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Flucht über das Mittelmeer
Tausende Menschen am Osterwochenende gerettet

Tausende Flüchtlinge sind am Osterwochenende auf dem Mittelmeer aus Schmugglerbooten gerettet worden – insgesamt 13 Menschen starben dabei. Aufgrund des schlechten Wetters waren auch zwei deutsche Hilfsschiffe zwischenzeitlich manövrierunfähig.

Von Tilmann Kleinjung | 18.04.2017
    Sie sehen das Schiff "Iuventa" der Nichtregierungsorganisation Iuventa Jugend rettet (undatierte Aufnahme).
    Das private deutsche Rettungsschiff "Iuventa" war am Osterwochenende mit 400 Menschen an Bord komplett überfüllt und navigationsunfähig. (dpa-Bildfunk / IUVENTA Jugend Rettet e.V.)
    Ostern auf dem Mittelmeer: 8.500 Menschen wurden gerettet auf dem Weg zwischen Libyen und europäischen Küsten. "Niemand hat jemals etwas Vergleichbares gesehen, wie wir an diesem Wochenende", sagt Christopher Catrambone von der privaten Seenotrettungsorganisation MOAS aus Malta, und seine Ehefrau Regina berichtet im italienischen Fernsehen von einer Rettungsaktion, an der auch ein Schiff von MOAS beteiligt war.
    "Es gibt Personen, die es nicht geschafft haben, einige sind auf dem Schlauchboot erstickt, einige im Meer ertrunken. Wir haben sieben Leichen an Bord, vier Männer, zwei Frauen und ein Kind von nur acht Jahren. Das war unser Ostersonntag."
    Am Ende des langen Osterwochenendes zählen die Retter 13 Todesopfer. Von denen, die überlebt haben, sind bereits viele in italienischen Häfen angekommen. Die "Ärzte ohne Grenzen" haben die Flüchtlinge untersucht und festgestellt, viele von ihnen leiden an Verletzungen, die nicht von der Flucht über das Mittelmeer herrühren. Sprecher Michele Trainiti:
    "Ihre Lebensbedingungen in den letzten Monaten waren sehr, sehr schlecht. Vermutlich waren sie inhaftiert. Viele haben physische Gewalt und Folter erlitten. Das ist das Ergebnis der gegenwärtigen Situation in Libyen. Wir sehen Menschen mit Schusswunden und wir haben Berichte von Menschen, die in Libyen gefoltert wurden."
    Zwei deutsche Hilfsschiffe setzten Hilferufe ab
    Die Lage im Bürgerkriegsland Libyen ist so katastrophal, dass viele lieber in windige Schlauchboote steigen, als dort noch länger zu bleiben. Zu Beginn des Wochenendes war das Wetter noch stabil, dann verschlechterte sich die Situation, der Wind nahm zu, die Wellen wurden größer. Und auf einmal gerieten die Retter selbst in Seenot.
    Zwei deutsche Hilfsschiffe setzten Hilferufe ab. Die "Iuventa" mit 400 Menschen an Bord war komplett überfüllt und navigationsunfähig. Und die "Sea-Eye" der gleichnamigen Organisation aus Regensburg trieb am Ostermontag mit rund 210 Flüchtlingen an Bord auf halbem Weg zwischen Libyen und Italien manövrierunfähig im Mittelmeer.
    Beide Organisationen gaben inzwischen Entwarnung. Die "Sea-Eye" werde inzwischen von einem italienischen Seenotrettungskreuzer begleitet, die "Iuventa" habe die Flüchtlinge an ein anderes Boot übergeben.