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Fiat Chrysler Automobiles
Ein neuer Mitspieler auf dem Automarkt

Die Konzerne Fiat und Chrysler haben fusioniert. Daraus entstanden ist der siebtgrößte Autobauer weltweit. Größe allein sagt aber natürlich nichts über Effizienz und gute Erfolgsaussichten aus. Der neue Konzern hat zwar ehrgeizige Ziele, aber auch viele Probleme.

Von Brigitte Scholtes | 13.10.2014
    Die Logos von Fiat und Chrysler vor dem Fiat-Firmensitz in Turin.
    Die Logos von Fiat und Chrysler vor dem Fiat-Firmensitz in Turin. (AFP / Marco Bertorello)
    Die Hälfte des Auto-Absatzes macht der siebtgrößte Autobauer der Welt in den USA, deshalb hat Fiat-Chef Sergio Marcchionne Italien den Rücken gekehrt und lässt die Aktien von Fiat Chrysler von heute an der Wall Street handeln. Denn Chrysler ist zurzeit die große Stütze für den Konzern. Aber allein das reicht noch nicht für den Erfolg, sagt Jürgen Pieper, Analyst des Bankhauses Metzler:
    "Chrysler wird in Europa wenig bewegen können wie in den letzten Jahrzehnten schon. Und Fiat wird auch wenig bewegen können in Nordamerika. In anderen Regionen ist man nur punktuell stark. Im großen Markt China ist man zusammen auch schwach, wie man auch einzeln schon schwach war. Und insofern verändert sich das globale Gesicht nicht wesentlich durch diesen Zusammenschluss."
    Fiat hatte zwar vor fünf Jahren die Kontrolle an Chrysler übernommen, nachdem die Amerikaner in die Insolvenz gegangen waren. Seither aber ist es Chrysler, das den Gewinn im Konzern beisteuert. Das sehen Experten als großes Problem: Denn wenn es auch mit Chrysler einmal abwärts gehen sollte, dann sollte Fiat in der Lage sein, wieder mehr zum Konzerngewinn beizusteuern. Das aber sei schwierig, meint etwa Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen. Denn Fiat habe lange nichts mehr in seine Produkte investiert:
    "Die Marke Alfa Romeo, die Marke Lancia, die sind abgewirtschaftet. Und bei Fiat ist neben dem 500er kaum was zu sehen in der Produktpalette, und der 500er, der hat auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Die Marktanteilsverluste bei Fiat gehen weiter. Chrysler muss in der Zukunft weiter in Fiat investieren."
    Ehrgeizige Ziele
    Alfa Romeo etwa hat in Europa nur noch einen Marktanteil von 0,5 Prozent. Die Marke soll genauso aufpoliert werden wie etwa Maserati. Aber das kostet Geld, hohe Investitionen sind deshalb nötig. Denn Fiat Chrysler-Chef Sergio Marcchionne hat ein ehrgeiziges Ziel: er möchte in den nächsten Jahren sieben Millionen Autos verkaufen, das wären 60 Prozent mehr als heute. Der Nettogewinn soll bis 2018 auf 5,5 Milliarden Euro steigen. Das wäre sogar fünfmal so viel wie derzeit. Solche Hoffnungen wecken Erinnerungen an den Mai 1998, als Chrysler die Verbindung mit Daimler einging. Der damalige Daimler-Chef Jürgen Schrempp sprach damals von einem historischen Zusammenschluss, der die Industrie verändern werde.
    "This is a historic merger, which will change the face of the industry."
    Doch auch diese "Hochzeit im Himmel" endete vor sieben Jahren mit der Scheidung. Daimler und Chrysler aber hätten damals kaum zusammen gearbeitet, sagt Autoexperte Dudenhöffer rückblickend. Daraus habe Marcchionne zwar gelernt.
    "Auch deshalb bringt Marchionne immer wieder dieses Bild: Man muss einen größeren Automobilbauer noch schaffen. Ich brauche noch mehr in meinem Konzept, um überleben zu können."
    Ob das gelingen kann, das werden die nächsten Jahre zeigen.