
"Ich liebe den Beruf, also ein Großteil ist absoluter Idealismus, es sind alles Idealisten, die das machen, muss man auch, und... ich bin guter Dinge."
Maike Möller ist 32 Jahre alt, Schauspielerin mit bereits einiger Erfahrung, sowohl am Theater, wie auch bei Film und Fernsehen. Unter anderem hatte sie Hauptrollen in mehreren "Inga Lindström"-Verfilmungen im ZDF. Sie sagt, dass sie beruflich nichts machen will, was nichts mit Schauspielerei zu tun hat:
"Entweder man wartet auf die Rollen und auf die Castings, und das, was reinkommt und landet letztlich beim Arbeitsamt bei Hartz IV, oder man macht alle Jobs, die man kriegen kann, man kellnert. Ich hab mich gegen diese beiden Möglichkeiten entschieden und möchte nur in meinem Bereich arbeiten, und das mache ich auch, ich bin tätig im Theater, ich unterrichte, ich mache alles was in meinem Bereich zu tun hat."
Beim ersten Take muss alles sitzen
Obwohl Maike Möller schon ein paar größere Rollen in Film und Fernsehen bekommen hat, waren ihre ersten Erfahrungen am Set ein wenig überraschend, erzählt sie, etwa dass es kaum Proben gibt - alles muss sitzen, schon beim ersten Take:
"Das ist wenn man aus dem Theaterbereich kommt, ein Schock eigentlich. Ich habe am ersten Drehtag meinen Partner kennengelernt zum Beispiel, man sitzt zusammen im Auto, macht kurz Text und dann wumm! Geht's raus."
Viele Schauspieler wären allerdings schon froh, wenn sie überhaupt mal einen Drehtag bekämen. Die meisten Warten lange darauf, in Film und Fernsehen eingesetzt zu werden - und da reden wir nicht über eine Hauptrolle. Dass weniger produziert wird, merken auch die Schauspielagenten:
"Es ist ruhiger geworden in Agenturen. Es klingelt kaum das Telefon, das hat sich ganz grob geändert. Und wir haben die Werbeproduktionen – das ist das, was momentan sehr grob läuft für uns", sagt Ute Matthies, sie ist seit über 20 Jahren Agentin in Berlin. Sie hat 35 Frauen und Männer unter Vertrag, erfahrene Schauspieler wie etwa Friedhelm Ptok, aber auch Newcomer. Doch das Geschäft ist mau geworden. Ein paar ihrer Schauspieler hat sie im letzten Jahr bereits notgedrungen von ihrer Liste gestrichen – zu viel Aufwand für zu wenig Einnahmen erzählt Matthies. Und auch bei den Gagen werde heutzutage geknausert:
"Die Gagen haben sich schon verändert, es gibt Produktionen die Arbeiten von vornherein mit minus 25 Prozent oder 30 Prozent, das wird aber angesagt, das sind Vorabendgeschichten. Bei einer Gage von 1.500 landest du dann bei 1.050 Euro, das sind dann fast 500 Euro weniger für den Schauspieler, was er für ein oder zwei Drehtage verdienen kann."
1.000 Euro Gage für einen Drehtag - das klingt erst mal nach viel Geld im Vergleich zu anderen Berufen, und doch: Die Zahl trügt. Denn erstens haben die meisten Schauspieler nur ein paar Drehtage - pro Jahr - oder eben gar keinen. Laut einer Studie des Schauspielerverbands verdienen 70 Prozent von ihnen unter 30.000 Euro im Jahr. Da kann man nicht von Reichtum sprechen. Doch warum ist das so? Barbara Buhl, Leiterin der Programmgruppe Fernsehfilm und Kino im WDR, erklärt, dass heutzutage weniger Filme gemacht werden können:
"Weil jedes einzelne Stück tatsächlich mehr Geld verbraucht, als wir eigentlich im Ansatz haben. Und zwar ist es so, dass ja stetig die Gagen und auch die Honorare, die gewerkschaftlich vereinbart werden, stetig steigen. Und insofern ist ein größerer Druck auf den Produktionen."
Mit anderen Worten: Da manche Gagen nicht kürzbar sind, weil sie gewerkschaftlich ausgehandelt wurden, bleibt nur noch der Ausweg, Drehtage zu streichen. Üppige Honorare für Stars wie Iris Berben oder Heino Ferch knabbern ebenfalls am Budget. Heute ist beispielsweise beim WDR so, dass rund 15 Fernsehfilme pro Jahr entstehen, die knapp kalkuliert sind, und ansonsten noch ein paar Debütfilme, die noch weniger kosten. Mehr sei eben nicht drin, sagt Babara Buhl:
"Jetzt gibt es aber das große Problem für alle Beteiligten, bleibt man bei der Stückzahl, das heißt es haben mehr Schauspieler ein Engagement, oder spart man ein weiteres Stück ein und verteilt das Geld, das man dafür übrig hat, auf alle anderen Produktionen. Und da sind sich auch alle Beteiligten sehr uneinig, was da der bessere Weg wäre."
Die knappen Budgets betreffen durchaus auch die B- und C-Prominenz. Hanns Werner Meyer, ein bekanntes Fernsehgesicht, hat immerhin eine Rolle in der ZDF-Serie "Letzte Spur Berlin". Und dennoch erzählt Meyer, dass selbst er gelegentlich zurückstecken muss. Heute würden Promis Rollen annehmen, die sie früher vielleicht nicht angenommen hätten:
"Weil sich auch die gesamte Landschaft verändert, das ist nicht nur schlecht, es ist ja auch so, dass die Qualität der Serien steigt, und auch durch die Schauspieler, die da mitmachen. Und insofern ist Serie kein Igitt-Produkt mehr, sondern im Gegenteil, man freut sich wenn man eine Serie machen kann."
Trotz alledem, so erzählen Hanns Werner Meyer und Maike Möller, sei das Schauspielen ein schöner Beruf, den jeder gerne mache. Doch was würde Meyer seinem Sohn oder seiner Tochter sagen, wenn sie Schauspieler werden wollen?
"Ich würde ihnen jedes Hindernis in den Weg legen, das ich kann, und wenn sie es dann immer noch wollen, dann würde ich sagen: Dann mach's."