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FIFA-Präsidentschaft
UEFA-Generalsekretär könnte Blatter folgen

Gianni Infantino kandidiert für das Amt des FIFA-Präsidenten. Das Exekutivkomitee der europäischen Fußball-Union (UEFA) beschloss einstimmig die Unterstützung ihres aktuellen Generalsekretärs - er gilt als Plan B, falls UEFA-Präsident Michael Platini nicht zugelassen werden sollte.

26.10.2015
    Gianni Infantino, aktuell Generalsekretär der UEFA.
    Gianni Infantino, aktuell Generalsekretär der UEFA. (dpa / picture-alliance / Valentin Flauraud)
    Das Exekutivkomitee informierte auf der Seite der UEFA über die Kandidatur Infantinos, ohne die Ambitionen Platinis auch nur zu erwähnen. Am Montag (26.10.2015) endet die Bewerbungsfrist für das höchste Amt im Weltfußball, das am 26. Februar 2016 bei einem außerordentlichen FIFA-Kongress neu besetzt werden soll. "Wir glauben, dass Gianni Infantino über sämtliche Qualitäten verfügt, um die bevorstehenden, großen Herausforderungen zu meistern und die Reformen auf den Weg zu bringen, die für die Wiederherstellung der Integrität und Glaubwürdigkeit der FIFA notwendig sind", teilte das Exekutivkomitee mit.
    Michel Platini ist zurzeit gesperrt, Infantino gilt daher als Plan B. Mit der Kandidatur offenbart das Exekutivkomitee, dem auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach angehört, erhebliche Zweifel an einer Kandidatur Platinis. Nach Ende der Bewerbungsfrist folgt ein Integritätscheck der Anwärter. Dieser soll zwar nicht durchgeführt werden, solange ein Kandidat gesperrt ist; ein Freispruch Platinis im Ethikverfahren wäre allerdings eine große Überraschung. Die Suspendierung des 60 Jahre alten Franzosen läuft Anfang Januar aus und kann noch um 45 Tage verlängert werden. Sollte Platini doch noch antreten dürfen, würde Infantino voraussichtlich seine Kandidatur zurückziehen.
    Die weiteren Kandidaten
    Neben Infantino gibt es bislang sieben weitere Kandidaten.
    Michel Platini (Frankreich): Bis vor kurzem der glasklare Favorit auf den höchsten FIFA-Posten - ehe eine dubiose Millionen-Zahlung von Blatter publik wurde und den 60-Jährigen in Verruf brachte. Wie Blatter ist auch Platini derzeit für 90 Tage suspendiert, er kann daher keinen Wahlkampf bestreiten und um die Gunst der Verbände buhlen. Das muss er aber auch nicht, denn seine Reputation ist groß genug für einen klaren Wahlsieg. Sollte Platini nicht weiter gesperrt werden und den Integritäts-Check bestehen, der für derzeit gesperrte Anwärter nicht durchgeführt wird, hat er die besten Chancen.
    Scheich Salman bin Ibrahim al-Khalifa (Bahrain): Reichte seine Kandidatur erst kurz vor dem Ende der Bewerbungsfrist ein und ist der große Favorit auf die Blatter-Nachfolge - wenn er zur Wahl zugelassen wird. Der 49-Jährige soll bereits zahlreiche Unterstützer hinter sich haben. Laut Kicker ermittelt die FIFA-Ethikkommission gegen das Exekutivmitglied wegen eines Anfangsverdachts auf Verletzung von Menschenrechten, was ihm beim Integritäts-Check der Kandidaten Probleme bereiten könnte.
    Jérôme Champagne (Frankreich): Der 57-Jährige hat am Freitag als bislang letzter Kandidat seine Ansprüche angemeldet. Champagne punktet als Einziger mit einem Wahlprogramm, fordert mehr Transparenz und Entwicklung, hofft unter seiner Führung auf eine "starke, demokratische, respektierte und proaktive FIFA." Realistische Chancen dürfte er aber nicht haben, weil er bereits von 1999 bis 2010 in verschiedenen beratenden Funktionen für die FIFA arbeitete und ein enger Vertrauter des Amtsinhabers Sepp Blatter war.
    Prinz Ali bin Al Hussein (Jordanien): Im internationalen Sport gilt der 39-Jährige als bestens vernetzt. Er wäre ein "großartiger Präsident", hatte Platini vor der Wahl Ende Mai dieses Jahres erklärt. Damals trotzte Prinz Ali Blatter immerhin einen zweiten Wahlgang ab. Aber Prinz Ali dürfte nicht genug Stimmen zusammenbekommen, er hat nicht einmal in seinem asiatischen Kontinentalverband eine Mehrheit.
    David Nakhid (Trinidad und Tobago): Der 51-Jährige ist der Unbekannte im Wahlkarussell, von Beruf ist er Leiter einer Fußball-Schule. Aufgrund seines Herkunftslandes muss sich der frühere Nationalmannschafts-Kapitän zudem immer wieder Spekulationen über eine angeblich zu große Nähe zu Jack Warner, der Schlüsselfigur im FIFA-Skandal, erwehren.
    Tokyo Sexwale (Südafrika): Der 62-Jährige wurde bereits von Franz Beckenbauer als Kandidat gepriesen. "Er hat zwar eine andere, eine politische Vergangenheit, aber er kennt sich im Sport aus. Er hat den Geruch der Neutralität", sagte Beckenbauer zuletzt. Sexwale war im damaligen Apartheidstaat Südafrika 13 Jahre lang zusammen mit Nelson Mandela auf Robben Island inhaftiert.
    Musa Bility (Liberia): Die Kandidatur des liberianischen Verbandschefs ging am letzten Tag der Bewerbungsfrist fast unter. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn der 48-Jährige dürfte nicht mehr als ein Statist werden. Sogar das Exekutivkomitee der afrikanischen Konföderation CAF hat Bility die von ihm eingeforderte Unterstützung verweigert.
    (nch/tzi)