Angesichts der sozialen Verwerfungen nach Kriegsende mühten sich die beiden deutschen Nachfolgestaaten schnell um Orientierung und Stabilität. Während der Osten eine sozialistische Perspektive ausrief, die eigene Werte verhieß, ereignete sich im Westen eine Rekonstruktion.
Konsum und Wohlstand, geordnete Bürgerlichkeit ohne Bezug zur NS-Zeit, traditionelle Entwürfe von Familie und Ehe waren die Wegmarken der Nachkriegsgesellschaft. Die kurze emanzipatorische Zeit der Frauen, die nach Kriegsende 1945 die Enttrümmerungsarbeit und soziale Versorgung übernahmen, wurde vergessen gemacht.
Zwischen Selbstbehauptung und Ächtung
Doch Opern Rolf Liebermanns wie „Leonore 40/45“ oder „Penelope“ reflektieren dieses sozial progressive Moment in realistischen Liebessujets. Sie spiegeln aber auch das erneute Schwinden weiblicher Handlungsoptionen. Boris Blachers „Die Flut“ oder Carl Orffs „Bernauerin“, beide 1947 uraufgeführt, beharren hingegen auf passiveren Frauenentwürfen.
In allen genannten Bühnenwerken sind die handelnden Frauengestalten gewissermaßen am Leben – in Paul Dessaus „Verhör des Lukullus“ nach einem Hörspiel von Bertold Brecht agieren alle Personen vom einem Totenreich aus. Dort ringen sie allegorisch um die Bewertung eines verstorbenen Feldherrn.
Die Frau, die neben dem Leben auch den Sohn im Kriegszug verlor, ein Fischweib, versteht als einzige den Krieg als Verbrechen und ruft zur Verurteilung auf.