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Fitnessarmbänder
Fitbit-Übernahme durch Google besorgt Verbraucherschützer

Die geplante Übernahme des Fitnessuhren-Herstellers Fitbit durch den Onlineriesen Google besorgt Verbraucher- und Datenschützern weltweit. Denn Google könne die sensiblen Daten auswerten. Verbraucherschützer wollen die Übernahme stoppen.

Von Stefan Römermann | 02.07.2020
Eine Frau trägt Fitness-Armbänder, die zum Beispiel Herzfrequenz, Kalorienverbrauch oder Schrittzahl messen.
Durch den Kauf des Fitness-Armbänder-Anbieters gelänge Google an vertrauliche Informationen über Nutzer wie ihren Schlaf, Herzschlag und Bewegungsmuster, kritisieren Verbraucherschützer (picture alliance / dpa / Michel Winde)
In der Werbung klingt die Sache mit den Fitnessarmbändern unfassbar praktisch. Eine Smartwatch von Fitbit sei quasi ein persönlicher Trainer direkt an Deinem Handgelenk: "Diese Uhr hilft Dir Zeit für Deine Fitness zu finden".
Die Uhr erinnert also daran, Sporteinheiten einzulegen, überwacht die Pulsfrequenz und den Kalorienverbraucher und helfe dabei, das eigene Training zu optimieren. Das Ganze wird verknüpft mit den GPS-Positionsdaten im Smartphone. So lassen sich dann beispielweise die gelaufenen Entfernungen und Routen beim Jogging aufzeichnen, und der Trainingsfortschritt verfolgen.
Gesundheits-Apps - Herz und Schritt im Netz
Aus den Daten von Gesundheits-Apps etwa zur eigenen Fitness lassen sich Konditionenprofile errechnen. Die Daten sind begehrt. Doch nicht immer sicher.
Und genau da liegt auch das Problem. Denn was Millionen Sportfans freut, macht Datenschützern massive Sorgen – vor allem wenn zukünftig ausgerechnet Google Zugriff auf diese Daten bekommt, sagt Alexander Fanta, EU-Korrespondent beim Online-Portal Netzpolitik.org.
"Die Geräte, die Fitbit herstellt, sammeln einige der sensibelsten Daten, die es überhaupt gibt. Nämlich die über unsere Gesundheit. Ob das jetzt ein Fitness-Tracker ist, der den Herzschlag misst oder ein komplexes Gerät, dass unterschiedliche Vitalwerte aufzeichnet. Und diese Daten, die möchte Google haben. Darum geht es bei diesem Ankauf."
Verbraucherschützer wollen die Übernahme stoppen
In einem aktuellen Aufruf fordern 20 Datenschutz und Verbraucherorganisationen die geplante Übernahme zu stoppen. Denn letztlich würde damit die Dominanz von Google auf dem Online-Markt deutlich gestärkt – und damit gleich auf mehreren Ebenen Verbraucherrechte geschwächt. Tatsächlich funktioniere das Geschäftsmodell von Google vor allem über das Sammeln von persönlichen Daten für die Ausspielung von gezielter, personalisierter Werbung, erinnert auch Alexander Fanta.
"Und Google ist bei der Online-Werbung dominant. Und um dieses Online-Werbegeschäft zu halten, müssen sie persönliche Daten sammeln um eben personalisierte Werbung zu erlauben. Und je mehr Google weiß über Leute, desto besser funktioniert diese personalisierte Werbung. Darum möchte Google eben auch diese Gesundheitsdaten haben, um eben Werbung nun in Zukunft auch auf unser persönliches Gesundheitsprofil zuschneiden zu können."
Stopp wäre ein monumentaler Schritt
Google widerspricht – und sagt in einer schriftlichen Stellungnahme an den Deutschlandfunk, man wolle die Gesundheitsdaten von Fitbit nicht für Google-Werbung benutzen, und gehe transparent und verantwortungsvoll mit den persönlichen Daten um, außerdem werden keine persönlichen Daten verkauft. Für Alexander Fanta ist bei solchen Ansagen allerdings Skepsis angesagt.
"Also Facebook hat 2014 WhatsApp gekauft und hoch und heilig versprochen, diese Daten nicht zu vermischen. Bis heute sagt Facebook, dass es sie nicht vermischt. Aber wir haben viel Anlass zur Vermutung, dass das letztendlich doch passiert. Und es steht zu vermuten, dass bei Google dass nicht anders sein wird.
Dass die EU-Wettbewerbsbehörden tatsächlich die Übernahme durch Google stoppen ist allerdings eher unwahrscheinlich. Auch weil der Datenschutz bei Entscheidungen über Kartellrechtliche Fragen bisher keine Rolle spielen, sagt EU-Experte Fanta.
"Es gibt keine Signale, dass sie gestoppt wird. Aber sollte sie gestoppt werden, wäre das wirklich ein monumentaler Schritt für das europäische Wettbewerbsrecht, tatsächlich dem Silicon Valley bei solchen Übernahmen Einhalt zu gebieten. Das wäre wirklich ein bemerkenswerter Schritt."