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FDP-Parteitag
German Mut statt German Angst

Seine Stimme klang etwas heiser, aber leidenschaftlich: FDP-Chef Lindner bescheinigt seiner Partei, dass sie die Trendwende geschafft hat. Zugleich zeigte er sich stolz darüber, dass die Freien Demokraten auch in der Krise niemals dem Rechtspopulismus hinterhergeeilt seien.

23.04.2016
    Sie sehen FDP-Chef Lindner am Rednerpult auf dem Parteitag in Berlin.
    Der FPD-Vorsitzende Lindner auf dem Bundesparteitag in Berlin (picture-alliance / dpa / Bernd Von Jutrczenka)
    Lindner blickte auf dem Bundesparteitag in Berlin zunächst zurück: Im Dezember 2013 habe die FDP auf dem Parteitag einräumen müssen, dass sie die politische Orientierung verloren hatte. Dass das Teamwork nicht mehr funktionierte. Die "Zeit" habe damals getitelt: "Döner und Demut". Die FDP hatte bei der letzten Bundestagswahl im Herbst 2013 den Einzug in das Parlament nicht geschafft.
    Lindner betonte, im Dezember 2013 habe dann aber auch der Prozess der Erneuerung begonnen. Und man sei als FDP auch in der bittersten Stunde nie dem Rechtspopulismus nachgelaufen - weder in der Euro- noch in der Flüchtlingskrise. Wörtlich sagte Lindner: "Wir haben Prozente verloren, aber nicht unsere Würde." Vielmehr sei man dem Liberalismus treu geblieben.
    Aus Desinteresse wurde Neugier
    2014 sei dann für die FDP das Jahr gewesen, in dem sie intern das neue Leitbild entwickelt habe. In der Öffentlichkeit habe damals Desinteresse geherrscht. "Man könnte es auch andersherum formulieren: Die FDP wurde in Ruhe gelassen". Das Leitbild habe man dann 2015 beschlossen, und langsam sei aus Desinteresse an der Partei wieder Neugier geworden. Lindner verwies auf die Ergebnisse der FDP bei den Wahlen auf Landes- und Kommunalebene.
    Dann wurde er grundsätzlich. Es gebe in Deutschland das Bedürfnis nach einer Kraft, die dem einzelnen Menschen etwas zutraue, die ihm vertraue. Und die FDP werde es nicht zulassen, dass eine "German Angst" die Menschen kleinmache. Vielmehr wolle man die Menschen mit "German Mut" großmachen.
    Auch zum Thema Rente äußerte sich Lindner ausführlich - seine wichtigste These:
    "Die Betarepublik" soll ein Labor sein
    Er ging auch auf das Motto des Parteitages ein: Die "Betarepublik". Beta stehe für eine Testphase in der Software-Entwicklung. Beta sei aber auch eine Haltung, die für Risikobereitschaft stehe. Beta bedeute: "Lieber heute als morgen, lieber anfangen als warten." Und Veränderungen als Chance zu begreifen. Deutschland müsse in diesem Sinne ein Labor werden, in dem an der Zukunft gearbeitet werde.
    Zu Beginn des Parteitages hatte Lindner zunächst die früheren Vorsitzenden und Außenminister Genscher und Westerwelle gewürdigt. Beide waren vor kurzem gestorben. Lindner sagte, mit Genscher verliere man einen großen Staatsmann und eine liberale Ikone. Westerwelle sei ein großer Kämpfer und als Stimme des Liberalismus unüberhörbar gewesen.
    (jcs/ach)