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Fernuniversität Hagen
Vielleicht bald weitere Gelder auch vom Bund

Die Fernuniversität in Hagen ist eine Landeseinrichtung von NRW und somit dürfen sich andere Länder oder der Bund nicht an der Finanzierung beteiligen. Doch das soll sich künftig ändern - weil die Fernuniversität an ihre Kapazitätsgrenze stößt.

Von Dirk Biernoth |
    Martin von Hadeln hat an der Fernuniversität seinen Bachelor of Law gemacht. Jetzt will er noch ein Master-Studium anschließen. Und er ist davon überzeugt, dass diese Art von Weiterbildung in Hagen am besten funktioniert:
    "Ich kenne ja nun beide Perspektiven. Ich habe auch an einer Präsenzuniversität studiert. Und ich muss sagen, dass schon dieser Faktor der freien Zeiteinteilung, der Möglichkeit da eben selbst zu bestimmen, wie viel man zu gewissen Perioden macht, für mich ein entscheidender Faktor war. Was hinzukommt, es ist doch ein breites Angebot, dass man sich in vielen Studiengängen auch individuell zusammenstellen kann."
    Ein Studium als Weiterbildung - auch berufsbegleitend - das möchten offenbar immer mehr Menschen. Die Fernuni Hagen platzt aus allen Nähten. Im vergangenen Wintersemester wurde mit 88.000 Studierenden ein Rekord erreicht. Das freut Uni-Rektor Helmut Hoyer, aber er hat auch große Sorge. Denn noch mehr Studierende können nicht aufgenommen werden, weil dafür das Geld fehlt.
    "Da ist kein Ende abzusehen. Also, man kann nicht sagen jetzt: Die nächsten zwei Jahre kommen viele Studierende. Dann ist der doppelte Abiturjahrgang weg. Dann können wir uns wieder mit anderen Studierendenzahlen auseinandersetzen. Nein! An der Fernuniversität wird es weiterhin diesen hohen Zuspruch geben - nach Angeboten der Fernuniversität. Und das kann man unabhängig sehen von all diesen Programmen. Die Programme lindern im Moment die Not. Sie sind aber keine dauerhafte Lösung."
    Eins dieser Programme, der Hochschulpakt, hat der Fernuni im vergangenen Jahr rund 30 Millionen Euro eingebracht. Allerdings ist das Geld projektbezogen und an die Schaffung weiterer Studienplätze gebunden. Und die gibt es in Hagen zurzeit nicht. Deshalb soll jetzt eine Grundgesetzänderung helfen, die auch heute im Bundesrat diskutiert wird. Diese Änderung soll Bund und Ländern künftig ermöglichen, sich finanziell an wissenschaftlichen Einrichtungen zu beteiligen, die eine bundesweite Bedeutung haben. Die Frage ist allerdings, ob sich nach der Grundgesetzänderung tatsächlich auch etwas an der Finanzierung der
    Fernuni ändern wird. Der Hagener SPD-Bundestagsabgeordnete René Röspel bezweifelt das.
    "Die juristische Hürde wäre damit beseitigt. Aber tatsächlich gibt es die Länder-Egoismen, die in Teilen vielleicht nachvollziehbar sind. Aber die sagen: Na, ja. Das mit der Fernuni finden wir gut und prima, dass da 10.000 Studierende aus unserem Land studieren. Und noch besser, dass wir dafür nix zahlen. Und das ist etwas, was man tatsächlich versuchen muss, deutlich zu machen, dass sich die anderen Länder auch beteiligen an der Finanzierung, weil sie wirklich davon profitieren, und zwar in hoher Millionenhöhe."
    Bisher beteiligen sich nur einige wenige Bundesländer, Bayern, Thüringen und das Saarland, an den Kosten der Studienzentren in ihrem Land, nicht aber an dem Hauptsitz der Fernuni. Auch Rektor Helmut Hoyer glaubt nicht daran, dass sich die Einstellung der Länder ändern wird. Durch die Grundgesetzänderung hofft er vor allem auf Gelder vom Bund, die dann direkt an die Fernuni fließen könnten. Allgemein wünscht er sich von der Politik, dass die Leistungen der Fernuniversität auch gerade für die Weiterbildung mehr gewürdigt werden:
    "Ob es wertgeschätzt wird, da habe ich leichte Zweifel. Also, ich denke, hier gäbe es einen Nachholbedarf der Politik, die Leistungen der Fernuniversität anzuerkennen. Und dies würde sich am Ehesten dadurch zeigen, dass man die Fernuniversität über ihren Haushalt in die Lage versetzt, noch besser auf die Bedürfnisse dieser für die Gesellschaft so wichtigen Studierendengruppe einzugehen."
    Fest steht: Das Land Nordrhein-Westfalen will nicht mehr alleine für den Hauptsitz der Fernuniversität zahlen. Die Landesregierung hofft darauf, dass die geplante Grundgesetzänderung ihren Haushalt langfristig entlastet. Doch das Bundesbildungsministerium erteilt einer dauerhaften Grundfinanzierung der Fernuniversität Hagen bisher eine Absage. Dies sei auch nach einer möglichen Grundgesetzänderung nicht geplant, sagte ein Sprecher. Im Koalitionsvertrag von CDU und SPD ist die Fernuniversität kein Thema. Und so müssen Bundestagsabgeordnete wie René Röspel aus Hagen noch dicke Bretter bohren in Berlin. Seiner Meinung nach ist die Fernuniversität ein Zukunftsmodell, das gerade für die Weiterbildung Studierenden in ganz Deutschland eine Perspektive bietet.
    "Für den Ingenieur zum Beispiel, der keine wirtschaftswissenschaftlichen Kenntnisse hat, aber sie braucht, um eben ein Unternehmen zu führen, oder umgekehrt, ist das eine absolut alternativlose Ergänzung. Nicht mal mit der Notwendigkeit, einen Abschluss herbeizuführen. Für den reicht es möglicherweise auch zu sagen: Ich studiere drei Semester und habe dann soviel Kenntnisse, dass mir das reicht. Ich brauche nicht noch einen zweiten Bachelor. Und das kann die Fernuni leisten wie keine andere Präsenzuniversität, wo man dann eben nämlich hinfahren muss."