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Financial Fairplay
Paris Saint-Germain im Fokus

Nicht nur in der Champions League, auch wegen möglicher Verstöße gegen Finanzregeln der UEFA steht Paris Saint-Germain jetzt im Mittelpunkt. Der Verein soll das "finanzielle Fairplay“ umgangen haben.

Von Bastian Rudde | 08.04.2014
    Zlatan Ibrahimović von Paris Saint Germain (aufgenommen während des Spiels gegen den FC Chelsea am 2. April 2014)
    Zlatan Ibrahimovic - der wohl bekannteste Spieler von Paris Saint Germain. (picture alliance / dpa - Christophe Morin)
    Financial Fairplay ist das Vorzeige-Projekt der UEFA und deren Präsident Michel Platini. Dahinter verbirgt sich eine wesentliche Idee: Vereine dürfen langfristig nur noch so viel Geld ausgeben, wie sie einnehmen. Eine Art Schuldenbremse für das – europaweit betrachtet – defizitäre Fußball-Metier. Vor allem soll verhindert werden, dass Mäzene aus dem arabischen Raum oder aus Russland das Geschäft und den sportlichen Wettbewerb mit willkürlichen Finanzspritzen weiter verzerren. Financial Fairplay – ein Konzept, zu dessen größten Befürwortern Karl-Heinz-Rummenigge gehört. Zweifel, dass die UEFA das Konzept auch wirklich mit harter Hand umsetzen wird, hat der mächtige Mann vom FC Bayern immer zurückgewiesen.
    "Ich hab da eigentlich keine großen Sorgen, dass am Ende des Tages Klubs nach ihrem Gusto die Dinge weiter vorantreiben. Weil ich mir nicht vorstellen kann, dass Platini sich erlauben kann und die UEFA, da die Dinge nicht seriös einzufordern."
    Die UEFA steht unter kritischer Beobachtung – und scheint Rummenigges Vorschuss-Lorbeeren jetzt zu rechtfertigen. Nach Recherchen des Sport-Informationsdienstes prüft sie gerade das Geschäftsgebahren von Paris St. Germain, weil der Klub versucht habe, seine Einnahmen mit einem dubiosen Sponsorendeal künstlich nach oben zu schrauben. Die UEFA will das zwar weder bestätigen, noch dementieren. Aber fest steht: Wenn irgendwo ein Verstoß gegen Financial Fairplay naheliegt, dann in Paris. Rückblende:
    "Merci, Zlatan, merci!" - "Danke, Zlatan, danke!" rufen die PSG-Fans, als Superstar Zlatan Ibrahimovic im Jahr 2012 bei Paris unterschreibt. Spieler wie er haben dem Klub in den letzten Jahren zu neuer sportlicher Größe verholfen. Aus nationalem Mittelmaß wurde internationale Spitzenklasse – finanziert mit Geld aus dem Emirat Katar. Seit 2011 hat die Qatar Sports Investment bei St. Germain das Sagen – und seitdem hat der Klub für um die 300 Millionen Euro neue Spieler eingekauft. Für Henning Vöpel, Fachmann für Fußball-Finanzen beim Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Institut, kaum vereinbar mit Financial Fairplay.
    "Die Absichten des Financial Fairplays sind gerade solche Transfers zu unterbinden."
    Es sei denn ein Klub kann vorweisen, dass er sich die Ausgaben für Superstars leisten kann, weil er auf der anderen Seite genug einnimmt – aus Quellen, die auch jedem Verein zur Verfügung stehen. Gelder von Mäzenen gehören laut UEFA-Reglement nicht dazu, Sponsorenverträge schon – und genau hier wird der Fall Paris St. Germain interessant. Denn die Franzosen haben einen Werbe-Deal mit der katarischen Tourismus-Behörde QTA, der ihnen jährlich 200 Millionen Euro bringen soll. Ein Betrag, der andere große Vereine vor Neid erblassen lässt – und der gegen Financial Fairplay verstoßen würde, wenn die UEFA Paris nachweisen könnte, dass die vermutlich 200 Millionen Euro "nicht marktüblich", also nicht angemessen sind. Aber:
    "Wer entscheidet über die Angemessenheit von Sponsoren-Einnahmen?"
    Fragt sich der Präsident von Hannover 96, Martin Kind.
    "Könnten wir in der Bundesliga den VfL Wolfsburg exemplarisch nehmen. Wenn der VW-Konzern sagt, uns ist dieses Trikot-Sponsoring eben eine Summe X wert, wer will jetzt entscheiden, dass das jetzt nicht die Werthaltigkeit hat?"
    Genauso dürfte auch Paris St. Germain gegen die Bedenken der UEFA argumentieren – einige Experten sehen den Verband da auf der juristisch schwächeren Seite. Doch wer tatsächlich die besseren Argumente hat, entscheidet sich nach Deutschlandfunk-Informationen Ende April oder im Juni. In diesen beiden Phasen will die UEFA erste Sanktionen gegen die Einnahmen-Ausgaben-Regel im Financial Fairplay aussprechen. Im Extremfall sieht der Strafen-Katalog den Ausschluss dem Europapokal vor.