Weltweit fiebern Filmfans der diesjährigen Oscar-Verleihung entgegen. Wenn die Gala des wohl wichtigsten Filmpreises der Welt in Hollywood über die Bühne geht, ist es in Deutschland bereits Montagmorgen. Los geht's ab 2.30 Uhr. Die Show beginnt mit dem Defilee der Stars auf dem roten Teppich vor dem Dolby Theatre. ProSieben überträgt live. Der 41 Jahre alte Schauspieler Neil Patrick Harris - bekannt aus der Serie "How I Met Your Mother" - moderiert die Gala. Zu den deutschen Hoffnungen bei den 87. Oscars gehören Wim Wenders und Hans Zimmer.
Jeweils neunmal nominiert sind die Satire "Birdman oder Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit" mit Ex-Batman-Darsteller Michael Keaton und die vom Studio Babelsberg in Potsdam mitproduzierte Komödie "Grand Budapest Hotel". Auf acht Nominierungen bringt es "The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben" über den schwulen Mathematiker und Kriegshelden Alan Turing, gespielt von Benedict Cumberbatch. Auf jeweils sechs Nominierungen kommen das über zwölf Jahre gedrehte Jugenddrama "Boyhood" und der Kriegsschützen-Blockbuster "American Sniper" von Clint Eastwood.
Hier geht es zur Liste aller Nominierten auf der Homepage der "Academy of Motion Picture Arts and Sciences".
Gute Chancen für Film über Edward Snowden
Der deutsche Regisseur Wim Wenders hat Chancen in der Doku-Kategorie mit seinem Film "Das Salz der Erde" über den brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado. Chancen hat auch die Doku "Citizenfour" über Whistleblower Edward Snowden, die in Berlin von Dirk Wilutzky und Mathilde Bonnefoy produziert wurde. Sie sind gemeinsam mit der US-Regisseurin Laura Poitras nominiert. Für die Filmmusik von "Interstellar" könnte der in den USA lebende gebürtige Frankfurter Hans Zimmer ("Der König der Löwen") seinen zweiten Oscar holen.
Aus Protest dagegen, dass bei den Oscar-Nominierungen in diesem Jahr nur weiße Darsteller berücksichtigt wurden, planen US-Bürgerrechtsgruppen eine Demonstration am Rande der Filmgala. Die Kundgebung für mehr kulturelle Vielfalt solle kurz vor der Verleihung vor dem Dolby Theatre in Los Angeles stattfinden, sagte Earl Ofari Hutchinson vom Los Angeles Urban Policy Roundtable. Damit solle eine Botschaft an die Filmakademie als Veranstalter sowie die Filmindustrie in Hollywood geschickt werden. "Frauen, Hispanics, Afroamerikaner und Farbige sind in Hollywood unsichtbar", kritisierte Hutchinson.
"Die Oscar-Akademie ist zu weiß, zu männlich und zu alt"
Dabei hätten die Akademie-Mitglieder nach Auffassung vieler Kritiker durchaus eine Chance gehabt, mit dem US-Bürgerrechtsdrama "Selma" über Martin Luther King gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Der Film mit David Oyelowo in der Hauptrolle wurde zwar als Bester Film nominiert, doch sowohl Oyelowo als auch die schwarze Regisseurin Ava DuVernay gingen bei den Nominierungen leer aus.
Für den Wissenschaftler Darnell Hunt, der an Universität von Kalifornien in Los Angeles das Zentrum für afroamerikanische Studien leitet, ist das keine Überraschung: Die Oscar-Akademie, die über die Nominierungen entscheidet, sei zu weiß, zu männlich und zu alt, findet er. "Von 6000 Mitgliedern sind rund 93 Prozent Weiße, 70 Prozent sind Männer und ihr Durchschnittsalter liegt bei 63 Jahren", sagt Hunt.