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Flüchtlinge in Rumänien
Kommt eine neue Schwarzmeerroute?

Nur wenige Flüchtlinge nahmen bislang die Route von der Türkei über das Schwarze Meer nach Rumänen. Doch im vergangenen Monat hat die Küstenwache knapp 500 aufgegriffen. Die wenigsten von ihnen wollen in dem Land bleiben.

Von Christine Auerbach |
    Ein Schiff der rumänischen Küstenwache schleppt ein Flüchtingsboot auf dem Schwarzen Meer ab.
    Manchmal ist es Rettung in letzter Sekunde: Die rumänische Küstenwache greift am Schwarzen Meer Flüchtlingsboote auf (AFP / Daniel Mihailescu)
    Der Iraker Rebwar Ali Rassul lebt mit seiner Familie in einer Flüchtlingsunterkunft in Rumänien. Er ist mit dem Boot von der Türkei aus über das Schwarze Meer gekommen. Obwohl ihm die Schlepper etwas ganz anderes versprochen hatten:
    "Sie haben uns betrogen. Sie haben gesagt wir fahren nach Italien, stattdessen sind wir in Rumänien gelandet. Wir waren 13 Stunden im Boot. Das Boot war nicht gut und alt. Für fünf Leute haben wir 6.500 Dollar gezahlt."
    Der Iraker aus Mossul ist trotzdem froh - Hauptsache ein Land ohne IS und in Sicherheit. Im Schwarzen Meer hat die rumänische Küstenwache im letzten Monat 480 Menschen aufgegriffen, die türkische Küstenwache um die 700. Im Verhältnis zum Mittelmeer ist die Schwarzmeerroute damit sehr viel weniger befahren, aber Flüchtlingshelfer Cosmin Barzan von der rumänischen Flüchtlingshilfsorganisation CRC fängt trotzdem an, sich Sorgen zu machen.
    Von wo genau die Boote in der Türkei für ihre Fahrt über das Schwarze Meer ablegen ist nicht klar. Aber von Istanbul aus sind es nur knapp 360 Kilometer, durch internationales Gewässer bis an die rumänische Küste. Greifen die rumänischen Behörden die Flüchtlinge auf ihrer Fahrt auf, kommen sie in Flüchtlingsunterkünfte und können Asyl beantragen.
    Die meisten wollen weiter – nach Westeuropa
    Die meisten wollen aber weiter nach Westeuropa. Und das geht von Rumänien aus bisher noch vergleichsweise leicht, der Weg von dort nach Deutschland und weiter ist einer der letzten über grüne Grenzen. Ohne Zaun.
    Einfach ist es für die Flüchtlinge trotzdem nicht, weiter zu kommen, denn die rumänischen Grenzer sind gut ausgestattet und überwachen, wie der Pilot Florin Ciornei auch per Helikopter die Grenzen:
    "Unser Ziel ist es die Flüchtlinge abzufangen. Nachts benutzen wir dafür auch Wärmebildkameras", erklärt er seine Arbeit. Dazu gibt es Nachtsichtgeräte, Videoüberwachung und Stacheldraht. Rumänien will der EU zeigen, dass es seine Grenzen im Griff hat. Schließlich ist das große Ziel des Landes der Beitritt zum Schengenraum.
    Die Rumänen selbst reagieren auf die mögliche neue Flüchtlingsroute über das Schwarze Meer durch ihr Land bisher gelassen. Offizielle Stellungnahmen seitens der Politik gibt es nicht und auch die Medien berichten wenig über die Neuankömmlinge. Eher zeigen sie die andere Seite und schreiben von Flüchtlingen in Griechenland, Italien und Deutschland, die sich weigern, im Rahmen von Umverteilungsprogrammen nach Rumänien zu gehen.