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Drei Wünsche für die künftige Kulturpolitik aus Sicht der Filmbranche

Die staatliche Filmförderung sollte beibehalten werden, fordert Thomas Kufus, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Filmakademie. Von einem neuen Kulturstaatssekretär wünscht er sich auch, dass das Urheberrecht eindeutiger geschützt werde und öffentlich-rechtliche Fernsehsender ihren Kulturauftrag stärker wahrnehmen.

Thomas Kufus im Gespräch mit Christoph Schmitz | 05.11.2013
    Christoph Schmitz: Wünschen kann man sich ja viel. Das gilt auch für Koalitionsverhandlungen. Und während dann verhandelt wird, wie in diesen Tagen, könnte man ja einmal das Mikrofon in die Kulturwelt selbst halten und fragen, welche Wünsche es denn für die Kultur so gibt.

    Das haben wir in den letzten Tagen in "Kultur heute", in dieser Sendung, getan. Wie aber sieht es konkret bei der Bundesfilmpolitik aus, die ja in den Händen des "Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien" liegt, also beim Kulturstaatsminister im Kanzleramt. Schwere Themen werden rund um den Film gerade verhandelt. Das Bundesverfassungsgericht etwa prüft derzeit, ob das Filmfördergesetz rechtens ist. Vier große, marktschwere Kinobetreiber hatten dagegen geklagt, weil sie, wie alle, Geld abdrücken müssen für die Filmförderung. Also: Welche drei Wünsche haben Sie an den neuen Kulturstaatsminister? Das habe ich den Vorsitzenden der Deutschen Filmakademie gefragt, Thomas Kufus.

    Thomas Kufus: Ich glaube, das aller-, allerwichtigste ist im Moment das anhängige Verfahren beim Bundesverfassungsgericht. Hier hat uns das Verfassungsgericht in einer ersten Anhörung am 8. Oktober schon signalisiert, dass es definitiv Modifikationen geben muss, geben wird, und wir hoffen sehr, dass die Modifikationen so ausfallen, dass diese staatliche Filmförderung beibehalten werden kann, und das hat sicherlich auch sehr viel mit der Reaktion eines zukünftigen Staatsministers zu tun, oder Staatsministerin zu tun, in welche Richtung dann diese Modifikationen gehen.

    Der zweite große Punkt ist mit Sicherheit das Urheberrecht, und das Dritte ist, ich sage mal, dass die Politik - und in dem Fall natürlich dann Staatsminister/Staatsministerin - sich, wie das schon in den letzten drei Jahren passiert ist, eindeutiger zum öffentlich-rechtlichen Fernsehen bekennt oder positioniert. Das ist ein wichtiger Moment für uns.

    Schmitz: Noch einmal zu dem Punkt Urheberrecht, den Sie gerade ansprachen. Was konkret erwarten Sie inhaltlich?

    Kufus: Wir erwarten, dass das Urheberrecht eindeutiger für die Kunstgattung geschützt wird und nicht praktisch den verschiedenen Tendenzen, ich sage mal, der Betreiber des Internets oder der Lobby des Internets erliegt. Da muss man einfach einen Riegel vorschieben. Die Künstler – und in dem Fall spreche ich nicht nur für die Filmemacher, aber natürlich für die Filmemacher und alle ihre, unsere Gewerke, ob das ein Kostümbildner oder ein Komponist ist oder ein Cutter oder ein Kameramann -, die alle haben ja praktisch zu schützende Urheberrechte und die müssen auch dauerhaft geschützt bleiben und können nicht einfach, ich sage mal, dem Internet preisgegeben werden. Das ist ein ganz, ganz wesentlicher Punkt.

    Schmitz: In der Praxis ist es aber so, dass Filme im Internet einfach so kostenlos vervielfältigt, weitergegeben, herumgereicht werden.

    Kufus: Genau, und da muss man über das Urheberrecht-Gesetz im einzelnen, müsste man da über verschiedene Verfahren sprechen. Aber da muss ein deutlicher Schutz her, dass das nicht so einfach passiert und wir im Prinzip unsere Werke überall in der Welt abrufbar nur noch verfolgen können und nichts mehr davon haben. Das kann so nicht sein.

    Schmitz: Ist denn da schon etwas auf dem Wege, oder ist das richtiges Neuland, was der zukünftige Amtsinhaber bearbeiten müsste?

    Kufus: Nein, da ist natürlich das eine oder andere, da ist auch eine Menge auf dem Weg. Nur alle Parteien des Deutschen Bundestages haben da durchaus unterschiedliche Vorstellungen. Ich denke mal, dies wird auch ein wichtiger Punkt bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen sein. Da steht auch das europäische Recht, was wieder etwas anders ist als die jeweils nationalen Rechte. Also da gibt es einen enormen Abstimmungsbedarf. Ob man alle unter einen Hut kriegt, muss man sehen.

    Schmitz: Zum dritten Punkt, den Sie benannt haben, Herr Kufus: Stichwort öffentlich-rechtliches Fernsehen, Radio, Sender. Um welche Punkte geht es Ihnen da vor allem?

    Kufus: Ich finde wichtig, das öffentlich-rechtliche Fernsehen muss seine Aufgabe, seinen Kulturauftrag wahrnehmen. Das tut es natürlich in vielerlei Hinsicht, aber in vielen Bereichen hat man zumindest als Konsument nicht immer den Eindruck, dass das noch mit aller Deutlichkeit und Beharrlichkeit gemacht wird. Und da sind die Äußerungen, die in den letzten Jahren von dem einen oder anderen Politiker kamen, nicht nur vom ehemaligen Staatsminister, sondern auch vom Bundestagspräsidenten und einigen anderen, aus unserer Sicht der Akademie manchmal durchaus wichtig, wenn nicht sogar heilsam.

    Wir haben zumindest den Eindruck, dass die Entscheidungsträger im öffentlich-rechtlichen Fernsehen diese Kritik wahrgenommen haben, und wir würden gerne mit denen weiter daran arbeiten, wie man zum Beispiel wieder Kinofilme zu guten Sendezeiten ins Fernsehen bringt.

    Schmitz: Das heißt, Sie meinen auch weniger Spaß und Unterhaltung, sondern Substanz in allen Sparten des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens?

    Kufus: Ja, das meine ich, und vor allen Dingen auch: wo werden Riesensummen für bestimmte, ob das Sportrechte sind oder andere Rechte, ausgegeben, wo wird gespart. Alle Sender sagen, wir müssen sparen, es gibt dort einen riesigen Personalstock, aber leider wird doch immer zunächst am Programm gespart, und das sind Dinge, die in Zukunft unbedingt verändert werden müssen.

    Schmitz: Thomas Kufus, Filmproduzent, Regisseur und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Filmakademie, mit Wünschen für die Bundesfilmpolitik.


    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.