Freitag, 19. April 2024

Archiv

Finanzen im Profifußball
Staatsunternehmen als Sponsor

Im abschließenden Teil der Serie zu Profi-Fußballvereinen und Steuern geht es um das Sponsoring von Unternehmen, an denen der Steuerzahler beteiligt ist. Was sind die Gründe für das Engagement? Und wie stark wird der Wettbewerb durch die Leistungen des Steuerzahlers an Profivereine verzerrt?

Von Piet Kreuzer | 04.09.2021
Blick auf den Deutsche Bank Park in Frankfurt am Main.
Eintracht Frankfurt erhält eine starke Unterstützung vom Steuerzahler (dpa / picture alliance / Revierfoto)
Vom großen Player Telekom über diverse Lottogesellschaften bis hin zu kommunalen Energieversorgern: Sie alle setzen als Unternehmen mit staatlicher Beteiligung Steuergelder für das Sponsoring von Fußball-Bundesligisten ein. Ist dieses Sponsoring ähnlich zu bewerten wie Bürgschaften von Bundesländern und staatliche Beihilfen für Fußballvereine?
Fußballstadien als Millionengräber für den Steuerzahler
In einer vierteiligen Serie zeigt der DLF gravierende Beispiele vom leichtfertigen Umgang mit Steuergeldern im Profifußball. In Teil eins geht es um den Stadionbau, den Kauf der Arenen und Stadionmieten.
Professor Tim Ströbel von der Universität Bayreuth hofft nicht, dass das Gefälligkeiten sind: "Im Sportsponsoring ist man ja gerade darum bemüht, sich abzugrenzen von so etwas wie ein Mäzenatentum oder eben irgendwelchen Gefälligkeitsleistungen."
Das Foto zeigt Joshua Kimmich von Bayern München im Zweikampt gegen Idrissa Gueye von Paris Saint-Germain.
Haupt- und Trikotsponsor Telekom soll jährlich etwa 45 Millionen Euro nach München überweisen. (imago / PanoramiC)

Bekanntheitssteigerung und Imagetransfer

Das Sponsoring der Telekom bei Bayern München steht nicht unter Verdacht, eine Gefälligkeit zu sein. Der Konzern, an dem auch der deutsche Staat mit 32 Prozent beteiligt ist, zahlt laut übereinstimmenden Medienberichten bis zu 45 Millionen Euro pro Saison.
"Beim Sportsponsorings hat man natürlich immer zwei ganz übergeordnete Ziele: Zum einen das Thema Bekanntheit steigern und zum anderen das Thema Imagetransfer. Darüber hinaus gibt es aber auch noch weitere Gründe für das Bundesliga-Sponsoring. Dann ist das Thema Personal Recruitment, also Gewinnung von Nachwuchskräften ein super wichtiges Thema für Unternehmen heutzutage. Und für viele auch ein Thema als Sponsor aufzutreten", sagt Sportökonom Ströbel.
Vier Frankfurter Spieler klatschen sich ab und umarmen sich.
Eintracht Frankfurt erhält starke Unterstützung vom Steuerzahler (dpa)

Sechs hessiche Unternehmen unterstützen Eintracht Frankfurt

Eine starke Unterstützung vom Steuerzahler erhält beispielsweise Eintracht Frankfurt. Im Sponsoren-Portfolio der Eintracht sind mindestens sechs Unternehmen, an denen das Land Hessen und/oder die Stadt Frankfurt beteiligt sind. Das reicht von der Flughafengesellschaft Fraport bis hin zu städtischen Unternehmen. Keine hessische Spezialität, in den deutschen Profiligen treten mehrere kommunale Gesellschaften wie Stadtwerke, Verkehrsbetriebe oder Lottogesellschaften bundesweit als Sponsor auf.
Am 01.07.2020 an der Veltins-Arena auf Schalke, Gelsenkirchen. Zu sehen ist der Schriftzug "Wir leben dich".
Wenn der Staat helfen soll
In einer vierteiligen Serie zeigt der DLF gravierende Beispiele vom leichtfertigen Umgang mit Steuergeldern im Profifußball. In Teil zwei geht es um Landesbürgschaften, ohne deren Hilfe einige Vereine nicht überleben können.
Für den Sponsoringexperten ist aber auch das Bundesliga-Sponsoring für kommunale Unternehmen sinnvoll: "Wenn man sich mal vor Augen führt, dass natürlich auch kommunale Unternehmen, auch wenn sie nur regional begrenzte Strahlkraft haben oder auch einen regional begrenzten Markt, sind sie doch häufig auch im Wettbewerb mit überregionalen Unternehmen. Also von daher ist es natürlich auch ein Thema, seine Marke entsprechend zu positionieren und entsprechendes Image mit diesem Marke auch zu transportieren.
Beim Sponsoring stimmen aus seiner Sicht meist Leistung und Gegenleistung - und da sie im Wettbewerb mit der Privatwirtschaft stehen, dürfen die kommunalen Unternehmen auch werben. Und das kann ein Argument sein, warum es sich auch auf der großen Bundesliga-Bühne lohnt, zu werben.
Ganz anders bei Bürgschaften, Beihilfen, Stadionfinanzierungen von Kommunen und Ländern. Die bewegen sich in einer juristischen Grauzone, bei intensiver Überprüfung würden nicht alle Beihilfen erlaubt werden. "In Deutschland ist ja noch niemand wirklich tätig geworden, zumindest nicht die Europäische Kommission, die das kontrollieren könnte", kritisiert Professor Justus Haucap, der Direktor des Instituts für Wettbewerbsökonomie an der Universität Düsseldorf.

Fußball-Fans sind auch Wähler

Bisher gibt es nur Kontrollen bei privaten Investitionen. Auch die Financial Fairplay-Vorschriften der Europäischen Fußball-Union haben immer nur die private Finanzierung unter die Lupe genommen. Dazu der ehemalige Chef der Monopolkommission, Haucap: "Es wäre vielleicht gar nicht schlecht, ähnliche Regeln zu haben, was öffentliche Zuschüsse angeht, damit dann auch eine Wettbewerbsgleichheit herrscht."
Denn beim Status quo, sieht der Wettbewerbs-Ökonom unfaire Vorteile: "Das ist sicherlich ein Wettbewerbsvorteil, wenn das Land oder die Kommune einzelnen Fußballvereinen unter die Arme greift. Ob das jetzt über Beihilfen für die Infrastruktur ist oder andere Leistungen zumindest kurzfristig ist das sicherlich ein Vorteil.
Das Volksparkstadion Hamburg, 28.12.2018 Volksparkstadion, Hamburg, 28.12.2018 Hamburg *** The Volksparkstadion Hamburg 28 12 2018 Volksparkstadion Hamburg 28 12 2018 Hamburg Copyright: xEIBNER/MarioxHommesx EP_MHS
Wenn Vereine und Kommunen voneinander abhängen
Im dritten Teil der Serie zu Profi-Fußballvereinen und Steuern geht es um umstrittene Allianzen zwischen Traditionsvereinen und Kommunen. Das sportliche Siechtum bringt auch die städtischen Finanzen in Schieflage.
Ob sich der Wettbewerbsvorteil langfristig auswirkt, da ist sich der Ökonom nicht sicher. "Ich glaube, ein Nachteil kann auch daraus entstehen, dass diese Vereine letztendlich doch zu einem gewissen Missmanagement eingeladen werden. Das sieht man sicherlich besonders prominent an Kaiserslautern. Irgendwie haben sie sich immer darauf verlassen können, dass der Staat das Land sie dann doch schon raushaut. Und das hat sie jetzt nicht gerade ermuntert, effizient zu managen."
Diese These könnte auch unter anderem auf Vereine wie Schalke 04, den 1. FC Köln, Werder Bremen und den Hamburger SV zutreffen. Klubs, die ohne Landesbürgschaften, verminderte Stadionmieten oder Grundstücksdeals kaum überlebt hätten
Die Motivation für Politiker trotzdem immer wieder Gelder in den Fußball zu schieben, sei einfach nachzuvollziehen, so Haucap. "Ich würde sagen, letztendlich ist das fast so etwas wie ein Stimmenkauf. Um das mal so zu sagen: In der Politik, dass sie sagen na ja, Fußballfans gibt es viele. Wenn man dem Verein jetzt was Gutes tut, wählen uns hoffentlich ein paar Leute mehr oder behalten das in Erinnerung für die nächste Wahl."
Mit anderen Worten: Es scheint populärer, einen Fußballverein zu retten, als ihn pleitegehen zu lassen.