Sonntag, 28. April 2024

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Flug zum Mond in der Fantasie
Der Mondtraum des Johannes Kepler

Eine Mutter erklimmt mit ihrem Sohn den Vulkan Hekla in Island. Der Vulkan bricht aus und schleudert die beiden hinaus ins Weltall. Das Reiseziel ist Levania, das sagenhafte Land auf dem Mond. So geschieht es in der Mondreise, die kein Geringerer als Johannes Kepler ersonnen hat – im Jahr 1609.

Von Dirk Lorenzen | 21.07.2019
In seinem Werk "Der Traum oder Mond-Astronomie" spielt der große Forscher durch, wie es auf dem Mond zugehen und wie dort der Himmel aussehen könnte. Seine Reiseschilderung ist sehr detailliert. So leiden Mutter und Sohn unter der Schwerelosigkeit und der Kälte während der Reise.
Bei der Annäherung an den Mond spüren sie dessen Anziehungskraft. Nach der Landung staunen sie über hohe Berge, tiefe Täler und die Hitze der Sonne. Johannes Kepler hielt den Mond für bewohnt. Die Reisenden von der Erde begegnen merkwürdigen Lebewesen. Um möglichem Ärger mit Obrigkeit und Kirche aus dem Weg zu gehen, schilderte Johannes Kepler diese Geschichte als Traum eines Menschen. Formal hatte sie keinen Bezug zur Wirklichkeit.
Johannes Kepler, Kopie eines verlorengegangenen Originals von 1610
Johannes Kepler hat viel Fantasie und Sachkenntnis eine Reise zum Mond beschrieben (Kepler)
Anfangs kursierten nur wenige Abschriften des Werks. Erst 1634, vier Jahre nach Keplers Tod, ließ ein Sohn das Buch drucken. Erstaunlicherweise hat der Astronom diese Geschichte erstmals zu Papier gebracht, noch bevor Galileo Galilei sein Teleskop an den Himmel richtete und etwa die Mondberge entdeckte.
Rein mit seiner Fantasie hat Johannes Kepler mehr als drei Jahrhunderte vor dem tatsächlichen Mondflug die Reise zu unserem Trabanten beschrieben – und zwar traumhaft gut.