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Finnische Sorgen um den Euro

Die Finanzminister aus Deutschland, Finnland und den Niederlanden haben sich am Dienstag im finnischen Vantaa zu Gesprächen über die Zukunft der Eurozone getroffen. Eine Mehrheit der Finnen würde sich derzeit gegen den Euro entscheiden, die Regierung in Helsinki gerät zunehmend unter Druck.

Von Tim Krohn |
    Den großen Lacher holte sich Wolfgang Schäuble ab. In der ihm typischen Ironie sprach er von den Kommunikationsproblemen in der Eurozone. Sollten die Spanier da zum Beispiel etwas Hilfe brauchen – die Finnen hätte da doch so einige Experten.

    Bei dem Spruch platzte Schäubles Amtskollegin Jutta Urpilainen fast vor Lachen. Schließlich war es ihre eigene Regierung, die in den letzten Wochen für die wohl größte kommunikative Unruhe in Brüssel gesorgt hat. Vor gut einem Monat hatte der finnische Außenminister behauptet, dass sich die Finnen längst auf einen möglichen Zerfall der Eurozone vorbereiten. Seine Kollegen mussten ihn damals eiligst zurückpfeifen. Peinlich war es allemal.

    Der verbale Ausrutscher vom Sommer zeichnet trotzdem ein recht genaues Bild über das europamüde Murren, das mittlerweile auch die bunte Sechsparteienkoalition in Helsinki erfasst hat. Der einstige Musterschüler der EU, immer noch mit Bestnoten für seine Banken ausgestattet, steht unter Druck. Eine Mehrheit der Finnen will den Euro nicht mehr.

    "Die wirtschaftlichen Vorteile ganz besonders für die sogenannten reichen Mitgliedsstaaten, die kann man zählen. Das bedeutet aber, wir brauchen weiter eine klare und solide Finanzpolitik."

    Die finanziell soliden Staaten wie Deutschland, die Niederlande oder eben Finnland sprechen - nach Rettungsschirm und Fiskalpakt – wieder öfter in optimistischen Tönen. Auch Jutta Urpilainen, die in der Vergangenheit dem europäischen Süden mehrfach mit Konsequenzen gedroht und immer wieder eigene Sicherheiten für Finnland verlangt hatte, klang nach den Gesprächen in Vantaa ein wenig versöhnlicher.

    "Ich würde sagen, wir alle drei sind jetzt ein wenig optimistischer als noch vor einigen Monaten. Es gibt wieder Licht am Ende des Tunnels."

    Innenpolitisch hat dieses Licht aber offenbar noch keine große Strahlkraft. Finnland steht zwar offiziell voll und ganz hinter dem Eurorettungsschirm, aber die Bauchschmerzen gehen einfach nicht weg. Im Herbst sind Kommunalwahlen und die rechtspopulistischen Wahren Finnen könnten wieder mal die großen Sieger sein. Nach der letzten Umfrage könnte die Partei mit ihrem Anti-Europakurs die Zahl ihrer Sitze verdreifachen. Die Wahren Finnen liegen demnach landesweit bei rund 17 Prozent. Urpilainens Sozialdemokraten haben kaum noch mehr.

    Die Diskussionen in Finnland werden – alleine deshalb – schwierig bleiben. Ministerpräsident Katainen und Finanzministerin Urpilainen haben es schwer im Parlament. Bislang aber haben die Mehrheiten am Ende immer noch gereicht. So wird es auch bei der Bankenunion sein, verspricht Urpilainen. Obwohl: Ein paar Änderungsvorschläge hätte sie da schon.

    "Wir haben gesehen, dass die grundsätzliche Idee gut ist. Aber natürlich müssen wir noch über einige Details diskutieren. Ein Beispiel ist der Zeitplan für die europäische Steuerung ab dem kommenden Jahr. Außerdem müssen wir klären, gilt das nur für die Banken der EU-Zone oder für ganz Europa? Noch hat sich die finnische Regierung nicht entschieden. Aber das werden wir in den kommenden Wochen tun."