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Filmfestival Istanbul
Freiheit und Widerstand auf der großen Leinwand

Das internationale Filmfestival von Istanbul ist seit seiner Gründung 1982 längst anerkannt - als Ort des kulturellen Austauschs, aber auch des Widerstandes gegen Bevormundung und Zensur. Die Rahmenbedingungen hätten sich verändert, sagte Filmkritiker Rüdiger Suchsland im Dlf - doch nicht zum Guten.

Rüdiger Suchsland im Gespräch mit Maja Ellmenreich |
Eröffnung des 38. internationalen Filmfestivals in Istanbul
Seit 37 Jahren unangepasst: Eröffnung des 38. internationalen Filmfestivals in Istanbul (iksv / Poyraz Tutuncu)
Als das internationale Filmfestival von Istanbul 1982 zum erstenmal stattfand, herrschte in der Türkei gerade die Militärjunta, die sich kurz zuvor an die Macht geputscht hatte. Gerade einmal sechs Filme waren damals zu sehen - alle zum Thema "Die Künste und der Film". Damals aber erarbeitete sich die noch kleine Veranstaltung den Ruf, ein Ort der Freiheit, des Widerstandes und der Unangepasstheit zu sein. Und eine große Leinwand für das lebendige türkische Kino, das spätestens seither auch international wahrgenommen wurde.
Inzwischen dauert das International Film Festival Istanbul zwei Wochen, und in einem nationalen und einem internationalen Wettbewerb konkurrieren Produktionen um die "Golden Tulpe". Die Rahmenbedingungen hätten sich aber erneut verändert, so Dlf-Filmkritiker Rüdiger Suchsland. Unter der Staatspräsident Erdogan wurde nicht nur die Freiheit der Presse, sondern auch die der Künste beschnitten: "Es ist klar, dass das Festival Teil der kulturellen Opposition ist." Es verhalte sich dem Westen zugewandt, offen und liberal.
Weniger Geld, dafür Werbeverbot
Deshalb habe die Stadt Istanbul, die bislang von der Regierungspartei AKP regiert wurde, der Kulturveranstaltung allerdings Geldmittel entzogen und großflächige Werbung nicht genehmigt. Wirtschaftsunternehmen und Organisationen wie das deutsche Goethe-Institut und das Institut Français seien eingesprungen.
Wichtig für das türkische Publikum sei auch, so Suchsland weiter im Dlf, dass in Istanbul rund 200 ausländische Filme zu sehen waren. Bei vielen von ihnen verhindere die staatliche Zensur eine reguläre Aufführung im Rahmen normaler Kinoprogramme - etwa bei der Umsetzung schwul-lesbischer Themen. In Filmen werde die Zensur auch selbst zum Thema - wenn sich beispielsweise in einem Spielfilm ein Zensor in einem Gefängnis zunehmend mit einem Gefangenen identifziert. Auch der Dokumentarfilm biete die Möglichkeit, Fragen anzusprechen, die in der Türkei ansonsten tabuisiert seien. So sei beim Filmfestival in Istanbul in diesem Jahr eine Produktion über armenische Einwanderer zu sehen gewesen.