Archiv


Fluggäste müssen Zeit mitbringen

Klaus Busch, Konzernsprecher des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport, rät Fluggästen angesichts verschärfter Kontrollen zur frühzeitigen Anreise vor dem Start ihrer Maschine. Vor allem das besondere Augenmerk auf das Handgepäck wegen der erhöhten Anschlagsgefahr verlängere die Zeit beim Check-in, sagte Busch.

Moderation: Friedbert Meurer |
    Friedbert Meurer: Auch auf deutschen Flughäfen sind gestern Flüge abgesagt worden oder verschoben worden, vor allem natürlich von und nach London. Die Sicherheitskontrollen wurden dabei noch einmal verschärft. In Frankfurt am Main begrüße ich nun Klaus Busch. Er ist der Sprecher des Flughafenbetreibers in Frankfurt, Fraport. Guten Tag, Herr Busch!

    Klaus Busch: Guten Tag!

    Meurer: Gestern Abend sind ja wieder Flüge von und nach London gegangen, von Frankfurt aus. Wie normal läuft der Betrieb bei Ihnen im Moment am Frankfurter Flughafen?

    Busch: Also ohne jetzt mit einer untunlichen Flapsigkeit in Anbetracht des wenig amüsanten Themas reagieren zu wollen, ich kann nur sagen: Der Verkehr läuft so gut, wie es bei diesem miserablen Hochsommerwetter, nämlich bei Wolken, tiefhängenden Wolken und permanentem Regen möglich ist. Die Auswirkungen von gestern sind gegen null gegangen.

    Meurer: Woran liegt das?

    Busch: Das liegt natürlich vor allem daran - Sie haben es selber gerade erwähnt -, dass inzwischen und schon seit gestern Abend der Flugbetrieb auch nach Großbritannien und von Großbritannien nach Frankfurt wieder normalisiert wurde. Es gibt heute leichte Verzögerungen, da natürlich die Sicherheitsvorkehrungen entsprechend verschärft wurden, da die Handgepäckkontrolle nochmals intensiviert werden muss. Und da natürlich viele Passagiere - leider - noch nicht gehört haben, dass zum Beispiel bei Flügen nach Amerika und auch bei Flügen nach England keine Flüssigkeiten ins Handgepäck gehören.

    Meurer: Welche Regeln gelten für das Handgepäck auf diesen Flugstrecken? Darf man Handgepäck überhaupt noch mitnehmen?

    Busch: Also zum Beispiel nach Amerika, da kann ich es Ihnen authentisch sagen, ist Handgepäck erlaubt, genauso wie in alle anderen Teile der Welt. Einzig die Mitnahme von Flüssigkeiten - und als Flüssigkeiten gelten eben nicht nur dünnflüssige Dinge wie Getränke oder auch Parfum, Rasierwasser und Ähnliches, sondern auch Cremes und Zahncreme und Rasierschaum und Ähnliches -, die gehören nicht ins Handgepäck, die müssen im aufgegebenen Gepäck befördert werden oder aber vor Betreten des Check-in-Raums vernichtet werden.

    Meurer: Ist es einfacher, zu kontrollieren, wenn solche Dinge sich im aufgegebenen Gepäck befinden, in den Koffern, als im Handgepäck?

    Busch: Ja, es ist insofern einfacher zu kontrollieren, als dann im Handgepäck eben nicht die Dinge auftauchen, die dann zu Diskussionen führen: Ja, warum darf ich es nicht mitnehmen? Im aufgegebenen Gepäck haben ja Flüssigkeiten keine Gefahr, weil der Passagier und eben auch gerade der potenziell böse Passagier, sprich: Terrorist, während des Fluges nicht an sein aufgegebenes Gepäck im Frachtraum gelangen kann.

    Meurer: Macht das eigentlich Sinn, Handgepäck nur auf bestimmten Strecken jetzt neu zu reglementieren - also Flüssigkeiten zu verbieten -, auf Strecken nach Großbritannien und USA, aber bei anderen Strecken und bei anderen Flugrouten ändert sich offenbar gar nichts?

    Busch: Tja, wissen Sie, das ist eine philosophische Frage, und da will ich nicht in Spekulationen einsteigen. Grundsätzlich gilt ja, dass die Behörden der entsprechenden Länder die Sicherheitsvorkehrungen vorgeben. Das gilt sowohl für diese Maßnahme, dass zum Beispiel im Handgepäck nach USA keine Flüssigkeiten sein dürfen, das ist eine Regel, die von der amerikanischen Luftverkehrsbehörde erlassen wurde und hier entsprechend umgesetzt wird, und das gilt auch generell für alle anderen Sicherheitsmaßnahmen. Nicht wir und nicht die Flughafengesellschaften generell oder die Fluggesellschaften bestimmen, was an Sicherheitsvorkehrungen neu dazukommt oder vielleicht auch gelockert wird, sondern die Behörden. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass in den nächsten Tagen, in den nächsten Wochen da die ein oder andere Vereinheitlichung weltweit stattfinden wird. Ob die dann weltweit zu einer entsprechenden Verschärfung führt oder ob man praktikable Lösungen findet, die dem Passagier ein bisschen mehr Flexibilität wieder geben, das vermag ich nicht vorherzusehen.

    Meurer: Für diejenigen, die jetzt fliegen wollen: Muss man mehr Zeit einplanen für die Kontrolle des Handgepäcks?

    Busch: Ja. Auf jeden Fall. Nicht nur für die Kontrolle des Handgepäcks. Sie sollten generell, wenn Sie einen Flug vor sich haben, genügend Zeit einplanen. Das fängt ja wirklich schon mit der Fahrt zum Flughafen an. Es kommt immer wieder vor, dass es zu irgendwelchen Staus auf den Zufahrtsstraßen kommt. Aber darüber hinaus ist natürlich auf Grund der aktuellen Situation auch mehr Zeit bei der Handgepäckkontrolle, mehr Zeit generell beim Check-in einzukalkulieren. Wenn Sie im Endeffekt dann Glück hatten, alles reibungslos lief und Sie eine halbe Stunde zu lange hier in Frankfurt noch Aufenthalt haben, ist das sicherlich eine Zeit, die man verschmerzen kann.

    Meurer: Für den Frankfurter Flughafen hat Fraport, Herr Busch, heute Morgen, haben Sie heute Morgen gute Zahlen gemeldet, Rekordzahlen an Flugpassagieren für den Monat Juli, für die Ferienzeit. Befürchten Sie, dass das Geschäft jetzt ein bisschen verhagelt wird?

    Busch: Nein. Das muss ich ganz ehrlich sagen, das kann ich mir nicht vorstellen. Wenn Sie sehen, dass wir hier allein in Frankfurt im Juli über fünf Millionen Passagiere hatten und dass gestern durch die zugegebenermaßen erheblichen Beeinträchtigungen im Verkehr von und nach Großbritannien hier ungefähr 1000 - manche sprechen auch von 2000 Passagieren - nicht fliegen konnten, dann sehen Sie schon an der Relation: Das ist unbedeutend. Der Verkehr hat sich heute wieder normalisiert. Man weiß natürlich nie, welche Auswirkungen es haben würde, wenn jetzt irgendwelche weiteren Verschärfungen kommen, wenn vielleicht sogar ganz andere Themen wieder virulent werden, wenn zum Beispiel kriegerische Ereignisse wie momentan im Nahen Osten plötzlich sich ausweiten würden, dann sind das alles Sachen, die unmittelbar im Luftverkehr sich widerspiegeln. Und das in der Tat könnte natürlich auch für Beeinträchtigungen sorgen. Aber wir müssen natürlich mit ein bisschen Optimismus rangehen. Und wie gesagt: Die gestrigen Erkenntnisse haben zumindest keine großen Auswirkungen auf die Verkehrszahlen.

    Meurer: Das war Klaus Busch, der Sprecher der Flughafenbetreibers in Frankfurt, Fraport. Besten Dank und auf Wiederhören, Herr Busch.

    Busch: Gern geschehen.