Sydney, Forschungsfarm des Pharmamultis Novartis, Fütterung in den Schafställen. 100 Tiere leben hier in zehn Koben, übersichtlich angeordnet mit viel Platz. Artgerechte Haltung – sieht man davon ab, dass diese Schafe niemals in freier Natur leben werden.
Rolf Hotz: Wir sind hier im so genannten Highjet, das ist eine Spezialität in Australien, wo wir Jungschafe aufziehen, die durch diese spezielle Anlage gehen – man sieht, dass der Kot nach unten durchfällt – wo wir verhindern möchten, dass sich die Schafe mit Würmern infizieren.
Rolf Hotz ist Veterinärmediziner und leitet die Abteilung "Parasitologie" am australischen Forschungszentrum Yarrandoo der Firma Novartis. In wenigen Wochen schon testen die Wissenschaftler an den 100 Schafen Impfstoffe und Medikamente gegen Parasiten. Aussagekräftige Resultate erhalten sie aber nur bei optimal gesunden Tieren. Eile ist übrigens geboten: Australien gilt immer noch als Agrarland – 18 Mio Einwohnern stehen 118 Mio Schafe gegenüber. Unbehandelt würden mehr als ein Drittel der Tiere an parasitären Krankheiten zugrunde gehen.
Darmparasiten sind weltweit ein Probleme, aber hier in Australien ist es ein großes Problem, da wir zunehmend Resistenzen haben und zunehmend Probleme überhaupt, die Haustiere, also Schafe und Rinder wurmfrei zu halten.
Wirklich wirksame Medikamente fehlen aber bisher, weshalb die Biochemiker in den angrenzenden Laboren fieberhaft neue Substanzen testen.
Sie sehen hier Fliegenlarven, die sich entweder entwickelt haben oder nicht, je nach dem, ob die Substanz dagegen wirkt oder nicht, auf der anderen Seite sehen Sie hier mites – weiß jemand was mites heißt? – das sind also Milben, Hühnermilben, deswegen haben wir draußen diese Hühner, da testen wir auch die hier auf diesen kleinen Mikrotiterplatten, ob da eine Substanz aktiv ist.
Naturstoffscreening heißt das Zauberwort, man könnte allerdings auch von der Suche einer Nadel im Heuhaufen sprechen. Das Prinzip ist denkbar einfach: Die Natur hat in Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen im Laufe der Entwicklung viele Milliarden biochemische Substanzen geschaffen. Einige dieser Substanzen sind pharmazeutisch wirksam – Antibiotika etwa, die in Pilzen produziert werden. Weil niemand weiß, welche Substanzen wie wirken, werden sie Massentests unterzogen. Dafür isolieren die Forscher zunächst einmal die zu untersuchenden Substanzen; das Novartisteam nimmt dafür Bodenbakterien, züchtet sie in Nährflüssigkeit und produziert daraus schließlich einen Rohextrakt.
Kristin Heiland: Wir reden hier also von Rohextrakten, die von Mikroorganismen hergestellt werden, und diese Rohextrakte können bis zu 150 verschiedene Verbindungen enthalten, und sobald wir wissen, ob der Rohextrakt aktiv ist, kommt der nächste Schritt, dann herauszufinden, was ist denn nun eigentlich aktiv in diesem Rohextrakt.
Eine mühselige Arbeit – sagt Kristin Heiland, Chemikerin bei Novartis. Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit eines raschen Erfolges vergleichsweise hoch: Die Extrakte und Einzelsubstanzen werden nämlich nicht wie üblich auf Enzymen getestet, sondern auf Fliegen, Flöhen und Würmern – also auf Parasiten.
Rolf Holtz: Der Vorteil ist eindeutig, dass wir gleich wissen, wenn das wirkt, dann wirkt’s wirklich am Parasit. Wenn wir an einem Enzym oder eine andere kleinmolekulare Struktur testen, dann wissen wir noch lange nicht, was dann wirklich eines Tages passiert in der Natur draußen, aber hier wissen wir, diese Substanz wirkt tatsächlich gegen den Parasiten.
150.000 Substanzen durchlaufen so pro Jahr die Yarrandoo-Labore bei Sydney – die allermeisten, 99,99 Prozent – erweisen sich Nieten! Doch damit können die Forscher leben. Sie hoffen auf die eine wirklich wirksame Substanz, die den Beginn eines neuen Medikamentes markiert.
Rolf Hotz: Wir sind hier im so genannten Highjet, das ist eine Spezialität in Australien, wo wir Jungschafe aufziehen, die durch diese spezielle Anlage gehen – man sieht, dass der Kot nach unten durchfällt – wo wir verhindern möchten, dass sich die Schafe mit Würmern infizieren.
Rolf Hotz ist Veterinärmediziner und leitet die Abteilung "Parasitologie" am australischen Forschungszentrum Yarrandoo der Firma Novartis. In wenigen Wochen schon testen die Wissenschaftler an den 100 Schafen Impfstoffe und Medikamente gegen Parasiten. Aussagekräftige Resultate erhalten sie aber nur bei optimal gesunden Tieren. Eile ist übrigens geboten: Australien gilt immer noch als Agrarland – 18 Mio Einwohnern stehen 118 Mio Schafe gegenüber. Unbehandelt würden mehr als ein Drittel der Tiere an parasitären Krankheiten zugrunde gehen.
Darmparasiten sind weltweit ein Probleme, aber hier in Australien ist es ein großes Problem, da wir zunehmend Resistenzen haben und zunehmend Probleme überhaupt, die Haustiere, also Schafe und Rinder wurmfrei zu halten.
Wirklich wirksame Medikamente fehlen aber bisher, weshalb die Biochemiker in den angrenzenden Laboren fieberhaft neue Substanzen testen.
Sie sehen hier Fliegenlarven, die sich entweder entwickelt haben oder nicht, je nach dem, ob die Substanz dagegen wirkt oder nicht, auf der anderen Seite sehen Sie hier mites – weiß jemand was mites heißt? – das sind also Milben, Hühnermilben, deswegen haben wir draußen diese Hühner, da testen wir auch die hier auf diesen kleinen Mikrotiterplatten, ob da eine Substanz aktiv ist.
Naturstoffscreening heißt das Zauberwort, man könnte allerdings auch von der Suche einer Nadel im Heuhaufen sprechen. Das Prinzip ist denkbar einfach: Die Natur hat in Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen im Laufe der Entwicklung viele Milliarden biochemische Substanzen geschaffen. Einige dieser Substanzen sind pharmazeutisch wirksam – Antibiotika etwa, die in Pilzen produziert werden. Weil niemand weiß, welche Substanzen wie wirken, werden sie Massentests unterzogen. Dafür isolieren die Forscher zunächst einmal die zu untersuchenden Substanzen; das Novartisteam nimmt dafür Bodenbakterien, züchtet sie in Nährflüssigkeit und produziert daraus schließlich einen Rohextrakt.
Kristin Heiland: Wir reden hier also von Rohextrakten, die von Mikroorganismen hergestellt werden, und diese Rohextrakte können bis zu 150 verschiedene Verbindungen enthalten, und sobald wir wissen, ob der Rohextrakt aktiv ist, kommt der nächste Schritt, dann herauszufinden, was ist denn nun eigentlich aktiv in diesem Rohextrakt.
Eine mühselige Arbeit – sagt Kristin Heiland, Chemikerin bei Novartis. Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit eines raschen Erfolges vergleichsweise hoch: Die Extrakte und Einzelsubstanzen werden nämlich nicht wie üblich auf Enzymen getestet, sondern auf Fliegen, Flöhen und Würmern – also auf Parasiten.
Rolf Holtz: Der Vorteil ist eindeutig, dass wir gleich wissen, wenn das wirkt, dann wirkt’s wirklich am Parasit. Wenn wir an einem Enzym oder eine andere kleinmolekulare Struktur testen, dann wissen wir noch lange nicht, was dann wirklich eines Tages passiert in der Natur draußen, aber hier wissen wir, diese Substanz wirkt tatsächlich gegen den Parasiten.
150.000 Substanzen durchlaufen so pro Jahr die Yarrandoo-Labore bei Sydney – die allermeisten, 99,99 Prozent – erweisen sich Nieten! Doch damit können die Forscher leben. Sie hoffen auf die eine wirklich wirksame Substanz, die den Beginn eines neuen Medikamentes markiert.