Bedeutung dieser Methode in sorgfältigen Studien nachzuweisen.
Fasten sei eine Operation ohne Messer, so der alte Buchinger. Und richtig: Schon manch eine Gelenk-Operation – ja selbst Herztransplantationen konnten durch Abstinenz in letzter Sekunde verhindert werden. Weil weniger Gewicht, Blutdruck und Stoffwechsel die Organe entlasten. Aber Heilfasten kann noch mehr: beispielsweise Dauerschmerzen oder chronische Darmentzündungen besiegen.
Ich hab verschiedene Methoden versucht mit harten Medikamenten, mit allen möglichen Mitteln und bin der ganzen Sache nicht Herr geworden. Und dann habe ich eben im Laufe der Jahre mehrere Fastenkuren gemacht, und die haben mir sehr gut getan.
Auch bei echtem Rheuma belegen klinische Studien Fastenerfolge. Und neue Forschungen aus dem Klinikum Berlin-Buch beweisen, was viele Anhänger schon immer fühlen: Fasten macht biologisch jünger. Fastenarzt Doktor Jürgen Rhode hat anhand etlicher Parameter gecheckt, wie vital seine Probanden sind:
Wir haben 48 übergewichtige Patienten fasten lassen und konnten dann feststellen, dass sie nach 14 Tagen Fasten im Durchschnitt sich um 5 Jahre verjüngt haben
Allerdings: ohne Nahrung lernt der Körper schnell zu sparen. Noch nach einigen Wochen sorgen Hormone für geringeren Energieverbrauch, das Essen wird besser verwertet. Wer jetzt schlemmt wie ehedem, nimmt zu - der berüchtigte Yoyo-Effekt. Doch nach einem Jahr wiegen Fastenanhänger im Schnitt genauso viel oder wenig wie vorher. Wer länger fasten will, sollte sich unbedingt von einem erfahrenen Arzt begleiten lassen. Denn Eiweißmangel kann das Herz schädigen. Auch Vitamin- und Mineralzugaben sind notwendig. Eine Woche auf eigene Faust ist für Gesunde allerdings kein Problem. Rainer Stange:
Ich würde jetzt so die Zeit nach Ostern etwa vorschlagen, Mai, Juni, im Unterschied übrigens zur christlichen Fastenzeit.
Denn da ist es noch ziemlich kühl, und Fastende frieren schnell. Im Hochsommer dagegen hat der Körper schon genug Arbeit mit dem Schwitzen. Aber unzählige positive Erfahrungen zeigen: Fastenzeit ist eigentlich das ganze Jahr.
Link: Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung e.V.