Forum neuer Musik 2024: Izmir als Musikstadt
Mit westlichem Antlitz

Die Geburtsstätte der modernen Türkei gilt als offen und liberal. Ost und West begegnen sich hier, beispielsweise bei den neu gegründeten Tagen neuer Musik. Ebenso findet sich Traditionelles. In Izmir existieren heute verschiedene Musikwelten mit- und nebeneinander.

Von Egbert Hiller |
Blick auf alte Säulen vor einer Kulisser moderner Häuser in Izmir.
Izmir, früher Smyrna, ist mit rund 4,4 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt der Türkei. (Deutschlandradio / Egbert Hiller)
Die türkische Musikologin Dilara Turan bezeichnet Izmir heute als „das westliche Gesicht“ ihres Landes. Die Offenheit für Kunst und Kultur ist hier groß – auf dem Feld der Musik gilt sie der Tradition wie den Innovativen. Impulse des Aufbruchs gibt es auch in der Szene der Neuen Musik.
Diesbezüglich die zentrale Akteurin ist die Komponistin Füsun Köksal. Nach Studienaufenthalten in Köln und Chicago kehrte sie in ihre Heimat zurück und rief 2019 die „Tage für Neue Musik Izmir“ ins Leben. Das an der Yasar Universität ansässige Festival versteht sich als Begegnungsort für junge Komponierende aus Ost und West.
Spuren und Echos der Geschichte
Die Vier-Millionen-Metropole an der Ägäisküste gilt als Geburtsstätte der modernen Türkei. 1922 schlug ihre Armee hier eine griechische Invasion zurück und setzte die Stadt – damals noch Smyrna genannt – in Brand. Infolge der Zerstörungen ging die alte Identität als multikulturelles und kosmopolitisches Zentrum verloren. Anderseits legten Brand und militärischer Sieg den Grundstein für einen neuen, an europäischen Vorbildern orientierten Nationalstaat.
Blick vom Meer aus auf Izmir, das eine moderne Kulisse zeigt.
Mit Blick auf die modernen Bauten am Meer wird kaum bewusst, dass Izmir eine der ältesten Siedlungen des Mittelmeerraums ist. (Deutschlandradio / Egbert Hiller)
Autor Egbert Hiller fragt in seiner Sendung auch nach kulturellen Bezügen zwischen gestern und heute. Dilara Turan, die am Istanbuler „Center for Advanced Studies in Music“ forscht, liefert dazu eine Innensicht der musikalischen Verbindungen zwischen Izmir und Istanbul. Martin Greve skizziert die Kulturförderung in der Türkei – er erklärt, wie sich wandelnde Verhältnisse in der Gesellschaft und Krisensituationen auf die Bedingungen für Musikschaffende auswirken.