Nach "D-Day-Papier"
FDP-Fraktionsvize Konrad: Parteiführung muss Vertrauen wiederherstellen

In der Debatte über den Umgang mit dem internen FDP-Strategiepapier zum Ende der Ampel-Koalition fordert die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Konrad, Aufklärung von der Parteispitze. Der Politologe Thorsten Faas sieht Parteichef Lindner zunehmend unter Druck.

    Christian Lindner, Marco Buschmann, Bijan Djir-Sarai (FDP) stehen während einer Pressekonferenz nebeneinander.
    Die FDP-Spitze steht unter Druck, Generalsekretär Djir-Sarai (rechts) trat bereits zurück. (picture alliance / dpa / Christoph Soeder)
    Die FDP-Politikerin Konrad sagte im Deutschlandfunk, notwendig seien Transparenz und völlige Offenheit. Die Wortwahl in dem Papier mit Begriffen wie "D-Day" und "offene Feldschlacht" bezeichnete sie als beschämend. Der Rücktritt von Generalsekretär Djir-Sarai sei richtig gewesen. Nun müsse die FDP-Führung Vertrauen wiederherstellen. Auf die Frage, ob sich die Partei-Spitze neu aufstellen sollte, meinte Konrad, dies müsse intern beraten werden. Am Ende, wenn alles aufgeklärt sei, müsse man auch verzeihen können.
    Der FDP-Vorsitzende Lindner hatte gestern Abend im ZDF Fehler bei parteiinternen Abläufen und der Kommunikation eingeräumt. Er kritisierte allerdings auch - Zitat - "Durchstechereien" an die Presse. Dadurch sei ein "falscher öffentlicher Eindruck" seiner Partei erzeugt worden.

    Politikwissenschaftler: Lindner wirkt angezählt

    Der Politologe der Freien Universität Berlin, Faas, sieht die FDP in einer "sehr schweren Situation" kurz vor der Bundestagswahl. Die Partei brauche nun positive Momente, sagte Faas im Deutschlandfunk. Es gebe eine große Gefahr, dass die FDP nicht mehr Herr der Debatte werde. Parteichef Lindner merke man an, dass er angezählt sei, betonte Faas. Noch gebe es aber niemanden, der ihn innerparteilich offen herausfordere. Die Geschehnisse rund um die Veröffentlichung des Strategiepapiers wirken aus Sicht des Politikwissenschaftlers "panisch und nicht koordiniert". Gestern hatten Generalsekretär Djir-Sarai und Bundesgeschäftsführer Reymann ihre Rücktritte erklärt.

    Günther (CDU): FDP lässt staatspolitische Verantwortung vermissen

    Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Günther wirft der FDP schwere Versäumnisse im Umgang mit ihrem Strategiepapier zum Ausstieg aus der Ampel-Koalition vor. Er sagte der "Welt am Sonntag", politisch finde er derlei Kriegsrhetorik pietätlos. Das Vorgehen der FDP lasse jede staatspolitische Verantwortung vermissen, sagte der CDU-Politiker.
    Die Grünen-Vorsitzende Brantner zog in Zweifel, dass FDP-Chef Lindner nichts von dem umstritten Papier gewusst habe. Sie betonte in der "Bild"-Zeitung, wer die FPD kenne, wisse, dass ohne Lindner eigentlich nichts möglich sei.

    Weitere Informationen

    Bundestagswahl 2025 - FDP: Kampf um Vertrauen nach der D-Day-Affäre
    Diese Nachricht wurde am 30.11.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.