Jürgen Liminski: Das Jahr 1991 gilt in der Geschichte des deutschen Mülls als das Jahr der kopernikanischen Wende. Damals wurde die Verpackungsverordnung eingeführt und mit ihr das Duale System (auch genannt der Grüne Punkt). Seither werden die Verpackungen neben der Müllabfuhr gesondert erfasst, um recycled zu werden, und dies machte bisher das Duale System im Gelben Sack. Mittlerweile sind es pro Jahr über vier Millionen Tonnen und diese umweltfreundliche Entsorgung kostet natürlich Geld, Geld, das der Verbraucher bezahlt, weil die Kosten vom Verpackungshersteller auf den Kaufpreis aufgeschlagen und dann über den Handel an den Endverbraucher weitergegeben werden. Auch hier geht es um erhebliche Summen, nämlich zirka 1,3 Milliarden Euro pro Jahr. Diese vom Verbraucher bezahlten Gelder (so genannte Lizenzgebühren) ergeben sich aus einer offiziellen Preisliste des DSD. Darüber wird jedes Jahr neu verhandelt. Im Moment laufen die Verhandlungen wieder und diesmal ist es spannend, weil mehrere Duale Systeme dem Grünen Punkt starke Konkurrenz machen und sich einen harten Preiskampf liefern, wovon der Verbraucher aber scheinbar nicht profitiert. Einen dieser Konkurrenten haben wir nun hier im Studio. Es ist der Geschäftsführer der Firma Bellandvision, Thomas Mehl. Guten Morgen, Herr Mehl.
Thomas Mehl: Einen schönen guten Morgen.
Liminski: Herr Mehl, die Konkurrenten des Grünen Punkts, aber auch der Grüne Punkt selbst, geben den Verpackungsherstellern zwischenzeitlich erhebliche Rabatte auf die offizielle Lizenzpreisliste, die diese Hersteller aber nicht oder nur teilweise an den Handel weitergeben. Wofür braucht man dann eine Konkurrenz, wenn der Endverbraucher, der das ganze bezahlt, nichts davon hat?
Mehl: In der Tat haben wir nach über einem Jahrzehnt DSD-Monopol nun glücklicherweise Wettbewerb unter den Dualen Systemen, der wie vorhersehbar zu deutlichen Preissenkungen führt. Sie haben aber auch Recht: Wettbewerb ohne Nutzen für den Verbraucher erscheint nicht besonders sinnvoll. Experten schätzen, dass durch den Wettbewerb jährlich zirka 300 bis 400 Millionen Euro eingespart werden können. Jetzt geht es aber darum, dass die Einsparungen auch bei denen ankommen, die die Entsorgung, das Recycling tatsächlich bezahlen, und das sind nun mal die Endverbraucher. Seit Bestehen der Verpackungsverordnung bezahlt nämlich jeder Verbraucher beim Einkauf seiner täglichen Produkte über den Einkaufspreis gleich das Recycling der Verpackung mit. Bei einem Großteil der Produkte belaufen sich die Gesamtkosten je nach Verpackungsgröße, aber auch Material zwischen einem halben und zehn Cent. Unter Berücksichtigung der neuen Rabatte könnten die Produktpreise für den Verbraucher somit um bis zu drei Cent reduziert werden. Ich denke, dass das für den Verbraucher eine schöne Einsparung wäre.
Liminski: Sie sagen, das wäre eine schöne Einsparung. Warum passiert das denn nicht?
Mehl: Hierfür gibt es mehrere Gründe. Der häufigste Grund scheint aber zu sein, dass die erzielten Rabatte von vielen Herstellern dem Handel nicht oder auch nur teilweise weitergegeben werden. Für die Handelsunternehmen bleibt es damit völlig undurchsichtig. Das hat zur Folge, dass der Handel weiterhin die alten hohen Lizenzpreise in seinem Einkaufspreis bezahlt und der Endverbraucher damit leer ausgeht.
Liminski: Das heißt, die Hersteller kassieren das Geld. Worin liegt denn dann die Existenzberechtigung Ihres Unternehmens? Sie als Betreiber eines Dualen Systems unterstützen diesen Missstand doch auch?
Mehl: Nein, eben gerade nicht. Im Gegensatz zu unseren Wettbewerbern, die nur den Produktherstellern Rabatte geben, die aber leider eben nur bedingt beim Verbraucher ankommen, gehen wir den direkten Weg. Unser Partner ist nämlich der, der tatsächlich die Produktpreise festlegt und damit die Vorteile direkt an den Verbraucher weiterleitet.
Liminski: Also der Handel?
Mehl: Deshalb vereinbaren wir alle erzielbaren Preisvorteile für das Recycling der Verpackung mit dem Handelsunternehmen. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass die Recycling-Preise für den Handel endlich mal transparent werden und damit auch alle Rabatte unmittelbar an den Verbraucher weitergegeben werden können. Gerade in Zeiten steigender Rohstoffpreise halten wir es für besonders wichtig, dass der Verbraucher so weit irgend möglich entlastet wird und Kosteneinsparungen auch deshalb direkt durchgereicht werden.
Liminski: Herr Mehl, was gibt Ihnen denn die Sicherheit, dass der Handel die Vorteile tatsächlich weitergibt?
Mehl: Ich denke, dass der Handel sich durch seine extreme Wettbewerbssituation in Deutschland es sich gar nicht leisten kann, mögliche Kosteneinsparungen eben nicht an den Kunden weiterzugeben. Gerade weil man die Möglichkeit zur Kosteneinsparung erkannt hat, sind viele Handelsunternehmen Partner von uns geworden. Diese Händler wollen die Preise von unnötigen Aufschlägen bereinigen, um die Lebenshaltungskosten zu einem erträglichen Niveau zu führen. Letztendlich machen sich diese Handelsunternehmen mit ihrem neuen Weg, die Recycling-Kosten zu reduzieren, sogar zum Anwalt des Verbrauchers.
Liminski: Gibt es denn auch Firmen, Herr Mehl, die Verpackungen in den Markt bringen, aber dafür keine Lizenzgebühren zahlen wollen?
Mehl: Da sprechen Sie ein wichtiges Thema an. Die Unternehmen, die ihre Verpackungen trotz unserer Gesetzgebung nicht lizenzieren, das sind die so genannten Trittbrettfahrer. Diese nutzen die bestehenden Sammel- und Recycling-Einrichtungen ohne zu bezahlen auf Kosten der Allgemeinheit. Manche sind sogar so unverschämt und lassen sich die Lizenzgebühren vom Handel im Einkaufspreis mitbezahlen, ohne diese Gebühren jedoch an ein Duales System abzuführen. Und hier sprechen wir nicht von Ausnahmen, sondern von schätzungsweise 20 bis 25 Prozent, die zum eigenen wirtschaftlichen Vorteil das System der Gelben-Sack-Sammlung aushöhlen.
Liminski: Müsste der Bund oder das Umweltministerium hier nicht entsprechend eingreifen? Gibt es da nicht irgendeine Kontrolle, die sozusagen diese Trittbrettfahrerei verhindert und dadurch vielleicht auch noch dem Verbraucher die Preise etwas sinken lässt?
Mehl: Der Gesetzgeber hat nun reagiert. Mit der neuen Verpackungsverordnung will er jetzt einen Riegel vorschieben. Wenn ein Hersteller oder auch ein Händler unlizenzierte Verpackungen verkauft, soll das zukünftig mit empfindlichen Bußgeldern bis zu 50.000 Euro pro Einzelfall bestraft werden.
Liminski: Wettbewerb beim Dualen System im Sinne des Verbrauchers. Das war der Geschäftsführer der Firma Bellandvision, Thomas Mehl. Besten Dank für das Gespräch, Herr Mehl.
Mehl: Ja. Bitte schön!
Thomas Mehl: Einen schönen guten Morgen.
Liminski: Herr Mehl, die Konkurrenten des Grünen Punkts, aber auch der Grüne Punkt selbst, geben den Verpackungsherstellern zwischenzeitlich erhebliche Rabatte auf die offizielle Lizenzpreisliste, die diese Hersteller aber nicht oder nur teilweise an den Handel weitergeben. Wofür braucht man dann eine Konkurrenz, wenn der Endverbraucher, der das ganze bezahlt, nichts davon hat?
Mehl: In der Tat haben wir nach über einem Jahrzehnt DSD-Monopol nun glücklicherweise Wettbewerb unter den Dualen Systemen, der wie vorhersehbar zu deutlichen Preissenkungen führt. Sie haben aber auch Recht: Wettbewerb ohne Nutzen für den Verbraucher erscheint nicht besonders sinnvoll. Experten schätzen, dass durch den Wettbewerb jährlich zirka 300 bis 400 Millionen Euro eingespart werden können. Jetzt geht es aber darum, dass die Einsparungen auch bei denen ankommen, die die Entsorgung, das Recycling tatsächlich bezahlen, und das sind nun mal die Endverbraucher. Seit Bestehen der Verpackungsverordnung bezahlt nämlich jeder Verbraucher beim Einkauf seiner täglichen Produkte über den Einkaufspreis gleich das Recycling der Verpackung mit. Bei einem Großteil der Produkte belaufen sich die Gesamtkosten je nach Verpackungsgröße, aber auch Material zwischen einem halben und zehn Cent. Unter Berücksichtigung der neuen Rabatte könnten die Produktpreise für den Verbraucher somit um bis zu drei Cent reduziert werden. Ich denke, dass das für den Verbraucher eine schöne Einsparung wäre.
Liminski: Sie sagen, das wäre eine schöne Einsparung. Warum passiert das denn nicht?
Mehl: Hierfür gibt es mehrere Gründe. Der häufigste Grund scheint aber zu sein, dass die erzielten Rabatte von vielen Herstellern dem Handel nicht oder auch nur teilweise weitergegeben werden. Für die Handelsunternehmen bleibt es damit völlig undurchsichtig. Das hat zur Folge, dass der Handel weiterhin die alten hohen Lizenzpreise in seinem Einkaufspreis bezahlt und der Endverbraucher damit leer ausgeht.
Liminski: Das heißt, die Hersteller kassieren das Geld. Worin liegt denn dann die Existenzberechtigung Ihres Unternehmens? Sie als Betreiber eines Dualen Systems unterstützen diesen Missstand doch auch?
Mehl: Nein, eben gerade nicht. Im Gegensatz zu unseren Wettbewerbern, die nur den Produktherstellern Rabatte geben, die aber leider eben nur bedingt beim Verbraucher ankommen, gehen wir den direkten Weg. Unser Partner ist nämlich der, der tatsächlich die Produktpreise festlegt und damit die Vorteile direkt an den Verbraucher weiterleitet.
Liminski: Also der Handel?
Mehl: Deshalb vereinbaren wir alle erzielbaren Preisvorteile für das Recycling der Verpackung mit dem Handelsunternehmen. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass die Recycling-Preise für den Handel endlich mal transparent werden und damit auch alle Rabatte unmittelbar an den Verbraucher weitergegeben werden können. Gerade in Zeiten steigender Rohstoffpreise halten wir es für besonders wichtig, dass der Verbraucher so weit irgend möglich entlastet wird und Kosteneinsparungen auch deshalb direkt durchgereicht werden.
Liminski: Herr Mehl, was gibt Ihnen denn die Sicherheit, dass der Handel die Vorteile tatsächlich weitergibt?
Mehl: Ich denke, dass der Handel sich durch seine extreme Wettbewerbssituation in Deutschland es sich gar nicht leisten kann, mögliche Kosteneinsparungen eben nicht an den Kunden weiterzugeben. Gerade weil man die Möglichkeit zur Kosteneinsparung erkannt hat, sind viele Handelsunternehmen Partner von uns geworden. Diese Händler wollen die Preise von unnötigen Aufschlägen bereinigen, um die Lebenshaltungskosten zu einem erträglichen Niveau zu führen. Letztendlich machen sich diese Handelsunternehmen mit ihrem neuen Weg, die Recycling-Kosten zu reduzieren, sogar zum Anwalt des Verbrauchers.
Liminski: Gibt es denn auch Firmen, Herr Mehl, die Verpackungen in den Markt bringen, aber dafür keine Lizenzgebühren zahlen wollen?
Mehl: Da sprechen Sie ein wichtiges Thema an. Die Unternehmen, die ihre Verpackungen trotz unserer Gesetzgebung nicht lizenzieren, das sind die so genannten Trittbrettfahrer. Diese nutzen die bestehenden Sammel- und Recycling-Einrichtungen ohne zu bezahlen auf Kosten der Allgemeinheit. Manche sind sogar so unverschämt und lassen sich die Lizenzgebühren vom Handel im Einkaufspreis mitbezahlen, ohne diese Gebühren jedoch an ein Duales System abzuführen. Und hier sprechen wir nicht von Ausnahmen, sondern von schätzungsweise 20 bis 25 Prozent, die zum eigenen wirtschaftlichen Vorteil das System der Gelben-Sack-Sammlung aushöhlen.
Liminski: Müsste der Bund oder das Umweltministerium hier nicht entsprechend eingreifen? Gibt es da nicht irgendeine Kontrolle, die sozusagen diese Trittbrettfahrerei verhindert und dadurch vielleicht auch noch dem Verbraucher die Preise etwas sinken lässt?
Mehl: Der Gesetzgeber hat nun reagiert. Mit der neuen Verpackungsverordnung will er jetzt einen Riegel vorschieben. Wenn ein Hersteller oder auch ein Händler unlizenzierte Verpackungen verkauft, soll das zukünftig mit empfindlichen Bußgeldern bis zu 50.000 Euro pro Einzelfall bestraft werden.
Liminski: Wettbewerb beim Dualen System im Sinne des Verbrauchers. Das war der Geschäftsführer der Firma Bellandvision, Thomas Mehl. Besten Dank für das Gespräch, Herr Mehl.
Mehl: Ja. Bitte schön!