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Flüchtlingsheim in NRW
Neuer Betreiber nach Misshandlungsvorwürfen

Die mutmaßlichen Misshandlungen in einem Flüchtlingsheim in Nordrhein-Westfalen haben Konsequenzen. Landesinnenminister Ralf Jäger (SPD) entband die Betreiberfirma in Burbach von ihren Aufgaben. Außerdem nahm die Staatsanwaltschaft Siegen Ermittlungen gegen die Geschäftsleitung auf.

    Eingang zur Flüchtlingsunterkunft in Burbach (Nordrhein-Westfalen)
    Eingang zur Flüchtlingsunterkunft in Burbach, wo es gewalttätige Übergriffe von Sicherheitskräften gegeben haben soll. (dpa / picture alliance / Ina Fassbender)
    "Angesichts der massiven Verdachtsmomente gegen den Leiter der Einrichtung und weitere Mitarbeiter ist das Vertrauen für eine zuverlässige Zusammenarbeit mit diesem Dienstleiter in Burchbach nicht mehr gegeben", wird Jäger in einer Mitteilung seines Ministeriums zitiert. Das Unternehmen European Homecare wird mit sofortiger Wirkung abgelöst. Das Deutsche Rote Kreuz erklärte sich einverstanden, die Betreuung der Flüchtlinge in Burbach zu übernehmen.
    Der bisherigen Heimleitung und den Mitarbeitern in Burbach wird vorgeworfen, von den schweren Übergriffen auf Flüchtlinge gewusst zu haben. Einige sollen sogar auf Anweisung stattgefunden haben.
    Verdacht der Freiheitsberaubung, Nötigung und Körperverletzung
    Wie die Staatsanwaltschaft Siegen mitteilte, wird deswegen nun auch gegen die Geschäftsführung von European Homecare ermittelt - nicht nur wie bisher gegen Sicherheitsleute. Es bestehe der Verdacht auf Freiheitsberaubung und Nötigung, sowie Körperverletzung in mittelbarer Täterschaft oder durch Unterlassen, erklärte Oberstaatsanwalt Johannes Daheim. Gestern hatten die Ermittler Büros des Unternehmens durchsucht.
    In sogenannten "Problemzimmern" sollen Flüchtlinge eingesperrt worden sein. In einem Video, das im September aufgetaucht war, sollen Wachleute der Einrichtung zu sehen sein, wie sie in einem solchen Zimmer einen Flüchtling zwingen, sich auf eine Matratze mit Erbrochenem zu legen.
    Unternehmen bundesweit aktiv
    European Homecare weist die Vorwürfe zurück. Das Unternehmen betreibt in Nordrhein-Westfalen jetzt noch insgesamt fünf Flüchtlingsheime, darunter eines in Essen. Die Stadt sieht dort auch keinen Anlass, die Firma ebenfalls von ihren Aufgaben zu entbinden. Die Vorwürfe seien bisher nicht bewiesen. Bundesweit betreibt European Homecare 40 Flüchtlingseinrichtungen.
    (pr/ach)