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Fördermittel
Bundestrainer wollen mehr Geld

Wie viel ist ein Trainer wert? Wie hoch sollte das Gehalt eines Bundestrainers sein? Und hilft es einem Verband mehr auf Masse als Klasse zu setzen? Also die vorhandenen Mittel vorzugsweise in die Einstellung von mehr Trainern zu investieren als einzelnen höhere Gehälter zu zahlen? Das ist angesichts der Leistungssportreform eine sehr heiß diskutierte Frage, denn damit verbunden ist schließlich auch der Anreiz für einen Trainer so einen Job in Deutschland überhaupt anzunehmen.

Von Moritz Cassalette | 09.06.2017
    UCI 2017 Track cycling Rad Radsport Bahnrad Bahn World Championships Hong Kong 16th April 2017 UCI 2017 Track Cycling World Championships. Womens Keirin second round. German trainer Detlef Uibel PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY UCI 2017 Track Cycling Wheel Cycling Track Railway World Championships Hong Kong 16th April 2017 UCI 2017 Track Cycling World Championships Women\u0026#39;s Keirin Second Round German team manager Detlef Uibel PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY
    Bahnrad-Bundestrainer Detlef Uibel fordert mehr Geld für sich und die anderen Bundestrainer. (Imago)
    2.960 Euro netto im Monat. So viel verdienen hauptamtliche Bundestrainer in Deutschland. Im Schnitt. Das geht aus einer noch nicht veröffentlichten Studie der Deutschen Sporthochschule in Köln hervor. "Ich fühle mich nicht wertgeschätzt", sagt Detlef Uibel, Bundestrainer der Bahnradsprinter: "Wobei ich mich da nicht mit Fußball vergleichen will. Das ist auch nicht unsere Ambition. Die meisten Trainer, die in den sogenannten Radsportarten arbeiten, sind Enthusiasten und Sporverrückte, die machen es nicht in erster Linie wegen des Geldes. Aber wenn man mal den Aufwand sieht, dann will man das natürlich dementsprechend auch prämiert wissen. Und das fehlt ganz einfach in Deutschland. Da sind wir weit weg und das ist sehr unbefriedigend."
    Hilferuf vom DOSB an die Politik
    Viele Trainer sind bereits ins Ausland gewechselt, weil sie dort viel besser verdienen und weil sie dort bessere Bedingungen haben. "Da können wir nicht mithalten", sagt Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag. "Gehälter wie sie in Katar beispielsweise gezahlt werden, da sind ja viele hingegangen oder auch in China, die werden wir in Deutschland nicht zahlen, weil das in keinem Verhältnis mehr stehen würde." Anfang des Jahres kam das Thema im Sportausschuss auf den Tisch.
    Was Ole Bischoff sagt, klingt schon fast wie ein Hilferuf. Der Judo-Olympiasieger von 2008 ist heute Vize-Präsident im Deutschen Olympischen-Sportbund (DOSB). "Liebe Bundestagsabgeordnete, nehmt euch diesem Problem an! Die Trainer brauchen mehr finanzielle Unterstützung. Ich denke, dass das einer der Hauptkritikpunkte ist. Bewilligt uns mehr Fördermittel."
    Geld für neue Trainer statt für höhere Gehälter
    "Das haben wir schon getan", entgegnet Dagmar Freitag. "Wir haben von Bundesseite die finanzielle Mittel für Bundestrainer kontinuierlich erhöht. Manchmal nutzen die Verbände das allerdings um neue Trainer einzustellen und nicht um die Vorhandenen besser zu bezahlen. Da haben wir dann wiederum keinen Einfluss drauf."
    Dem Berufsverband der Trainer im Deutschen Sport ist das Problem bekannt. Und seiner Chefin Dafni Bouzikou gefällt das auch nicht. "Gleichzeitig müsste man aber auch die Verbände ein bisschen Schutz nehmen, weil die wollen natürlich viele Angebote machen und setzen deshalb viele Trainer ein. Da beißt sich die Katze ein bisschen in den Schwanz. Da müssen mehr Gelder zur Verfügung gestellt werden für die Trainerinnen und Trainer."
    Bahnrad-Bundestrainer wünscht sich mehr Kommunikation
    Doch ob es die vom Bund geben wird, ist fraglich. 290 Bundestrainer werden gerade mit Steuergeldern bezahlt. Die angeschobene Reform der Sportförderung wird die Lage für die Trainer wohl auch nicht verbessern, glaubt Turn-Cheftrainerin Ulla Koch. Der DOSB verspricht das Gegenteil. Aber auch der Verband steht in der Kritik. Bahnrad-Bundestrainer Detlef Uibel findet deutliche Worte: "Was mich persönlich wirklich stört, ist, dass man als DOSB nicht in der Lage ist, auch mal zu sagen: ‚Okay, wir holen uns mal aus erfolgreichen Sportarten – und da zähle ich uns – die Leute und versucht mal darüber zu sprechen, wo drückt der Schuh, wo muss man die Stellschrauben anziehen, was ist eure Meinung.‘ Ich bin jetzt 30 Jahre im Geschäft beim Bund Deutscher Radfahrer, ich habe noch nie ein Gespräch in diese Richtung geführt."
    Und hierbei geht es auch nicht nur um Geld – vielen Trainern fehlt die Anerkennung. Der Trainer-Beruf wird offiziell nicht als Beruf angesehen. Und hinzukommt, dass viele Übungsleiter immer wieder nur befristete Verträge bekommen. Kein Wunder, dass viele da nicht mehr mitmachen wollen.