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Frankfurter Buchmesse 2019
"Die Probleme der Gegenwart dulden keinen Aufschub"

"Wir versuchen mit Instrumenten des 20. die Probleme des 21. Jahrhunderts in den Griff zu kriegen", sagte Autor Sascha Lobo auf der Dlf-Bühne in Frankfurt. Die Gesellschaft werde zwar kurz und kollektiv wach gerüttelt, doch - ergänzte Autor Philip Schönthaler, es werde trotzdem wenig in Gang gebracht.

Sascha Lobo und Philipp Schönthaler im Gespräch mit Angela Gutzeit | 17.10.2019
Sascha Lobo am Messestand beim Deutschlandfunk Kultur.
Publizist, Blogger und Podcaster Sascha Lobo. (Deutschlandradio/ David Kohlruss)
Klimawandel, Migrationsbewegungen, wirtschaftliche und digitale Globalisierung: Sie verändern unser Leben tiefgreifend und werfen drastische Fragen an die Zukunft auf. Der Publizist, Blogger und Podcaster Sascha Lobo gibt in seinem Sachbuch "Realitätsschock" Antworten auf die Frage, wie wir uns für die Zukunft rüsten sollten. Philipp Schönthaler setzt mit seinem neuen Roman "Der Weg aller Wellen. Leben und Dienste II" die in seinem Erzählband "Vor Anbruch der Morgenröte. Leben und Dienste I" begonnene Auseinandersetzung mit Technik, Digitalisierung und unserem zukünftigem Zusammenleben fort.
Sascha Lobo und Philipp Schönthaler im Gespräch auf der Deutschlandradio-Bühne der Frankfurter Buchmesse 2019
Sascha Lobo und Philipp Schönthaler auf der Deutschlandradio-Bühne der Frankfurter Buchmesse 2019 (Deutschlandradio / David Kohlruss)
Sascha Lobo sieht in den gegenwärtigen gesellschaftlichen Ausprägungen einen "Realitätsschock". "Dass es eine größere Zahl von Menschen begreift – huch! – die Welt ist anders als wir gedacht oder gehofft haben. Das ist natürlich nicht wie bei einem Individuum ein Schock, der nur eine Sekunde dauert oder eine Minute, das ist eher ein Prozess, der aber gesellschaftlich im großen Kollektiv spürbar ist."
Pendlerpauschale als Antwort auf Fridays for Future
Philipp Schönthaler sieht nach diesen Schockmomenten, wie beispielsweise den Offenlegungen Edward Snowdens, zwar das Erkennen eines Problems, jedoch wenige gesellschaftliche Bestrebungen, diese Probleme auch tatsächlich anzugehen:
"Das war auch so ein Schockmoment, doch eigentlich ging es danach genau so weiter und hat zu keinen Veränderungen geführt. Insofern passiert da strukturell schon etwas, aber ich würde sagen, auf einer Handlungsebene Einzelner läuft es doch anders."
Sascha Lobo fügt beim Thema Klimawandel an: "Da gehen also eine Millionen Kinder und Jugendliche auf die Straße und die Antwort der großen Koalition ist irgendwas mit "Pendlerpauschale", die sich irgendjemand in den 70ern ausgedacht hat und die überhaupt nichts mehr mit einem strukturellen Handeln und einem angemessenen Reagieren auf diese Katastrophe, die auf uns zu kommt, zu tun hat. Wir versuchen mit Instrumenten des 20. Jahrhunderts die Probleme des 21. Jahrhunderts in den Griff zu kriegen."