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Flaggen aus Bonn
Fahnen und andere Werbeträger

Ein Fahnenhersteller, der auf 150 Jahre Firmengeschichte zurückblickt, hat es mit Fahnen von sehr unterschiedlicher Symbolkraft zu tun: selbstbewusste, machtversessene, stolze oder bescheidene. Beim Fahnenfabrikanten Bofa-Doublet in Bonn hat man all das durchlebt. Überlebt hat das Unternehmen aber nur, weil es nicht bei Fahnen allein geblieben ist.

Von Mirko Smiljanic |
    Die Bonner Fahnenfabrik Bofa-Doublet
    Die Bonner Fahnenfabrik Bofa-Doublet (dpa/ picture alliance/ Fredrik von Erichsen)
    Bonn, nur wenige Meter entfernt vom Rhein, den an dieser Stelle die A 565 mit einer mächtigen Brücke quert. Kaum Betrieb auf dem Gelände der Bofa-Doublet GmbH, einer der großen Hersteller für Fahnen und Flaggen, selbst die Produktionshalle scheint verwaist. Gearbeitet wird aber trotzdem, betont der Bofa-Produktionsleiter Dieter Schumacher:
    "Wir stehen derzeit an einer Siebdruckmaschine, die eine Drucklänge hat von 40 Metern hat, derzeit läuft hier ein Auftrag eines namhaften deutschen Fabrikanten in einer Auflage von circa 6.000 Meter." Langsam, aber kontinuierlich schiebt sich eine breite, unbedruckte Stoffbahn über Rollen nach vorne, beschreibt Schumacher:
    "Auf der Maschine befinden sich Siebrahmen, die sich immer nach oben und nach unten bewegen und entsprechend läuft in dem Sieb ein sogenanntes Rollrakel, das die Farbe durch das Sieb drückt. Dann hebt sich das Sieb wieder ab, und der Stoff läuft weiter und läuft dann am Ende der Maschine in einen Trockner und wird dort dann entsprechend getrocknet und fixiert."
    Fahnen für Konzern-Zentralen und Ausstellungsräume
    Schwarz und rot auf hellem Untergrund hebt sich das Logo des süddeutschen Maschinenherstellers ab, Fahnen für Messen und die Konzernzentrale, für Ausstellungsräume und das Auslieferungslager. Neben dem Siebdruckverfahren könne das Unternehmen auch Kleinstauflagen, individuelle Drucke im Digitaldruck herstellen", erklärt Schumacher: "Dazu haben wir auf unserer zweiten Produktionsebene mehrere Digitaldruckmaschinen stehen, wo Polyesterfahnenstoffe im Direktdruckverfahren bedruckt werden."
    Ge- und bedruckt wird eigentlich alles: Fahnen und Flaggen, Wimpel und Tischfähnchen, Decken und Palettenverkleidungen, Gurtbänder und Fußmatten. Die Liste ließ sich beliebig verlängern. Die Anfänge der "Bonner Fahnenfabrik", kurz Bo-Fa, reichen zurück bis ins Jahr 1866. Josef Meyer, ein Unternehmer aus Koblenz, erkannte messerscharf die Bedürfnisse der aufstrebenden bürgerlichen und politischen Eliten. Ihre Vertreter brauchten Symbole, oder neudeutsch:
    Im 19. Jahrhundert stand Kommunikation – nichts anderes sind Fahnen – ganz oben auf der Agenda, sagt Lisa Pias, Leiterin des Marketings der Bofa-Doublet GmbH: "Damals wurde ein Geschäft für Dekorationsartikel eröffnet, und dann wurde das immer weiter während der Kaiserproklamation entwickelt, dann wurde die Reichsfahne produziert und hergestellt, ja, und wie der Lauf der Geschichte es so will, hat sich das immer weiter entwickelt und wuchs immer mehr."
    Flaggen als wichtige Propagandainstrumente
    Natürlich auch in der Zeit des 3. Reiches. Weil Fahnen und Flaggen wichtige Propagandainstrumente waren, wurde die Bonner Fahnenfabrik kurzerhand von den Nationalsozialisten enteignet. Was aber nur eine kurze Episode in der Firmengeschichte war, nach dem Krieg bekam das immerhin in 5. Generation aktive Familienunternehmen sein Unternehmen zurück und produzierte fortan Fahnen in der Hauptstadt Westdeutschlands. Die Geschäfte liefen prächtig! Leider nur war man damals blind für die Zeichen der Zeit: Nationalfahnen sind auf Dauer zu wenig, die Zukunft liegt in der Werbung, umreißt Lisa Pias die Unternehmensgeschichte:
    "Das fing dann langsam und wurde bis zum heutigen Tag immer mehr. Wenn man heute sieht, was an Werbung eingesetzt wird, sind wir froh, dass wir nicht nur Fahnen produzieren, sondern auch andere Werbeträger für unsere Kunden."
    Zusammenschluss mit französischer Firma
    Der Durchbruch in neue Geschäftsfelder kam 2011, als die Bofa Insolvenz anmeldete und von der französischen Unternehmensgruppe Doublet geschluckt wurde. Doublet war und ist immer noch ein Familienunternehmen. 1832 wurde es gegründet, hat sich aber sehr schnell Standbeine im Bereich der Werbung geschaffen. Jenseits der ökonomischen Vorteile des Zusammenschlusses der beiden Familienunternehmen, sieht Geschäftsführer Jean-Bernard Doublet noch einen weiteren Vorteil:
    "Das Ziel ist, der deutschen Striktheit und der deutschen Klarheit die französische Kreativität hinzuzufügen. Die französische Kreativität spiegelt sich im deutschen Unternehmen wieder an der reicheren und vielfältigeren Produktpalette, die es heute gibt. Wir machen nicht nur Fahnen, sondern, wenn der Kunde uns nach einem bedruckten Zelt fragt, nach einem aufblasbaren Werbeträger oder ähnlichem, sind wir da und können das heute auch unseren Kunden anbieten."
    In Bonn beschäftigt das Unternehmen 60 Mitarbeiter, die Doublet-Gruppe insgesamt 250; der Umsatz liegt in Bonn bei jährlich sechs Millionen Euro, die gesamte Unternehmensgruppe erwirtschaftet 36 Millionen Euro, bilanziert Geschäftsführer Doublet:
    "Die Synergien in der ganzen Unternehmensgruppe sind sehr groß, Frankreich verkauft viele Produkte im Siebdruck, die jetzt hier hergestellt werden. Das Einkaufsvolumen in Frankreich ist sehr groß, sodass die ganze Gruppe davon profitiert und so können wir auch vom Know-how in Deutschland profitieren."
    Ende der Fahnenproduktion für den süddeutschen Maschinenhersteller. Ein großer Berg Polyesterstoff bedruckt mit dem schwarz-roten Logo liegt in einer Aluminiumwanne. Produktionsleiter Schumacher:
    "So, jetzt sind wir beim Auslauf der Maschine, 500 Fahnen, die wir gerade frisch produziert haben, diese Fahnen durchlaufen noch drei bis vier Produktionsstufen und werden in zwei Tagen unser Haus verlassen und, so hoffe ich, unseren Kunden sehr zufrieden stellen."