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Fleisch-Betrug
Gütesiegel Neuland in der Kritik

Das Neuland-Siegel steht für ethisch korrekten Konsum und artgerechte Tierhaltung. Die Tiere werden im Freien gehalten und sollen nur Körner aus der Region bekommen. Jetzt berichtet die "Zeit", dass der größte und wichtigste Geflügellieferant für Neuland jahrelang konventionell produziertes Fleisch verkaufte.

Von Jens Otto | 16.04.2014
    Der Geflügelzüchter aus Wietzen sieht sich selbst nicht als Schuldigen, er verweist in dem Fall auf Fehler im Neuland-System. Dem Norddeutschen Rundfunk sagte er, die Tiere würden in den ersten drei bis vier Wochen immer konventionell, das heißt nach den üblichen Regeln der Massentierhaltung, aufgezogen. Erst dann kommen sie nach Darstellung des Wietzener Hähnchen-Erzeugers in Betriebe, die nach den Neuland-Kriterien arbeiten.
    Zu den Vorwürfen, er habe auch Hähnchen an Neuland verkauft, die überhaupt nicht artgerecht aufgezogen wurden, hat er sich bislang nicht konkret geäußert. Der Landwirt soll mit falsch deklariertem Geflügel Hunderttausende Euro verdient haben.
    Neuland teilte in einer Stellungnahme mit, es handele sich um einen Einzelfall. Möglicherweise hätten kriminelle Energie und Raffgier eine Rolle gespielt. Der Verein hat den Betrugsvorwurf bislang jedoch nicht direkt bestätigt. Laut Neuland arbeitet der betroffene Schlachter seit Ende 2013 nicht mehr mit dem Verein zusammen.
    Es sei zu einem Zerwürfnis gekommen, weil Neuland nur noch langsam wachsende Rassen einsetzen wollte. Bis dahin war der Erzeuger aus Wietzen der Hauptlieferant. Vorwürfe, im Handel seien immer noch Hähnchen aus seinen Ställen unter dem Neuland-Siegel zu bekommen, wies ein Sprecher zurück. Die Marke ist das Aushängeschild renommierter Umweltvereine, sie wird auch von der Stiftung Warentest empfohlen. Ein Neuland-Hähnchen ist deutlich teurer als Geflügel aus konventioneller Haltung.