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Fertighäuser
Von Doppelhaushälfte bis Villa

Fertighäuser haben keinen besonders guten Ruf. Doch gibt es diese Häuser dessen Teile vorproduziert werden inzwischen von schlichter Doppelhaushälfte bis zur opulenten Villa. Desto aufwendiger das neue Eigenheim, desto länger die Planungsphase.

Von Stephanie Kowalewski | 13.10.2016
    Letzte Arbeiten werden am 11.09.2013 in der Fertighauswelt in Wuppertal (Nordrhein-Westfalen) durchgeführt.
    Fertighäuser können schlüsselfertig aufgestellt werden oder der Bauherr kümmert sich selber um den Innenausbau. (picture-alliance/ dpa/ Rolf Vennenbernd)
    Fertighäuser, das sind billige fantasielose Wohnkisten von der Stange. Dieses Image hängt dem Fertigbau immer noch ein wenig nach. Zu Unrecht, finden diese potenziellen Bauherren, die durch die Fertighausausstellung in Wuppertal schlendern.
    "Man sieht es den Häusern nicht an. Da könnte man schon Appetit bekommen. Die sind schon fast vergleichbar mit einem konventionellen Haus. Ist schon interessant, was sich da getan hat. Dass es schnell geht und ich es individuell planen kann. Das überzeugt mich."
    Wer heute ein Fertighaus bauen möchte, sollte in jedem Fall schon ein Grundstück haben, denn nur dann lässt sich das Traumhaus ganz konkret und individuell planen. Auch Keller oder Bodenplatte sind oft Sache des Bauherrn. Wer möchte, kann aber auch das dem Fertighausbauer übertragen. Es gibt sogar Fertigkeller. Was und in welcher Ausführung darüber entsteht, hängt von den Wünschen und dem Portemonnaie des Bauherrn ab.
    "Es gibt Fertighausfirmen, die sagen, wir haben Typ A, B, C und dann ist Feierabend."
    Solche Katalog-Immobilien sind kostengünstiger als individuell geplante Häuser, da Grundriss und Statik fertig in der Schublade liegen, sagt Michael Heuer, Architekt beim Fertigbauhersteller Weberhaus. Aber sie sind inzwischen die Ausnahme. Rund 80 Prozent aller Fertighäuser werden heute frei geplant, betont er und blättert im Verkaufsordner.
    "Ich zeige ihnen jetzt mal ein Haus, was frei geplant ist. Das Haus hat eine runde Wand, was ja ungewöhnlich ist, aber freie Architektenplanung, das ist das A und O."
    Unterschied zum Massivhaus: die reine Bauzeit
    Von der schlichten Doppelhaushälfte bis zur opulenten Villa ist alles möglich. Je aufwendiger die Kundenwünsche, desto länger dauert die Planungsphase und desto treuerer wird das Eigenheim – das gilt gleichermaßen für Fertig- und Massivhäuser. Der größte Unterschied zwischen den beiden zeigt sich in der reinen Bauzeit, sagt Christoph Ebling von Allkaufhaus.
    "Also wenn sie heute mit einem Grundstück kommen würden – acht bis 12 Monate sind sie eingezogen. Ist natürlich nicht alles Bauzeit: Bauamt, Grundstücksüberschreibung, da muss man natürlich auch durch. Wir brauchen so ein halbes Jahr, wenn die Baugenehmigung da ist".
    Andere Anbieter werben mit nur drei Monaten Produktionszeit. Das ist bei einem von Hand gemauerten Haus kaum zu schaffen, zumal schlechtes Wetter die Bauzeit erheblich verlängern kann. Weil beim Fertigbau Wände, Decken und Dach in einer Fabrik produziert werden, spielt das Wetter keine Rolle. Nahezu 80 Prozent aller Fertighäuser bestehen übrigens aus einem Holzgerippe mit Wänden in Sandwichmanier samt Außenfassade, Dämmung und - wenn gewünscht – auch Steckdosen. Sind alle Bauteile fertig, rücken die Lastwagen und Baukräne an sagt Ulrich Lückgen vom Hersteller Schwörer.
    "Und nach knapp 2,5 Tagen war der Kran weg. Und dann kommt bei so einem Haus mit knapp über 200 Quadratmetern Wohnfläche noch einmal sechs bis acht Wochen für den Innenausbau."
    Schlüsselfertig oder noch ohne Inneausbau
    Fertighäuser können schlüsselfertig aufgestellt werden oder der Bauherr kümmert sich selber um den Innenausbau – wenn gewünscht auch nur um den der oberen Etage. So lässt sich Geld sparen, denn individuell geplante Fertigimmobilien - die obendrein meist mit modernster Heiztechnik ausgestattet sind - kosten genauso viel wie massiv gebaute Häuser, sagt Michael Heuer.
    "Der Gedanke, dadurch, dass es fertig und dadurch günstiger ist, das ist vorbei."
    Ulrich Lückgen nennt ein Beispiel:
    "Unser kleinstes Aktionshaus kostet 180.000 Euro, ist aber schlüsselfertig."
    Dazu kommen dann der Grundstückspreis, Baunebenkosten, Bodenplatte oder Keller.
    "Also ein freistehendes Einfamilienhaus können sie so mit uns ab 350.000 Euro bauen, eine Doppelhaushälfte 320.000 bis 330.000."
    So mancher Häuslebauer kommt da ins Grübeln.
    "Wenn es preislich in die gleiche Richtung geht, ist die Frage, ob man nicht wirklich bei der Massivbauweise bleibt."
    Denn noch müssen Fertighausbesitzer bis zu 20 Prozent Einbußen hinnehmen, wenn sie ihr Haus wieder verkaufen möchten sagen Maklerverbände und Immobilienbewerter. Ein Argument ist die geringere Langlebigkeit. Doch auch da hat die Fertigbauindustrie mit dem Massivhaus gleich gezogen, sagt Michael Heuer.
    "Es gibt Zertifikate vom Fraunhofer-Institut: Haltbarkeit mindestens 150 Jahre".
    Aber letztlich träumen die meisten Deutschen wohl doch eher von einem aus Stein gebauten Heim, denn der bundesweite Marktanteil der Fertighäuser liegt nur bei gut 17 Prozent.