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Film "Das freiwillige Jahr"
Weg von zu Hause

Gut gemeint ist manchmal auch daneben. Im Film "Das freiwillige Jahr" von Ulrich Köhler und Henner Winckler treffen die Wünsche eines Vaters auf die Träume seiner Tochter. Die Entscheidung über ihr Leben muss die Abiturientin schließlich allein treffen.

Von Rüdiger Suchsland | 07.02.2020
Filmstill aus dem Kinofilm "Das freiwillige Jahr". Regie Ulrich Köhler und Henner Winckler
Gehen oder bleiben? Maj-Britt Klenke als Abiturientin Jette im Film "Das freiwillige Jahr" (Grandfilm)
Eine "schwierige, nicht unproblematische, liebevolle Vater-Tochter-Beziehungsgeschichte" nennt Kritiker Rüdiger Suchsland den Film "Das freiwillige Jahr": Nach dem Abitur ist Jette auf dem Sprung nach Costa Rica, zu einem freiwilligen sozialen Jahr – auf Vorschlag ihres Vaters Urs, nicht aus eigener Überzeugung. Sie selbst ist zerrissen zwischen dem Wunsch, bei ihrer Jugendliebe Mario in der rheinischen Provinz zu bleiben, und den klaren Erwartungen des Vaters, der ihr ein Leben dort ersparen will.
Das Private ist politisch
"Wie befreit sich die Tochter vom Übervater – und der von seiner Rolle?" So laute eine der zentralen Fragen des Films, sagt Suchsland in "Kultur heute" über einen Film, der neben der Familiengeschichte durchaus auch politisch sei. Er spiele zwar im bürgerlichen, vermeintlich liberalen Post-68er-Millieu; trotzdem träfe aber ein zum Teil sehr autoritäres Verhalten von Urs auf die ganz unterschiedlichen Perspektiven seiner Tochter, Teil der Generation Y im 21. Jahrhundert.
Obwohl ursprünglich als Fernsehproduktion geplant, sei "ein klarer Kinofilm entstanden", so Rüdiger Suchsland. Zu verdanken sei dies vor allem der Arbeit von Kameramann Patrick Orth, dessen Bildsprache bereits Maren Ades Vater-Tochter-Film "Toni Erdmann" zu internationalem Erfolg verholfen hatte.