Sandra Schulz: Im Oktober waren sie beinahe auf Augenhöhe bei den Beliebtheitswerten, Bundeskanzlerin Angela Merkel und der SPD-Politiker Peer Steinbrück. Das war allerdings vor der Entscheidung, Steinbrück als Kanzlerkandidat ins Rennen zu schicken. Es folgten Diskussionen um Steinbrücks Nebenverdienste, zum Beispiel die 25.000 Euro, die er für einen Vortrag bei den Bochumer Stadtwerken bekommen hat, die insgesamt fast 1,5 Millionen Euro, die er als Redner innerhalb von drei Jahren insgesamt eingespielt hat, Despektierliches über billigen Wein und vor dem Jahreswechsel noch der Streit ums Kanzlergehalt. Seine Chancen, das ab Herbst zu beziehen, die sind jetzt so niedrig wie nie zuvor nach jüngsten Umfragen.
Wir wollen in den kommenden Minuten beim Thema bleiben. Am Telefon begrüße ich Manfred Güllner, den Leiter des Meinungsforschungsinstituts Forsa. Guten Tag!
Manfred Güllner: Ja schönen guten Tag.
Schulz: Ist das ein historischer Absturz?
Güllner: Historisch sollte man das nicht nennen, sondern es gibt ja Parallelen, etwa wenn man an Kurt Beck denkt, der, als er SPD-Vorsitzender wurde, mit einem gewissen Wohlwollen betrachtet wurde und dann mit jedem Auftritt, den er in Berlin hatte, wurden seine Konturen sichtbar, aber auch negativer. Und dann gab es ja auch so einen ähnlichen Absturz. Oder denken Sie an Scharping '93, '94, '95. Also historisch würde ich es nicht nennen, aber es ist eben ein dramatischer Absturz.
Schulz: Jetzt naht natürlich mit großen Schritten die Bundestagswahl. Ist so ein Abstand überhaupt noch aufzuholen?
Güllner: Nun, in den nächsten acht Monaten bis zur Bundestagswahl können natürlich noch Ereignisse eintreten, die die Meinungsbildungsprozesse der Menschen und Entscheidungsprozesse entscheidend beeinflussen. Aber wir wissen ja auch aus der Vergangenheit: Wenn ein Bild sich mal so verfestigt hat und im Falle Steinbrück negativ verfestigt hat, dann ist es sehr, sehr schwer, davon wieder herunterzukommen.
Schulz: Wir sprechen jetzt über die persönlichen Beliebtheitswerte. Wir haben ja nun keine Direktwahl. Wie wichtig sind da erfahrungsgemäß diese Beliebtheitswerte für den tatsächlichen Wahlausgang dann?
Güllner: Wenn man die Menschen fragt, sagen sie natürlich, sie würden sich rational verhalten und nur die Programme würden sie interessieren. Aber wir wissen ja aus der Wahlgeschichte auch in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, dass Personen immer eine extrem wichtige Rolle spielen. Das heißt, das Bild, was sich die Menschen vom SPD-Kandidaten Steinbrück machen, fließt natürlich ein in die Entscheidung, ob man das Kreuzchen bei der SPD oder nicht bei der SPD macht. Also man kann diesen Personenfaktor nicht hoch genug einschätzen.
Schulz: Bei welchen Wählern hat er, Steinbrück, oder auch die SPD denn besonders an Boden verloren?
Güllner: Die SPD hat ja - das muss man sich zunächst noch mal klar machen - die Hälfte ihrer Wähler in einem Jahrzehnt zwischen 1998 und 2009 verloren. 1998 haben noch über 20 Millionen SPD gewählt, 2009 waren es noch nicht mal zehn Millionen. Und das sind überwiegend Wähler, die man als Mitte der Gesellschaft, politische Mitte, soziologische Mitte, gesellschaftliche Mitte bezeichnen kann. Dort hat sie die meisten Wähler verloren und dort muss sie auch, wenn sie ein akzeptables Ergebnis haben will, einen Teil dieser Wähler wieder zurückholen. Und da punktet Steinbrück nach seiner Kandidatur nicht. Bevor man sich auf ihn geeinigt hat als Kandidaten, gab es durchaus Sympathien im deutschen Mittelstand für Steinbrück, weil er eben nicht den doch eher links geprägten Kurs der SPD vertreten hat. Das ist aber jetzt vollständig verloren gegangen, weil er sich ja versucht, seiner Partei anzunähern, und auch auf dem Parteitag versucht hat, mit dem Thema soziale Gerechtigkeit zu punkten, was wiederum die Mitte nicht so sonderlich interessiert.
Schulz: Kann man vor dem Hintergrund dieser Ausgangslage sagen, was Steinbrück tun müsste, um seine Beliebtheit zu steigern? Wenn er jetzt den Mund hält, dann gäbe es doch sicherlich den Vorwurf, jetzt verbiegt er sich.
Güllner: Es ist ein großes Dilemma jetzt für ihn. Wenn er sich seiner Partei annähert, verliert er die Mitte; nähert er sich seiner Partei nicht an, dann hat er Ärger mit dem linken Flügel. Und in der Tat verliert er seine Glaubwürdigkeit, wenn er mal so und mal so ein bisschen sich durch die Themen und die Problemlagen schlängelt. Also es ist ein großes Problem und ich wüsste im Augenblick auch nicht, was man ihm eigentlich raten soll.
Schulz: Jetzt sagt man - das zeigt auch die aktuelle Umfrage -, die SPD müsse nach einem anderen Kandidaten ausschauen. Aber gibt es da eine realistische Chance, dass die Wähler so einen Schwenk dann wiederum honorieren würden?
Güllner: Man muss ganz nüchtern feststellen, dass die SPD derzeit in einer Lage ist, wie sie nach dem Sturz von Helmut Schmidt Anfang der 80er-Jahre war, wo sie eigentlich keinen Kandidaten hatte, der hohe Akzeptanz bei den Wählern hatte. Und die Situation ist jetzt auch so: Man hat keinen Kandidaten vom Typus Helmut Schmidt oder auch Gerhard Schröder, der nun auch diese 20 Millionen noch '98 gewonnen hatte. Insofern ist ein Auswechseln des Kandidaten vielleicht für die Seele der Partei nützlich oder ich will ja nicht sagen ratsam, aber für die Seele der vielen Wähler, die die SPD zurückholen muss, glaube ich, würde das wenig bringen.
Schulz: Gibt es da Erfahrungswerte? Wenn es zu dem Tausch käme, wäre das ja recht spektakulär. Hat es so was schon mal gegeben? Wie haben die Wähler da reagiert?
Güllner: Ich kann mich jetzt ganz spontan auf die Schnelle nicht erinnern, dass es so was mal gegeben hat, mit Ausnahme bei der Bundespräsidenten-Kandidatenauswahl, wo Kohl mal Heitmann vorgeschlagen hatte und den aber nun so gut wie niemand wollte. Und der wurde dann auch ausgetauscht. Da hier nicht das Volk direkt gewählt hat, kann man das nicht vergleichen mit der jetzigen Situation.
Schulz: Und würde die Partei vielleicht stärker profitieren - das ist das Bild ja auch sehr gespalten -, wenn es an Steinbrück vielleicht auch deutliche Kritik aus den eigenen Reihen gäbe?
Güllner: Was den Seelenfrieden der SPD-Mitglieder anbelangt, da wäre sicherlich Sigmar Gabriel durchaus der Kandidat, der die Partei besser zusammenhalten kann. Aber das sind nur etwa 500.000. Und die SPD muss ja über die zehn Millionen, die sie noch als Wählersubstanz hat, eine ganze Menge hinaus gewinnen. Und ob die so was honorieren würden, da muss man wirklich Fragezeichen machen.
Schulz: Ich würde gerne noch mal darauf schauen, warum sich Steinbrück jetzt eigentlich so unbeliebt gemacht hat. Er nimmt für sich ja in Anspruch, Klartext zu reden, jetzt auch jüngst noch mal in der Diskussion ums Kanzlergehalt. Er hat ja auch in der Sache nichts Falsches gesagt. Es ist so, dass die Wirtschaftslenker da wesentlich mehr verdienen. Gleichzeitig wird er abgestraft für diese Diskussion. Heißt das nicht auch, dass die Menschen in Deutschland Politiker nicht schätzen, die Klartext sprechen?
Güllner: Ich glaube, hier ist etwas anderes passiert. Die Diskussionen über die Honorare und insbesondere dann so symbolisch wichtige Summen wie die von den Stadtwerken Bochum haben das Bild von Steinbrück in die Richtung Geldgier gelenkt. Und wann immer er jetzt noch über Geld redet, sei es des Kanzlerkandidaten, sei es sogar den Mindestlohn, wird dieses Bild wieder bestärkt, dass er eben nur über Geld redet und nicht über andere Dinge. Und das hat sich ja auch gezeigt:. Wir haben ja die Menschen gefragt, woran denkt ihr bei Steinbrück, und an erster Stelle stand dieses geldgierig in den verschiedensten Facetten. Dann kam Arroganz, dann kam Ungeschicklichkeit und dann in der Summe sagte man erst. unsympathisch. Und diese klare Kante, diese klare Aussprache, dieses zu sagen wie es ist, das wurde nur noch von einer Minderheit ihm zugeordnet.
Schulz: Die Kanzlerin genießt und schweigt jetzt. Was wäre der größte Fehler, den sie machen könnte?
Güllner: Der größte Fehler wäre, wenn sie sich sozusagen vom Kanzlerpodest herunter bewegen würde und versuchen würde, einen Konflikt mit Peer Steinbrück auf der Kandidatenebene zu führen. Ihre Stärke liegt ja darin, dass sie so etwas wie eine Präsidentenkanzlerin ist. Das hat sie in der Großen Koalition wundersam gepflegt und hat auch jetzt wieder versucht, sich als diejenige zu positionieren, die sich um die Interessen aller Menschen kümmert, zumindest vieler Menschen. Und das darf sie nicht aufgeben, wenn sie ihre Chance wahren will.
Schulz: Auf eine Zuspitzung würde ich mit Ihnen jetzt gerne noch eingehen auch aus dieser Umfrage. Danach liegt Steinbrück jetzt bei der Beliebtheit hinter Guido Westerwelle. Wie konnte das passieren?
Güllner: Das ist schon ein Kunststück, denn wir wissen ja, dass die beiden FDP-Exponenten Westerwelle und Rösler meist immer mit Herrn Lafontaine darum konkurriert haben, wer der unbeliebteste Politiker im Lande ist. Und wenn Steinbrück in diese Riege sozusagen abgestiegen ist, dann ist das schon katastrophal.
Schulz: Manfred Güllner, der Leiter des Meinungsforschungsinstituts Forsa, hier heute in den "Informationen am Mittag" im Deutschlandfunk. Haben Sie herzlichen Dank!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Wir wollen in den kommenden Minuten beim Thema bleiben. Am Telefon begrüße ich Manfred Güllner, den Leiter des Meinungsforschungsinstituts Forsa. Guten Tag!
Manfred Güllner: Ja schönen guten Tag.
Schulz: Ist das ein historischer Absturz?
Güllner: Historisch sollte man das nicht nennen, sondern es gibt ja Parallelen, etwa wenn man an Kurt Beck denkt, der, als er SPD-Vorsitzender wurde, mit einem gewissen Wohlwollen betrachtet wurde und dann mit jedem Auftritt, den er in Berlin hatte, wurden seine Konturen sichtbar, aber auch negativer. Und dann gab es ja auch so einen ähnlichen Absturz. Oder denken Sie an Scharping '93, '94, '95. Also historisch würde ich es nicht nennen, aber es ist eben ein dramatischer Absturz.
Schulz: Jetzt naht natürlich mit großen Schritten die Bundestagswahl. Ist so ein Abstand überhaupt noch aufzuholen?
Güllner: Nun, in den nächsten acht Monaten bis zur Bundestagswahl können natürlich noch Ereignisse eintreten, die die Meinungsbildungsprozesse der Menschen und Entscheidungsprozesse entscheidend beeinflussen. Aber wir wissen ja auch aus der Vergangenheit: Wenn ein Bild sich mal so verfestigt hat und im Falle Steinbrück negativ verfestigt hat, dann ist es sehr, sehr schwer, davon wieder herunterzukommen.
Schulz: Wir sprechen jetzt über die persönlichen Beliebtheitswerte. Wir haben ja nun keine Direktwahl. Wie wichtig sind da erfahrungsgemäß diese Beliebtheitswerte für den tatsächlichen Wahlausgang dann?
Güllner: Wenn man die Menschen fragt, sagen sie natürlich, sie würden sich rational verhalten und nur die Programme würden sie interessieren. Aber wir wissen ja aus der Wahlgeschichte auch in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, dass Personen immer eine extrem wichtige Rolle spielen. Das heißt, das Bild, was sich die Menschen vom SPD-Kandidaten Steinbrück machen, fließt natürlich ein in die Entscheidung, ob man das Kreuzchen bei der SPD oder nicht bei der SPD macht. Also man kann diesen Personenfaktor nicht hoch genug einschätzen.
Schulz: Bei welchen Wählern hat er, Steinbrück, oder auch die SPD denn besonders an Boden verloren?
Güllner: Die SPD hat ja - das muss man sich zunächst noch mal klar machen - die Hälfte ihrer Wähler in einem Jahrzehnt zwischen 1998 und 2009 verloren. 1998 haben noch über 20 Millionen SPD gewählt, 2009 waren es noch nicht mal zehn Millionen. Und das sind überwiegend Wähler, die man als Mitte der Gesellschaft, politische Mitte, soziologische Mitte, gesellschaftliche Mitte bezeichnen kann. Dort hat sie die meisten Wähler verloren und dort muss sie auch, wenn sie ein akzeptables Ergebnis haben will, einen Teil dieser Wähler wieder zurückholen. Und da punktet Steinbrück nach seiner Kandidatur nicht. Bevor man sich auf ihn geeinigt hat als Kandidaten, gab es durchaus Sympathien im deutschen Mittelstand für Steinbrück, weil er eben nicht den doch eher links geprägten Kurs der SPD vertreten hat. Das ist aber jetzt vollständig verloren gegangen, weil er sich ja versucht, seiner Partei anzunähern, und auch auf dem Parteitag versucht hat, mit dem Thema soziale Gerechtigkeit zu punkten, was wiederum die Mitte nicht so sonderlich interessiert.
Schulz: Kann man vor dem Hintergrund dieser Ausgangslage sagen, was Steinbrück tun müsste, um seine Beliebtheit zu steigern? Wenn er jetzt den Mund hält, dann gäbe es doch sicherlich den Vorwurf, jetzt verbiegt er sich.
Güllner: Es ist ein großes Dilemma jetzt für ihn. Wenn er sich seiner Partei annähert, verliert er die Mitte; nähert er sich seiner Partei nicht an, dann hat er Ärger mit dem linken Flügel. Und in der Tat verliert er seine Glaubwürdigkeit, wenn er mal so und mal so ein bisschen sich durch die Themen und die Problemlagen schlängelt. Also es ist ein großes Problem und ich wüsste im Augenblick auch nicht, was man ihm eigentlich raten soll.
Schulz: Jetzt sagt man - das zeigt auch die aktuelle Umfrage -, die SPD müsse nach einem anderen Kandidaten ausschauen. Aber gibt es da eine realistische Chance, dass die Wähler so einen Schwenk dann wiederum honorieren würden?
Güllner: Man muss ganz nüchtern feststellen, dass die SPD derzeit in einer Lage ist, wie sie nach dem Sturz von Helmut Schmidt Anfang der 80er-Jahre war, wo sie eigentlich keinen Kandidaten hatte, der hohe Akzeptanz bei den Wählern hatte. Und die Situation ist jetzt auch so: Man hat keinen Kandidaten vom Typus Helmut Schmidt oder auch Gerhard Schröder, der nun auch diese 20 Millionen noch '98 gewonnen hatte. Insofern ist ein Auswechseln des Kandidaten vielleicht für die Seele der Partei nützlich oder ich will ja nicht sagen ratsam, aber für die Seele der vielen Wähler, die die SPD zurückholen muss, glaube ich, würde das wenig bringen.
Schulz: Gibt es da Erfahrungswerte? Wenn es zu dem Tausch käme, wäre das ja recht spektakulär. Hat es so was schon mal gegeben? Wie haben die Wähler da reagiert?
Güllner: Ich kann mich jetzt ganz spontan auf die Schnelle nicht erinnern, dass es so was mal gegeben hat, mit Ausnahme bei der Bundespräsidenten-Kandidatenauswahl, wo Kohl mal Heitmann vorgeschlagen hatte und den aber nun so gut wie niemand wollte. Und der wurde dann auch ausgetauscht. Da hier nicht das Volk direkt gewählt hat, kann man das nicht vergleichen mit der jetzigen Situation.
Schulz: Und würde die Partei vielleicht stärker profitieren - das ist das Bild ja auch sehr gespalten -, wenn es an Steinbrück vielleicht auch deutliche Kritik aus den eigenen Reihen gäbe?
Güllner: Was den Seelenfrieden der SPD-Mitglieder anbelangt, da wäre sicherlich Sigmar Gabriel durchaus der Kandidat, der die Partei besser zusammenhalten kann. Aber das sind nur etwa 500.000. Und die SPD muss ja über die zehn Millionen, die sie noch als Wählersubstanz hat, eine ganze Menge hinaus gewinnen. Und ob die so was honorieren würden, da muss man wirklich Fragezeichen machen.
Schulz: Ich würde gerne noch mal darauf schauen, warum sich Steinbrück jetzt eigentlich so unbeliebt gemacht hat. Er nimmt für sich ja in Anspruch, Klartext zu reden, jetzt auch jüngst noch mal in der Diskussion ums Kanzlergehalt. Er hat ja auch in der Sache nichts Falsches gesagt. Es ist so, dass die Wirtschaftslenker da wesentlich mehr verdienen. Gleichzeitig wird er abgestraft für diese Diskussion. Heißt das nicht auch, dass die Menschen in Deutschland Politiker nicht schätzen, die Klartext sprechen?
Güllner: Ich glaube, hier ist etwas anderes passiert. Die Diskussionen über die Honorare und insbesondere dann so symbolisch wichtige Summen wie die von den Stadtwerken Bochum haben das Bild von Steinbrück in die Richtung Geldgier gelenkt. Und wann immer er jetzt noch über Geld redet, sei es des Kanzlerkandidaten, sei es sogar den Mindestlohn, wird dieses Bild wieder bestärkt, dass er eben nur über Geld redet und nicht über andere Dinge. Und das hat sich ja auch gezeigt:. Wir haben ja die Menschen gefragt, woran denkt ihr bei Steinbrück, und an erster Stelle stand dieses geldgierig in den verschiedensten Facetten. Dann kam Arroganz, dann kam Ungeschicklichkeit und dann in der Summe sagte man erst. unsympathisch. Und diese klare Kante, diese klare Aussprache, dieses zu sagen wie es ist, das wurde nur noch von einer Minderheit ihm zugeordnet.
Schulz: Die Kanzlerin genießt und schweigt jetzt. Was wäre der größte Fehler, den sie machen könnte?
Güllner: Der größte Fehler wäre, wenn sie sich sozusagen vom Kanzlerpodest herunter bewegen würde und versuchen würde, einen Konflikt mit Peer Steinbrück auf der Kandidatenebene zu führen. Ihre Stärke liegt ja darin, dass sie so etwas wie eine Präsidentenkanzlerin ist. Das hat sie in der Großen Koalition wundersam gepflegt und hat auch jetzt wieder versucht, sich als diejenige zu positionieren, die sich um die Interessen aller Menschen kümmert, zumindest vieler Menschen. Und das darf sie nicht aufgeben, wenn sie ihre Chance wahren will.
Schulz: Auf eine Zuspitzung würde ich mit Ihnen jetzt gerne noch eingehen auch aus dieser Umfrage. Danach liegt Steinbrück jetzt bei der Beliebtheit hinter Guido Westerwelle. Wie konnte das passieren?
Güllner: Das ist schon ein Kunststück, denn wir wissen ja, dass die beiden FDP-Exponenten Westerwelle und Rösler meist immer mit Herrn Lafontaine darum konkurriert haben, wer der unbeliebteste Politiker im Lande ist. Und wenn Steinbrück in diese Riege sozusagen abgestiegen ist, dann ist das schon katastrophal.
Schulz: Manfred Güllner, der Leiter des Meinungsforschungsinstituts Forsa, hier heute in den "Informationen am Mittag" im Deutschlandfunk. Haben Sie herzlichen Dank!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.