FIFA-Kongress
Kommentar: Zurück in dunkle Zeiten

Beim Kongress des Welt-Fußballverbandes FIFA in Bangkok haben die Delegierten wichtige Änderungen der Statuten beschlossen. Wichtige Reformen nach den großen Skandalen wurden dabei wieder einkassiert, kommentiert Chaled Nahar.

Von Chaled Nahar | 17.05.2024
    Gianni Infantino steht mit erhobenem Zeigefinger am Rednerpult.
    FIFA-Chef Infantino von der versprochenen Transparenz blieb wenig übrig (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Jorge Saenz)
    Vertrauen wiederherstellen - mit diesem Versprechen ist Gianni Infantino 2016 als Präsident der FIFA angetreten. "Die neue FIFA", das war der Markenkern, den er in den Vordergrund stellte. Und es gab Reformen, die das untermauern sollten. Sie sollten Transparenz schaffen, die Trennung von Zuständigkeiten sicherstellen, Deals im Hinterzimmer verhindern.

    Viele Kommissionen, viele versorgte Funktionäre

    Heute, acht Jahre danach, ließ Infantino den FIFA-Kongress Statutenänderungen beschließen, die dieses Rad weit zurückdrehen.
    35 statt zuletzt 7 Kommissionen soll es künftig geben. Solche Gremien auf ein Minimum zu reduzieren, das war aus gutem Grund Teil der Reformen. Denn in den Kommissionen kann der Präsident ihm freundlich gesinnte Funktionäre mit gut bezahlten Posten versorgen. Die 35 Kommissionen sind dadurch ein wirksames Instrument, um Stimmverhalten zu steuern und zu kontrollieren. Die Reform dazu ist nun Vergangenheit.
    Die Statutenänderung macht auch wieder Doppelvergaben von Weltmeisterschaften möglich. Dabei war es genau so eine Doppelvergabe von Männer-Weltmeisterschaften, die die FIFA maßgeblich in die Krise gestürzt hat. 2010 verfrachteten zahlreiche korrupte Funktionäre in einem kleinen Gremium die Turniere 2018 und 2022 nach Russland und Katar. Ein Skandal, der sich nicht wiederholen sollte.

    Dubiose Doppelvergaben

    Deshalb sollte die WM seitdem im großen Kongress vergeben werden statt im kleinen Exekutivkomitee. Doppelvergaben wurden ausgeschlossen - doch diese sind seit heute wieder erlaubt. Das ermöglicht solche Deals, wie sie im FIFA-Rat im Oktober 2023 stattfanden. Unter dubiosen Umständen wurden Bewerbungen zusammengelegt und Spiele der WM 2030 an sechs Länder auf drei Kontinenten vergeben. Erst durch diesen Deal bekommt Saudi-Arabien die Chance, für das Jahr 2034 ebenfalls ohne Konkurrenz in einer Scheinabstimmung um die WM anzutreten. Am 11. Dezember ist es soweit, dann werden beide Turniere formell vergeben.
    Dazu gibt es viele Fragen. Doch in dieser Kultur der Angst, wie Norwegens Verbandspräsidentin Lise Klaveness die Atmosphäre in der FIFA aktuell beschreibt, ist kein Raum für Debatten oder Fragen. Eine Pressekonferenz hat Gianni Infantino seit der Mauschelei im FIFA-Rat um die beiden Männerturniere 2030 und 2034 nicht mehr gegeben. Er unterbindet Möglichkeiten der Medien, Fragen zu stellen.

    Nichts geblieben von "voller Transparenz"

    So auch heute. Keine Pressekonferenz nach dem Kongress in Bangkok. Volle Transparenz hatte Infantino 2016 angekündigt. Geblieben ist davon so gut wie nichts. Den dunklen Zeiten, die sie hinter sich lassen wollte, ist die FIFA wieder sehr nah.